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Nein zur EM-Bewerbung von Berlin: Dann eben Olympia

Es ist entschieden: München wird sich für die Austragung der EM 2020 bewerben, nicht Berlin. Doch Klaus Wowereit hat schon ein neues Ziel.

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Es hätte auch ein gewöhnliches Ergebnis aus der Fußball-Bundesliga sein können: München besiegt Berlin. So ging am Freitag die Entscheidung des Deutschen Fußball-Bundes aus, mit welcher Stadt sie sich für Spiele der Fußball-Europameisterschaft 2020 bewirbt. Doch der Regierende Bürgermeister dachte am selben Tag an ein größeres Ereignis. „Berlin steht bereit“, sagt Klaus Wowereit (SPD). Er brennt darauf, dass Berlin wieder Olympiastadt wird. Das habe er dem Präsidenten des Deutschen Olympischen Sportbunds (DOSB), Thomas Bach, „schon hundert Mal“ erklärt, sagte Wowereit am Freitag. In Deutschland seien durchaus mehrere Großstädte in der Lage, Olympische Spiele auszutragen, sagte der Regierungschef. Aber nur Berlin werde bei der Bewerbung für Sommerspiele eine Chance haben.

Klaus Wowereit will die Olympischen Spiele nach Berlin holen

Wowereit setzt offenbar auch darauf, dass der langjährige DOSB-Chef Bach neuer Chef des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) wird. Das entscheidet sich am 10. September, wenn das IOC in Buenos Aires den Nachfolger von Präsident Jacques Rogge wählt. Sechs Kandidaten stehen bereit, unter ihnen gilt Bach als aussichtsreich, wenn nicht gar als Favorit. „Danach sehen wir mal weiter“, sagte der Regierende Bürgermeister. Den zuhörenden Unternehmern entlockte er noch ein Raunen mit dem Satz: „Ob sich demokratische Staaten überhaupt noch für Olympische Spiele mit Erfolgsaussichten bewerben können, ist mir mittlerweile ein Geheimnis.“

Der schöne Satz, dass „Berlin bereitsteht“, gehört seit vielen Jahren zum festen Repertoire Wowereits, wenn er Reden zur stadtpolitischen Zukunft hält. Er ist ein Fan der Leichtathletik, weil sie so vielfältig ist. Aber seit er im Amt ist, immerhin schon zwölf Jahre, war er auch stets dafür, trotz der gründlich misslungenen Bewerbung Berlins für Olympia 2000 einen neuen Anlauf zu unternehmen. Schon 2001, als der damals neue Regierungspartner PDS (später Linke) noch erfolgreich Widerstand leistete und die Bewerbung für Olympische Spiele nicht in die Koalitionsvereinbarung aufgenommen wurde, schloss Wowereit öffentlich eine Bewerbung für 2016 nicht aus.

Die Infrastruktur stimmt: Berlin ist bereit für Olympia

Die Argumente des Senats: Berlin hat einen gut ausgebauten Nahverkehr, viele olympiataugliche Sportstätten, ausreichend Hotelkapazitäten – und die Stadt ist weltweit beliebt. Außerdem sind fast alle Parteien offen für eine Bewerbung, das gilt für CDU, FDP, SPD, Grüne und Linke.

Welche Stadt was für Erfolgsaussichten hat, hängt auch mit der Welt-Sportpolitik zusammen. Erhält eine europäische Stadt den Zuschlag, ist beim nächsten Mal ein anderer Kontinent dran. Die nächsten Sommerspiele finden 2016 in Rio de Janeiro statt, für 2020 haben sich Tokio, Istanbul und Madrid beworben, wobei Tokio als leichter Favorit gehandelt wird. Auch darüber entscheidet das IOC in Buenos Aires, am 7. September, drei Tage vor der Präsidentenwahl.

Noch im September will dann der Deutsche Olympische Sport beschließen, ob er sich noch einmal mit München um Olympische Winterspiele bewirbt, dann für 2022. Sommerspiele in Berlin wären dann erst einmal wenig wahrscheinlich. Beim letzten Mal war München krachend gegen den südkoreanischen Mitbewerber Pyeongchang gescheitert. Bei einer erneuten Bewerbung dürften die Chancen besser stehen. Im Weltsport muss man manchmal erst zeigen, dass man verlieren kann, bevor man gewinnen darf.

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