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Berlin: Netzwerken im Schlaraffenland

Lichteffekte, 100 Künstler, 2500 Flaschen Schampus: Berlins Kaufleute und Industrielle mögen es opulent.

Berlin kann auch edel. Wie „im Innern des Diamanten“ konnten sich die Gäste des großen Balls der Wirtschaft fühlen, zu dem am Samstagabend 3000 Gäste ins Hotel Interconti kamen. Und der Präsident des Vereins Berliner Kaufleute und Industrieller (VBKI), Markus Voigt, freute sich, dass Berlin seit dem letzten Ball noch erfolgreicher geworden sei: „Überall entstehen neue Arbeitsplätze, neue Perspektiven. Unsere Aufgabe ist es, der Stadt zu helfen, ihre Stärken auszureizen.“

Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler, Schirmherr des Abends, lobte den VBKI als „Spiegelbild der Wirtschaft seit mehr als 130 Jahren“ und „als prägende Kraft in der Stadt“. Es sei eine Ehre, dabei zu sein, und dafür, so scherzte er, nehme er es sogar in Kauf, mit dem Vorsitzenden nun den Ball zu eröffnen. Der winkte umgehend ab, worauf Rösler flachste: „Ich bin von der FDP, wir können das ganz zwanglos machen.“ Dann aber führte er doch lieber die Frau seines Staatssekretärs, Ulrike Seiler-Kapferer, auf die Tanzfläche, und Voigt begab sich erleichtert in die Arme seiner Frau Mirjam. Beim anschließenden Dinner war Wirtschaftssenatorin Cornelia Yzer die Tischdame des gut gelaunten Schirmherrn. Auch Ehrenpräsident Klaus von der Heyde, Abgeordnetenhauspräsident Ralf Wieland und viele Top-Unternehmer waren unter den Gästen.

Mit raffinierten Lichteffekten und Projektionen hatte man das versprochene Ballgefühl inszeniert, irgendwo zwischen winterlichem Sternenfunkeln und Diamantencollier. Bei dem restlos ausverkauften Fest zeigte sich die Berliner Wirtschaft auch mit zahlreichen auswärtigen Gästen jung, dynamisch, leistungsfähig und selbstbewusst.

Dafür war ein opulenter Rahmen geschaffen worden. Aus dem Diamantenexportland Südafrika war passend zum hochkarätigen Konzept Lindiwe Suttle zu ihrem ersten großen Deutschlandauftritt gekommen. Sie trug ein Designerkleid aus ihrer Heimat und hatte selbstgeschriebene Songs im Gepäck. Sponsor Helmut Morent hatte für sie am späten Abend ein exklusives Essen arrangiert, nach ihrem Auftritt, denn vorher mochte sie aus Lampenfieber nicht mal etwas probieren.

Über 100 Künstler waren engagiert worden. Der Intendant der Deutschen Oper, Dietmar Schwarz, sah den Ball auch als neuen Weg, sein Haus zu präsentieren. Beim Champagnerempfang boten Mitglieder seines Ensembles die Gute-Laune-Lieder „Ich lade gern mir Gäste ein“ und „Heut geh’ ich ins Maxim“, zum Ausklang sollte es Musical-Nummern geben.

Das Ende des Balls war auf fünf Uhr morgens angesetzt. Bis dahin wollten DJ Munich und der Saxofonist aus Stefan Raabs Band „Heavytones“ die Marlene Bar rocken. Für Gäste des All-inclusive-Balls, die lieber singen als tanzen, war eine Sing-along-Bühne eingerichtet worden. Und auch für diejenigen war gesorgt, die nur mal ausprobieren wollten, wie sich Netzwerken im Schlaraffenland anfühlt. 2500 Flaschen Champagner wollten geleert werden, zudem warteten 120 Maispoularden und 160 Kilo Rinderfilet auf den großen Hunger der Ballgäste. Küchenchef Alf Wagenzink hatte einen Currywurst-Schauwagen und eine Outdoor-Grillstation als kulinarische ShowAttraktionen vorbereitet. Wobei man im schulterfreien Ballkleid nicht gleich auch draußen essen musste, sondern von drinnen aus zusehen konnte, wie die Köche sich am Feuer wärmten und dabei die Steaks von Hereford-Rindern nur mit einer Markise geschützt unterm Nachthimmel knusprig kriegten.

Für ein Lebensgefühl wie im Innern eines Diamanten war also mit luxuriösen Äußerlichkeiten von allen Seiten gesorgt. Auch die Dekorationen von Nachtblau über Petrol bis Feuerrot und 4300 Quadratmeter teils aufwendig silbrig gemusterter Teppiche waren aufgeboten, um die alte Mär vom Aschenbrödel Berlin glamourös in Frage zu stellen. Dazu trugen nicht zuletzt jede Menge schöner, neuer Kleider made in Berlin bei. Kreuzberger Fashion schmückt – zur Not auch ohne Diamanten. Elisabeth Binder

Mehr lesen Sie in der Ballzeitung, die unserer Montagsausgabe beiliegt.

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