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Umsteigen, bitte! Viele Pendler nutzen erst in Berlin den Nahverkehr, um 20 Euro für die Tarifzone C zu sparen.

© imago/Rainer Weisflog

Nahverkehr nach Brandenburg: Berlins CDU will Tarifbereich B für Pendler ausweiten

Die CDU möchte Teile des Umlands in die Tarifzone B einbeziehen, damit die Pendler nicht mehr Berliner Außenbezirke zuparken. Wie sind denn Ihre Erfahrungen am Stadtrand?

Das ABC-Monatskarte kostet knapp über 100 Euro. Das ist schon ein großer Posten, wenn man nebenher noch sein Auto finanzieren muss. Berlin-Pendler aus Brandenburg geben relativ viel Geld für den Weg zum Arbeitsplatz aus – da ist jede Einsparung willkommen. Knapp 20 Euro bringt die Idee, nicht in Brandenburg in die S-Bahn zu steigen, sondern erst in Berlin. Statt der ABC- ist nur die AB-Karte fällig.

Die Folgen dieser Rechnung spüren viele Berliner in Heiligensee, Frohnau, Wannsee oder Rahnsdorf: Zugeparkte Straßen und Plätze, vornehmlich mit Autos aus Brandenburg. Auch in Spandau berichten Anwohner rund um den Bahnhof Albrechtshof, dass dort viele Pendler im Wohngebiet parken, genauso wie an Endhaltestelle von BVG-Schnellbuslinien wie etwa an der Heerstraße.

"Geringfügige Ausweitung der Tarifzone B"

Die Berliner CDU fordert deshalb, die Tarifzone B auszuweiten, um einen oder mehrere Bahnhöfe in Brandenburg. Das würde den Anreiz nehmen, bis in die Berliner Vororte hineinzufahren. Außerdem könnte die Fahrpreisermäßigung weitere Autofahrer zum Umsteigen bewegen, sagt der verkehrspolitische Sprecher Oliver Friedrici.

In Wannsee wird's schwierig

Die CDU hat dazu einen Antrag formuliert, der ins Parlament eingebracht wird. Darin ist von einer „geringfügigen Ausweitung der Tarifzone B“ die Rede. „Insbesondere Bahnhöfe, in deren Nähe ausreichender Platz für zusätzliche Park & Ride-Plätze besteht, sollten in diese Überlegung einbezogen werden.“ Für den Norden würde das bedeuten, Hennigsdorf und Hohen Neuendorf einzubeziehen, im Südosten wären Schönefeld, Königs-Wusterhausen und Erkner b-zonal, im Südwesten wäre es schwierig, eine vernünftige Grenze zu ziehen, um Wannsee zu entlasten.

Der VBB ist nicht begeistert

Der Verkehrsverbund (VBB), für die Tarifgestaltung zuständig, hält von dieser Idee ohnehin nicht viel. „Das kostet schlicht Geld“, sagt VBB-Sprecher Eike Arnold. Der Steuerzahler müsste die Tarifabsenkung subventionieren. Und das Problem der Grenzziehung sei schwer zu lösen. Die bisherige Zonierung sei sehr einfach und transparent, das würde der VBB ungern aufgeben. Alternativ könnten die betroffenen Bezirke über eine Parkraumbewirtschaftung nachdenken, sagt Arnold. Um Pendler möglichst nah am Wohnort zum Umsteigen zu bewegen, sollte das Angebot verbessert werden. „Wir sind an der Kapazitätsgrenze. Die Infrastruktur muss ausgebaut werden.“ Bei einem attraktiven Angebot wären die Brandenburger auch bereit, 20 Euro mehr auszugeben.

Könnten Schleswig-Holstein und Niedersachen Vorbilder sein?

Auch die Grünen sind vom CDU-Vorstoß wenig angetan und verweisen auf den Koalitionsvertrag. Dort ist das Pendlerproblem zwar angesprochen, aber Lösungen werden nicht formuliert. „Das Umsteigen muss verbessert werden, darüber müssen wir mit Brandenburg reden“, sagt der grüne Verkehrsexperte Stefan Gelbaar. Auch das „Tarifgefüge“ werde man sich anschauen. Im geplanten Mobilitätsgesetz ist auch für den Nahverkehr ein Kapitel reserviert, aber die Inhalte müssen noch erarbeitet werden. Derzeit ist Rot-Rot-Grün vollauf mit dem Radverkehr beschäftigt, der ÖPNV muss noch ein paar Warterunden drehen.

Dass es bislang kein mit Brandenburg abgestimmtes Pendler-Konzept gibt, kritisiert die CDU schon länger. Hamburg und Schleswig-Holstein bzw. Niedersachen seien da schon weiter. „Wer ein Ticket für den Umland-Bereich kauft, erhält einen reservierten Parkplatz“, sagt Oliver Friederici. Das funktioniere natürlich nur, wenn es genügend Park & Ride-Parkplätze gibt. Viele Brandenburger Kommunen möchten dafür aber keine attraktiven, bahnhofsnahen Flächen zur Verfügung stellen.

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