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Ungesundbrunnen. Der Fernbahnhof im Norden hatte plötzlich einen neuen Zusatznamen – den die Bahn hier schon lange durchsetzen wollte, aber nicht konnte.

© Robert Ide

Namenszusatz beim Bahnhof Gesundbrunnen: Ostkreuz, Westkreuz, Südkreuz … Nordkreuz?!

Vor zehn Jahren gab’s schon mal wütende Proteste, jetzt wurde der Bahnhof Gesundbrunnen umbenannt – aber nur so halb.

Ganz heimlich hat die Bahn den Bahnhof Gesundbrunnen umbenannt. Zumindest ein bisschen. Unter dem weiter in großen Buchstaben auf den Stationsschildern stehenden Namen Gesundbrunnen gibt es jetzt den Zusatz „Nordkreuz“. Wäre es nach der Bahn gegangen, hätte der Bahnhof zur Eröffnung nach dem Umbau 2006 diese Bezeichnung erhalten. Berlin hätte dann neben dem Ostkreuz, dem Westkreuz und dem Südkreuz auch ein Nordkreuz bekommen.

Der jetzt angebrachte Zusatz solle die „verkehrslogischen Verknüpfungspunkte im Berliner S-Bahn-Netz vor allem für ortsfremde Fahrgäste und Touristen vervollständigen“, sagte ein Bahnsprecher. Aufgrund der „besonderen Stadtteilbedeutung“ des Bahnhofs werde auch weiterhin der Begriff „Berlin Gesundbrunnen“ als führende Bahnhofsbezeichnung genutzt. Der Zusatz sei keine offizielle Bahnhofsbezeichnung.

2006 war die Komplett-Umbenennung am erheblichen Widerstand von Anwohnern und Politikern gescheitert. Zudem stellte sich heraus, dass eine Umbenennung besonders für die BVG mit ihrem U-Bahnhof Gesundbrunnen sehr teuer gewesen wäre. Da in den technischen Anlagen mit Bahnhofsnamen und Abkürzungen gearbeitet wird, wäre eine neue Bezeichnung nur mit einem Riesenaufwand umzusetzen gewesen, hieß es damals.

Forderung gibt es schon seit Jahren

Allerdings ist es der BVG woanders auch gelungen, Bahnhöfe umzubenennen. Und im nächsten Jahr wird aus der Station Neue Grottkauer Straße an der U 5 (Alexanderplatz–Hönow) der Bahnhof Kienberg–Gärten der Welt. Vielleicht wechselt auch noch der Thielplatz an der U 3 (Nollendorfplatz–Krumme Lanke) seinen Namen und heißt dann Freie Universität. Diese Forderung gibt es schon seit Jahren.

Während so aus dem Nordkreuz der Bahn nichts geworden ist, hat sich woanders ein Name durchgesetzt, den die Mehrheit der – abstimmenden – Berliner damals nicht haben wollte: Hauptbahnhof. Der Bahnhof steht dort, wo einst der Lehrter Bahnhof stand, von dem aus die Züge nach Lehrte bei Hannover und nach Hamburg fuhren.

Das „Schloss“ unter den Berliner Bahnhöfen wurde im Krieg zerstört und danach abgerissen; erhalten blieb die S-Bahn-Station Lehrter Stadtbahnhof. Auch dieses 1882 eröffnete Denkmal musste dem Bau des heutigen Hauptbahnhofs weichen. Über 70 Prozent hatten sich in einer Abstimmung dafür entschieden, auch den Neubau Lehrter Bahnhof zu nennen.

Der Politik war es ziemlich egal

Doch der damalige Bahnchef Hartmut Mehdorn und der damalige Stadtentwicklungssenator Peter Strieder (SPD) hatten in der Hauptstadt den Hauptbahnhof durchgesetzt. Um die Gegner nicht komplett zu vergrätzen, spendierten sie den Schildern den kleinen Zusatz Lehrter Bahnhof – aber nur auf dem Bahnsteig der S-Bahn.

Als die Bahn dort 2012 neue Schilder anschraubte, die nur noch die Aufschrift Hauptbahnhof trugen, war der Aufschrei so groß, dass wenige Tage später der Lehrter Bahnhof zurückgekehrt war. Weniger umstritten lief die Umbenennung des früheren S-Bahnhofs Papestraße in Südkreuz ab, an dem nach dem Neubau auch Züge des Fern- und Regionalverkehrs halten. Anwohner gibt es kaum; der Politik war es ziemlich egal. Und der Namensgeber August Wilhelm von Pape war als preußischer General auch nicht unbedingt der ideale Namensgeber für den schicken neuen Bahnhof.

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