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Berlin: Networking: Alles, was Recht ist

Juristen gelten als Einzelgänger unter den Networkern. Sie machen kaum Geschäfte mit ihresgleichen, deshalb suchen sie die Gesellschaft potenzieller Mandanten im großen Kreis der Nicht-Anwälte.

Juristen gelten als Einzelgänger unter den Networkern. Sie machen kaum Geschäfte mit ihresgleichen, deshalb suchen sie die Gesellschaft potenzieller Mandanten im großen Kreis der Nicht-Anwälte.

Die Kneipe "Letzte Instanz" in Mitte liegt in direkter Nachbarschaft von Kammergericht und Anwaltsverein. "Das ist der einzige Treffpunkt, den ich kenne", sagt Martin Bechert vom Forum der Jungen Juristen in Berlin. Er organisiert außerdem jeden ersten Donnerstag im Monat im Café Orange in der Oranienburger Straße einen Stammtisch für junge Berufskollegen.

Auf der Suche nach potenziellen Mandanten sei auch die Mitgliedschaft in Vereinen lohnend, in denen sich wirtschaftlich potente Leute organieren. Als besonders interessant gilt die Gesellschaft der Wirtschaftsjunioren oder der Verband der Berliner Kaufleute und Industrielle. "Ich kenne auch Leute, die über ihr soziales Engagement Kontakte und Mandate bekommen haben", erzählt Bechert.

Diese Erfahrung hat auch der erfahrene Rechtsanwalt Jörg Bofinger gemacht. Sein Kollege sei Mitglied in fünf Fördervereinen. Am besten gründe man selbst einen, um aufzufallen. Und die Antwort auf die Frage nach den Treffpunkten mit den Erfolgreichen und Mächtigen ergänzt er spöttisch: "Vergessen Sie die Saunaclubs nicht...!"

Jörg Bofinger kennt das Geschäft des dezenten geschäftlichen Anbändelns auf den großen gesellschaftlichen Events wie der Aids-Benefiz-Gala in der Staatsoper - und er kennt die Gefahren, an die Falschen zu gelangen: die unliebsame Konkurrenz der Berufskollegen. "Die Angst, jemanden zu treffen, der nicht zum gesuchten Kreis gehört, ist enorm", sagt er. Er meint die Begegnung mit einem anderen Anwalt. Nicht gemeint aber ist der Plausch mit dem Justiziar der Staatsoper. "Der ist kein schlechter Kontakt für einen Anwalt." Für den unerfahrenen Networker hält Bofinger noch einen Tipp bereit: Anwälte dürften ihre Visitenkarten nicht vor sich hertragen, damit schreckten sie die Leute ab. Deshalb: "Immer erst Sympathie schaffen, und erst am Schluss sagen, dass man Anwalt ist."

tis

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