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Berlin: Nackte Männer-Tatsachen

Verleger von Pornografievorwurf freigesprochen

Für jeden Monat ein nackter Mann. Ein solcher Kalender ist Geschmacksfrage, aber kein Sündenfall. Doch wie geht man mit Abbildungen von Männern mit erigiertem Penis um? Mit einer Anklage wegen Pornografie, entschied die Staatsanwaltschaft. Damit begann für Verleger Bruno Gmünder ein jahrelanger Rechtsstreit. Seit gestern aber weiß er, dass er die Grenzen nicht überschritten hat: Er durfte die fraglichen Kalender für das Jahr 2004 unbeanstandet verbreiten.

Gmünder ist seit Anfang der 80er Jahre als Verleger tätig. Er versteht sich als Wegbereiter schwuler Emanzipation. Als er in der Verhandlung vor dem Berliner Kammergericht stärker in dieses Thema einsteigen wollte, warf die Vorsitzende Richterin ein: „Hier geht es nicht um Homosexualität.“ Geprüft wurde ein Freispruch des Amtsgerichts Tiergarten, gegen den die Staatsanwaltschaft Revision eingelegt hatte. Die Vorinstanz hatte die beanstandeten Nacktfotos unter die Lupe genommen und befunden: „Die Erektion hat keine überragende Bedeutung im Gesamtkontext der Bilder.“ Es handele sich um Ganzkörperakte – der jeweils abgebildete Mann werde nicht auf das Genital reduziert. Es seien zudem selbstbewusste Männer zu sehen, die sich erkennbar gern fotografieren ließen. Sie würden nicht zum „bloßen Objekt der Begierde“ degradiert.

„Die Pornografie verändert sich ständig mit den Inhalten, Bedeutungen und Grenzen sozialer Kommunikation“, heißt es in den Gesetzen. Für das Kammergericht war die Frage im vorliegenden Fall nicht schwierig. Die Fotos der umstrittenen Kalender seien nicht reißerisch auf die Erregung sexueller Reize ausgerichtet und sexuelle Vorgänge nicht „grob aufdringlich“ in den Vordergrund gestellt worden: „Penisse sind nur im unteren Drittel zu sehen.“ K. G.

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