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Berlin: Neubau-Abriss rückt näher

Letzte Mieter sollen einstiges Vorzeige-Wohnhaus am Lützowplatz verlassen

Mit Protestplakaten an den Fenstern kämpfen Mieter gegen den Abriss: Bis zum 31. August sollen die Bewohner der letzten 28 Haushalte den mit Giebeln versehenen, hell verputzten Gebäudekomplex am Lützowplatz verlassen haben. Der Eigentümer, die Münchener Dibag, will das vor neun Jahren ersteigerte Bauwerk zwischen Schill- und Wichmannstraße möglichst im Frühjahr 2008 abreißen und einen Neubau errichten.

Das Haus, das weichen soll, ist 24 Jahre alt, wurde mit 84 Wohnungen, hauptsächlich Vier-Zimmer-Maisonettes, für die Internationale Bauausstellung IBA errichtet, als „stadträumliche Ergänzung der westlichen Platzwand“.

Die Schäden an dem Bauwerk, das damals schnell hochgezogen wurde, seien wirtschaftlich nicht mehr zu sanieren, hatte die Eigentümerfirma schon im letzten Jahr versichert. Eine Sanierung werde teurer als ein Neubau. Im vergangenen Spätherbst wurden letzte Kündigungen verschickt. Wolfgang Grimm von der Dibag teilt mit, dass „in der zweiten Reihe“ des Grundstücks 65 neue Wohnungen unterschiedlicher Größenordnung geplant sind, direkt am Platz ein Büro- und Geschäftshaus. Mit den Mietern wolle man noch einmal in direkten Kontakt treten und eine „Einigung herbeiführen“. Dabei geht es um Angebote für Ersatzwohnungen im geplanten Neubau oder andernorts. Eine Mieterberatungsgesellschaft ist eingeschaltet.

Claudia Kleiner will mit ihrer „Interessengemeinschaft Lützowplatz“ weiter für das Haus kämpfen. Sie hält es für sanierungswürdig, ist „nicht gewillt auszuziehen“. Mittes Baustadtrat Ephraim Gothe (SPD) sagt, der Bezirk könne den Abriss nicht verhindern, das Haus stehe nicht unter Denkmalschutz. Ein Bebauungsplan für das neue Projekt sei in Arbeit, die öffentliche Auslegung im Sommer geplant. Er finde es allerdings „bedauerlich und traurig, wenn so ein Haus abgerissen werden muss“.

Der Architekt Oswald Mathias Ungers war, wie berichtet, selbst vom Bau nicht begeistert, weil vieles nicht dem ursprünglichen Entwurf entsprach und billiger gebaut wurde. Für die Mieter aber geht, wie Claudia Kleiner meint, „eine Heimat verloren“.C. v. L.

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