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Berlin: Nahost: Filzen vor dem Basketballspiel

Sicherheitsschleusen am Halleneingang, gründliche Taschenkontrollen der Sportfans, außergewöhnlich viel Sicherheitspersonal rund um die Arena: Die jüngste Eskalation des Nahostkonfliktes hat sich gestern Abend auch auf das Basketball-Spiel der israelischen Mannschaft Makkabi Tel Aviv gegen Alba Berlin ausgewirkt. Vor dem Einlass in die Max-Schmeling-Halle wurden die Besucher gründlich von Sicherheitsleuten gefilzt.

Sicherheitsschleusen am Halleneingang, gründliche Taschenkontrollen der Sportfans, außergewöhnlich viel Sicherheitspersonal rund um die Arena: Die jüngste Eskalation des Nahostkonfliktes hat sich gestern Abend auch auf das Basketball-Spiel der israelischen Mannschaft Makkabi Tel Aviv gegen Alba Berlin ausgewirkt. Vor dem Einlass in die Max-Schmeling-Halle wurden die Besucher gründlich von Sicherheitsleuten gefilzt.

Alba-Manager Carsten Kerner begründete die verstärkten Kontrollen mit den jüngsten Anschlägen in Israel. Auch die Polizei war mit mehr Beamten im Einsatz als ursprünglich geplant: "Wir haben seit dem 11. September kein vergleichbares Spiel in der Stadt gehabt", begründete ein Sprecher den Aufwand. Alle Wege durch die Stadt legt das Team aus Tel Aviv mit Polizeieskorte zurück. An anderen Orten wurden die Sicherheitsvorkehrungen aber trotz der neuerlichen Verschärfung des israelisch-palästinensischen Konfliktes nicht noch einmal erhöht. Seit den Terroranschlägen auf New York und Washington ist der Sicherheitsaufwand ohnehin außergewöhnlich hoch: Rund 520 "Objekte", wie die Jüdischen Gemeinden, Kultureinrichtungen, Läden und die diplomatische Vertretung bewacht die Polizei nach Angaben ihres Sprechers derzeit. Mehrere tausend Beamte sind rund um die Uhr im Einsatz. "Damit ist die Sicherheit der Stadt auch nach den neuen Vorfällen gewährleistet", heißt es bei der Polizei.

Tief betroffen von der neuerlichen Anschlagsserie im Nahen Osten zeigten sich Vertreter der in Berlin lebenden Palästinenser und Israelis sowie von jüdischen Organisationen. "Wir trauern sehr um alle Opfer des Konfliktes", sagt Inge Borck, Vorsitzende des Berliner Sportclubs Tus Makkabi. Am Abend wollte sie mit Vereinsfreunden den fünften Tag des jüdischen Lichterfestes Chanukka feiern und danach zur Max-Schmeling-Halle ziehen. Auch dort wollte sie fünf Kerzen am achtarmigen Leuchter entzünden. "Das Leben muss weitergehen", sagt Inge Borck mit bitterer Stimme. Angst um die eigene Sicherheit in Berlin habe sie trotz der neuen Gewaltwelle nicht: "Die Nazis haben es nicht geschafft, uns umzubringen, dann werden es auch die palästinensischen Terroristen nicht schaffen."

Abdullah Hijazi, Leiter der offiziellen palästinensischen Kulturabteilung in Berlin, sieht die Schuld für das angespannte Verhältnis bei der israelischen Regierung. Deren "Staatsterrorismus" habe die jüngsten Attentate erst provoziert. Direkte Rückwirkungen auf die Lage in Berlin erwartet er aber nicht: Die Palästinenser in der Stadt, Schätzungen zufolge rund 30 000, "haben gezeigt, dass sie die Spannungen im Nahen Osten nicht hierher tragen." Daran ändere auch der Abbruch der israelischen Kontakte zu Palästinenserführer Arafat nichts.

Das Verhältnis zwischen Israelis und Palästinensern ist in Berlin schon seit einiger Zeit auf dem Nullpunkt, berichtet Rainer Zimmer-Winkel, Vorsitzender der Deutsch-Palästinensischen Gesellschaft. Einstmals gemischte Gesprächskreise, wie sie zum Beispiel die Heinrich-Böll-Stiftung veranstaltet habe, finden seit längerem kaum noch statt. "Der Faden ist gerissen. Das kann kaum noch schlechter werden." Das sieht Jochen Feilcke von der Deutsch-Israelischen Gesellschaft ähnlich: "Es gibt zwar keine direkte Konfrontation im Alltag. Aber die Beziehungen sind auf offizieller und persönlicher Ebene eingefroren."

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