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Vom steigenden Grundwasser bedroht: Der Keller des Roten Rathauses in Berlin muss immer wieder ausgepumpt werden.

© dpa / picture alliance

Nässe bedroht Rotes Rathaus: Millionenschäden in Berlin durch steigendes Grundwasser

Es kriecht von unten heran, ist kaum zu bremsen - und schädigt denkmalgeschützte Wahrzeichen, Amtsgerichte, Kulturstätten und Keller von Privathäusern: Steigendes Grundwasser verursacht in Berlin Millionenschäden, hat jetzt der Senat bestätigt.

Prominentestes Opfer ist derzeit das Rote Rathaus, dessen nasser Keller immer wieder ausgepumpt werden muss. Insgesamt seien in Berlin aber mehr als 50 öffentliche Gebäude mit stadtweiter Ausstrahlung bedroht, darunter auch das Konzerthaus am Gendarmenmarkt, zudem Amtsgerichte und Polizeidienststellen.

Diese Informationen ergeben sich aus einer Antwort der Finanzverwaltung auf eine parlamentarische Anfrage der CDU. Die Kosten gehen berlinweit in die Millionen, berichtete die RBB-Abendschau am Freitagabend.

Nach Auskunft der Finanzverwaltung  ist das Gebäude nicht oder unzureichend abgedichtet. Das Rote Rathaus ist eines der Wahrzeichen Berlins und Sitz des Regierenden Bürgermeisters Klaus Wowereit (SPD), es wurde aus rotem Ziegelstein zwischen 1861 und 1869 errichtet.

Der "dramatisch ansteigende Grundwasserpegel ist auch ein hohes Risiko für private Haushalte und öffentliche Gebäude", erklärte dazu Finanzsenator Ulrich Nußbaum (parteilos). Auch diese Risiken müssten bei der Ausgestaltung eines bundesweiten Hochwasserfonds berücksichtigt werden. Neben dem denkmalgeschützten Regierungssitz stehen etwa 50 weitere öffentliche Gebäude auf der Liste der Häuser mit bestehenden oder drohenden Nässeschäden. Darunter sind auch das Konzerthaus Berlin am Gendarmenmarkt sowie die Bezirksämter Reinickendorf und Mitte. Auch am Gebäude von Polizei und Senatsverwaltung für Bildung und am Amtsgericht Tempelhof-Kreuzberg seien bereits Schäden zu erkennen. 

In den vergangenen fünf Jahren seien für die Abdichtung von Gebäuden und die Beseitigung bereits eingetretener Schäden Kosten von fast vier Millionen Euro entstanden, war von der Abendschau-Redaktion weiter zu erfahren. Allein die Bezirksämter Neukölln und Reinickendorf rechnen für die kommenden zehn Jahre mit weiteren Kosten in Höhe von fast 3,5 Millionen Euro. Die Nässe füge dem Berliner Rathaus aber laut einer Sprecherin keine so großen Schäden zu, dass bauliche Maßnahmen nötig seien.

Die Lage ist in Berlin mittlerweile so dramatisch, weil der Wasserverbrauch seit der Wende und dem Niedergang zahlreicher Industriebetriebe in Berlin extrem gesunken ist, erklärte Stefan Natz, Sprecher der Berliner Wasserbetriebe, dem Tagesspiegel am Freitagabend. Zudem liege die Stadt in einem Urstromtal. In den Jahren 2011 und 2012 zusammen verbrauchten die Berliner beim Duschen, Waschen und durch sparsamere Haushaltsgeräte zusammen so viel wie im ganzen Jahr 1989, bilanzierte Natz. So liegt der Grundwasserspiegel inzwischen teils nur wenige Meter unter dem Boden. Neben den vielen öffentlichen Gebäuden seien Wohnhäuser etwa auch in Friedrichshain am Boxhagener Platz betroffen. Teils würde in Berlin sogar gezielt das Grundwasser abgepumpt, um Häuser zu schützen, sagte Natz weiter. Er erinnere sich immer gern an die Zeiten, als der Potsdamer Platz gebaut wurde - und Taucher unter Wasser an den neuen Gebäuden arbeiteten.

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