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Ansteckend gut gelaunt: Ronald Zürner, Geschäftsführer und Mitinhaber der Corona Bürotechnik GmbH in Berlin-Marzahn.

© privat

Namen einer IT-Firma oder Biermarke: Wenn eine "Corona GmbH" den Virenscanner installiert

Allein in Berlin tragen fünf Firmen die Bezeichnung für das neue Virus aus China im Namen. Ihre Kunden nehmen es in der Regel mit Humor.

Nur großen Oldtimer-Freunden dürften die Fahrzeuge und Fahrräder aus den Corona-Werken in Brandenburg an der Havel noch ein Begriff sein: Bereits 1924, vor fast 100 Jahren also, tuckerte dort das letzte Motorrad vom Hof. Im selben Jahr starb auch eine britische Automarke selben Namens. Diese Firmen sind nachweislich nicht Opfer des erst seit wenigen Wochen weltbekannten Coronavirus, das vergangene Woche von der Weltgesundheitsorganisation auf den Namen „Covid-19“ getauft worden ist. Mittlerweile sind allein in China mehr als 70.000 Personen infiziert.

Auch die Corona Spielhallen GmbH aus Berlin-Neukölln verschwand vor wenigen Jahren nicht vom Markt, weil Glücksspieler aus Angst vor Ansteckung fernblieben wären. Eine kleine Tagesspiegel-Umfrage unter Firmen, die das lateinische Wort für „Kranz“ oder „Krone“ bis heute im Firmennamen tragen, hat nun ergeben, dass diese damit bis auf Weiteres ganz gut leben können.

„Immer wieder machen Kunden den Scherz, wir seien wohl die, die das Virus verbreitet haben“, sagt Ronald Zürner, Mitgründer und -inhaber der Corona Bürotechnik GmbH aus Marzahn. Seine 1990 gegründete Firma mit fünf Mitarbeitern ist spezialisiert auf Büroelektronik und IT-Lösungen. „Da haben wir natürlich auch mit Anti-Viren-Software zu tun, was öfter mal für einen Lacher sorgt.“ Der Kollege, der öfter mit dem Firmenwagen samt Corona-Aufkleber unterwegs ist, habe öfter Blicke von anderen Autofahrern registriert. „Aber nie gab es böse Reaktionen“, berichtet der Chef.

Einmal habe ein offenbar ausländischer Mann einen Spruch auf dem Anrufbeantworter hinterlassen. Er wolle Berlin besuchen und suche Informationen zu dem Virus. „Das fanden wir schon lustig, haben aber nicht zurückgerufen. Was hätten wir ihm auch sagen sollen?“

Ursprünglich hatte die Firma einen eher sperrigeren Namen. So hatten die Inhaber vor Jahren eine Werbeagentur mit der Suche nach einem neuen beauftragt. „Comoc“ lautete deren beste Idee – weil man das vorwärts wie rückwärts lesen könne. „Das fanden wir aber eher blöde, also haben wir selbst überlegt und uns nach einem wichtigen Teil benannt, das in jedem Laserdrucker steckt“, berichtet Inhaber Zürner. Er glaube nicht, dass das Virus ihm am Ende mehr oder weniger Kunden beschert.

"Corona": 77 Namensnennungen in Deutschlands Handelsregistern

„Corona“ taucht bundesweit in Handelsregistern in 77 Firmennamen auf, acht davon gehören Firmen aus Berlin. Nur drei bis vier davon scheinen aber noch im Geschäft zu sein, darunter die auf Arzt- und Praxissoftware spezialisierte Firma Corona Medica, die gleich neben der Corona Bürotechnik in Marzahn sitzt, aber nur indirekt mit ihr verbunden sei, wie es heißt.

[In unserem Super-FAQ zur Coronavirus-Epidemie beantworten wir die 40 wichtigsten Fragen.]

Mehr Sorgen muss man sich um die GmbH namens Edition Corona Musikverlag mit Sitz am Hohenzollerndamm im Berliner Westen machen. Die Firma scheint aufgekauft worden zu sein von Buddemusic, einem Vertrieb für elektronische Musik. Wer es am Telefon genauer wissen will, findet keinen Anschluss unter dieser Nummer. Auch bei der Vermögensverwaltung GSW Corona in Wilmersdorf sind die Eigentümerverhältnisse nicht so leicht zu klären.

Freundliche Auskunft erhält man hingegen bei der Corona Hausverwaltung & Immobilien GmbH aus Zossen am südlichen Stadtrand. Die Firma managt unter anderem den Innovationspark Wuhlheide in Köpenick, der gar nicht weit entfernt liegt von dem Standort der DRK Kliniken, wo 20 Deutsche aus der chinesischen Provinz Wuhan derzeit ihre zweiwöchige Corona-Quarantäne absitzen.

Auch andere Firmen hierzulande leben mit „Corona“ im Namen – darunter die Corona Medical Vertriebs GmbH aus Wesseling bei Köln. Sie ist auf den Handel mit Produkten für Patienten mit Inkontinenz und Diabetes spezialisiert. Geschäftsführer Stephan Seitz möchte derzeit keine Schutzmasken ins Sortiment aufnehmen, obwohl er damit sicher viele Google-Treffer landen könnte.

Eher verschnupft auf Fragen zum Thema reagiert man beim riesigen Bier-Konzern AB InBev, der über seine Bremer Niederlassung auch das mexikanische Corona-Bier vertreibt: „Es gibt keinerlei Verbindungen zwischen dem Coronavirus und unserem Corona Bier“, stellt das Büro der Deutschland-Geschäftsführung klar. „Unsere Gedanken sind bei denen, die vom Coronavirus betroffen sind. Ihre Gesundheit und baldige Genesung haben absolute Priorität. Zu möglichen Auswirkungen auf unseren Umsatz oder unsere zufällig gleichnamige Marke können und möchten wir uns deshalb nicht äußern.“

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