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Berlin: Nationalfeiertag – und das Mahnmal geschlossen

Die Museen der Stadt hatten gestern geöffnet. Der Ort der Information blieb zu – wie an jedem anderen Montag. Besucher waren empört

Sie waren empört und ratlos: Berliner und Touristen, die gestern den unterirdischen Ort der Information am Holocaust-Mahnmal besuchen wollten, standen vor verschlossenen Türen. Während fast alle Museen am Tag der Deutschen Einheit gegen ihre Gewohnheit am Montag geöffnet hatten, blieben die Türen zur Ausstellung am „Denkmal für die ermordeten Juden Europas“ zu. „Montag, 3.Oktober, leider geschlossen“, stand auf einem Zettel am Eingang. Wegen finanzieller Schwierigkeiten der Mahnmal-Stiftung bleibt der Ort der Information seit Anfang September immer montags geschlossen. „Für den dritten Oktober konnten wir keine Ausnahme machen“, sagte Uwe Neumärker, der Geschäftsführer der Stiftung.

„Am Nationalfeiertag darf man so eine Ausstellung einfach nicht schließen, das gehört sich nicht“, sagte ein Ehepaar aus Berlin. „Wir haben gerade noch dafür Verständnis, dass man montags schließt, aber der 3.Oktober ist ein besonderer Montag.“ Tatsächlich hatten sich viele Touristen darauf eingestellt, an diesem Tag das Mahnmal zu besuchen. Gegen elf Uhr standen acht Busse mit Reisegruppen am Rande des Stelenfeldes, gegen 14 Uhr waren es vier.

Viele Menschen bewegten sich zwischen Potsdamer Platz, Mahnmalgelände und Volksfest am Brandenburger Tor, auch die offenen Türen in den Landesvertretungen zogen viele an. „Dass die am Mahnmal gerade heute zumachen, ist traurig“, sagte eine Frau aus Hamburg. „Soll das ein Witz sein“, fragten Gäste aus Süddeutschland, als sie den Zettel mit dem Hinweis auf die Schließung lasen. Monika Stimpfle war schon am Sonntag hier, da war es sehr voll, deshalb wollte sie es gestern noch mal versuchen. „Hätte man uns nicht früher sagen können, dass sie am Montag schließen? Wer ahnt denn, dass Deutschlands wichtigster Gedenkort ausgerechnet am Nationalfeiertag zugesperrt ist?“ – „Gerade am 3.Oktober, wenn viele Leute Zeit haben, sich hier anzustellen, wird die Information geschlossen. Das kann doch nicht wahr sein“, sagte ein Mann aus Bremen.

„Wir haben unsere Ordnung, die Kollegen im Schichtdienst in der Ausstellung, den Sicherheitsdienst jetzt gerade so eingetaktet, dass montags geschlossen ist“, sagte Stiftungs-Direktor Uwe Neumärker. „So flexibel sind wir nicht, dass wir das für den 3.Oktober hätten umwerfen können.“ Nächstes Jahr bei der Fußball-WM werde das anders sein. Da könne man längerfristig planen.

Anfang September war bekannt geworden, dass die Denkmal-Stiftung mit einem Defizit von über einer halben Million Euro im laufenden Budget zu kämpfen hat – bereits drei Monate nach der Eröffnung des Mahnmals. Das Minus sei entstanden, weil die Eröffnungsfeier teurer war als geplant und viel mehr Besucher kommen als erwartet.

Wenn man den Ort der Information nicht einen Tag in der Woche schließe, müssten Wartungs- und Reinigungsarbeiten nachts erfolgen, wofür Nachtzuschläge gezahlt werden müssten, hieß es bei der Stiftung. Der Haushalt dieses Jahres beträgt 2,1 Millionen Euro. Die Stiftung hatte gehofft, dass der Bund, der den Etat zum größten Teil finanziert, für 2006 mehr Geld bereitstellt. Dem ist nicht so, sagte Neumärker. Der Bund übernehme zwar das Defizit für dieses Jahr, der Etat für 2006 werde aber nicht erhöht. Jetzt sollen Drittmittel und Spenden zusätzlich Geld in die Kasse bringen. Bis auf weiteres bleibt aber montags geschlossen.

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