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Das alte Ding muss weg. Die Brücke, über die einst S-Bahnen rollten, wird abgerissen.

© André Görke

Nächstes Jahr: Alte S-Bahnbrücke über dem Teltowkanal wird abgerissen

Seit 1913 schwebt sie über dem Teltowkanal, bis zum Mauerbau rollten S-Bahnzüge über sie - nun wird die alte Brücke gleich neben der A 115 abgerissen.

Es soll nie wieder ein Zug fahren. Die alte Eisenbahnbrücke der stillgelegten Friedhofsbahn nach Stahnsdorf wird abgerissen. Das kündigte Bahn-Sprecher Gisbert Gahler jetzt an. Die DB Netz AG plane den Abriss der Eisenbahnüberführung über dem Teltowkanal noch innerhalb dieses, spätestens im Verlauf des nächsten Jahres. Man fürchte, herunterfallende Brückenteile könnten den Schiffsverkehr auf dem Kanal gefährden. So sei die Holzabdeckung der Brücke bereits durch eine Brandstiftung schwer beschädigt worden.

Vielen Befürwortern einer Wiederinbetriebnahme der rund 4,2 Kilometer langen S-Bahn-Strecke zwischen Berlin-Wannsee und Stahnsdorf gilt die rostige Gitterfachwerkbrücke als eine Art Wahrzeichen der noch immer nicht verwundenen Teilung Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg. 1961 fuhr die letzte S-Bahn auf der Strecke, die in diesem Jahr vor 100 Jahren eröffnet worden war.

Mit einer Gedenkveranstaltung, dem Aufbau eines historischen Haltesignals und dem Freilegen des Bahnsteigs am alten Stahnsdorfer S-Bahnhof, wurde erst im Sommer an das Jubiläum erinnert – verknüpft mit der Forderung nach Wiederinbetriebnahme der Strecke. Bürgermeister, Landtags- und Bundestagsabgeordnete der Region, Interessenvereine und auch die Evangelische Kirche machten nicht nur dort immer wieder darauf aufmerksam, dass der deutsch-deutsche Einigungsvertrag vorsieht, Bahnstrecken, die durch den Mauerbau unterbrochen wurden, wiederherzustellen.

„Wegen fehlenden Verkehrsbedarfs besteht seitens der Bahn kein Interesse am Wiederaufbau der weitgehend zurückgebauten Strecke“, teilte Bahnsprecher Gahler jetzt mit. Gleiches gelte für den Betrieb der Linie. Zudem hätten die Länder Berlin und Brandenburg die Strecke bisher nicht in ihre Verkehrsentwicklungsplanung aufgenommen. Das gilt als eine Voraussetzung für den Wiederbetrieb. Dabei hatte die Bahn selbst lange Zeit die alte Eisenbahnbrücke über dem Teltowkanal bewahrt. Erst seit im Jahr 2010 eine Klage der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz zum Wiederaufbau der ehemaligen Friedhofsbahn scheiterte, habe man begonnen, sich Gedanken um den Abriss des Stahlkolosses mit einer Spannweite von 62 Metern zu machen. Bis zu diesem Zeitpunkt, so Gahler, seien seitens der DB Netz AG keine Aktivitäten unternommen worden, „die die vorhandene tatsächliche und rechtliche Situation änderten“. Allerdings wurde auf Berliner Seite der Friedhofsbahn mit Endhaltestelle Südwestkirchhof schon früher mit dem Abriss der ersten Bahnbrücken begonnen: Im Jahr 1986 trug man die Brücke über dem Kurfürstenweg ab, ein Jahr später verschwand die Brücke über dem Gestellweg. Im Jahr 1992 wurde eine weitere Brücke in Höhe des Betriebswerkes Wannsee abgerissen.

Seit drei Jahren liefen nun auch die Planungen zum Rückbau der Eisenbahnbrücke über dem Teltowkanal. Man wolle damit die hohen Kosten für die Wahrnehmung der Verkehrssicherungspflicht zukünftig einzusparen, sagte Gahler. Die Bahn stelle den Kommunen der Region Teltow frei, die Brücke zu bewahren. Dazu müssten sie das Bauwerk erwerben und anschließend sanieren. Es könnte dann von Fußgängern oder Fahrradfahrern genutzt werden. Entsprechende Überlegungen hatte es in Stahnsdorf und Kleinmachnow bereits zum Deutschen Wandertag vor einem Jahr gegeben. Parallel zum ohnehin geplanten Ausbau der Wanderwege entlang des Teltowkanals könnte die begehbare Brücke eine gute Verknüpfung von einer Seite des Kanals zur anderen darstellen.

Profitieren könnten neben Wanderern auch der Campingplatz Dreilinden auf Kleinmachnower Seite. In direkter Nachbarschaft der Brücke würden die Besucher von hier aus ihre Touren starten können, ohne Umwege bis zu der nächsten begehbaren Brücke über dem Teltowkanal an der Machnower Schleuse in Kauf nehmen zu müssen. Derlei kommunale Absichten seien jedoch bislang nicht an die Bahn herangetragen worden, sagte jetzt Bahnsprecher Gahler. Deshalb werden die Planungen zum Abriss der Eisenbahnüberführung weitergeführt.

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