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Berlin: Nachts U-Bahn fahren statt Bus: Nur Strieder muss noch zustimmen

BVG hat fertige Pläne an den Senat übergeben, im Juni soll es losgehen

Die Pläne sind ausgearbeitet, und eigentlich könnte es bald losgehen: Zum Fahrplanwechsel im Juni will der Verkehrsbetrieb den seit langem angekündigten durchgehenden Nachtverkehr am Wochenende bei der U-Bahn einführen. Der Dämpfer kommt aber von Stadtentwicklungssenator Peter Strieder. Den Nachtverkehr der U-Bahn will er nur genehmigen, wenn dadurch keine zusätzlichen Kosten entstehen. Außerdem kündigt er an, dass es in Zukunft Einschränkungen im BVG- und S-Bahn-Angebot geben wird.

Dabei hat die BVG nach Informationen des Tagesspiegels bereits ein kostenneutrales Konzept entwickelt. Das aber schmort seit Januar in Strieders Verwaltung. Dadurch ist der Start am 15. Juni gefährdet. Ab diesem Tag will die BVG auf fast allen Linien nachts im 15-Minuten-Takt durchfahren, und zwar in den Nächten zu Sonnabenden, Sonntagen und Feiertagen. Ausgenommen vom Nachtverkehr wird nur die kurze U4 in Schöneberg, das Endstück der U7 zwischen Jakob-Kaiser-Platz und Spandau, und der Abschnitt Ruhleben – Theodor-Heuss-Platz auf der U2. Die U1/U15 fährt nur zwischen Uhlandstraße und Warschauer Straße, also nicht nach Dahlem. Da das Nachtbusnetz entsprechend reduziert werden soll, sei das Konzept „kostenneutral“, hieß es, zudem soll etwas Geld gespart werden durch „geringe Kompensationen im Tagesverkehr“. An den restlichen Wochentagen mache ein Nachtverkehr keinen Sinn, da zu wenig Fahrgäste unterwegs seien.

Strieders Sprecherin bestätigt, dass dieses Konzept im Hause vorliege – es werde gerade geprüft. In der kommenden Woche soll es ein Gespräch über Details geben. Wie es in Strieders Behörde hieß, sei das Konzept „nicht in allen Punkten plausibel“. Der Senat vermisse unter anderem Überlegungen, wie der wichtige Nacht-Umsteigeknoten Hackescher Markt eingebunden wird; zudem fehle eine Abstimmung mit der S-Bahn, die schon jetzt am Wochenende die Nacht durchfährt.

Die BVG ärgert sich über die Langsamkeit. „Das Konzept liegt seit Mitte Januar bei Strieder“, hieß es in der BVG-Spitze. „Wir wollen das im Juni einführen.“ Diskutiert wird seit Jahren. Bereits 2001 sollten nachts überall U-Bahnen rollen, was damals an den hohen Kosten scheiterte. Für Fahrgäste hat die U-Bahn Vorteile: Das Netz aus wenigen Linien ist allen bekannt, das komplizierte Nachtbusnetz jedoch nicht – zudem fahren die Busse meist nur alle 30 Minuten. Seit dem Mauerfall fährt die BVG auf den Linien 9 und 12 am Wochenende rund um die Uhr – zur Freude der Fahrgäste im Westteil der Stadt. Der Osten bleibt außen vor. Dort hatte es in den 50er Jahren Nachtbetrieb gegeben.

Fahrgäste müssen sich auch auf Verschlechterungen einstellen. „Das Land wird weniger Verkehr als heute bezahlen können“, sagte Stadtentwicklungssenator Peter Strieder (SPD) jetzt dem Tagesspiegel. Zuvor hatte auch bereits BVG-Chef Andreas Graf von Arnim erklärt, das Netz sei in einigen Teilen überdimensioniert. Die Einschränkungen werden als „Optimierung des Angebots“ bezeichnet. Die ersten Schritte dazu hat die BVG bereits zum Fahrplanwechsel am 6. Januar unternommen – und damit Ärger unter Stammkunden ausgelöst. Statt alle 10 Minuten können Busse beim „optimalen Angebot“ zum Beispiel auch nur alle 20 Minuten kommen. Denkbar ist auch, die Betriebszeit zu verkürzen oder Linien einzustellen.

Strieder will sicherstellen, dass es im Berufsverkehr keine Einschränkungen gibt. Der Freizeitverkehr könne nicht wie bisher aufrechterhalten werden. „Wir können es uns nicht leisten, heiße Luft durch die Stadt zu fahren“, sagte Strieder angesichts einer Auslastung der Bahnen und Busse von weniger als 50 Prozent im Durchschnitt. Selbst wenn es der BVG gelingen sollte, die heutige Leistung zu günstigeren Kosten anzubieten, ist dies keine Garantie für ein gleichbleibendes Angebot. Das eingesparte Geld könne dann auch woanders verwendet werden.

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