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Berlin: Neuberliner schaffen fast 5000 Stellen

88 Firmen haben sich 2006 in der Stadt niedergelassen. Sie wollen 300 Millionen Euro investieren

Kurz vor seinem Abschied legt Roland Engels eine Jahresbilanz vor, die sich sehen lassen kann. Seit dem Jahr 2000 hat seine Berlin Partner GmbH nicht mehr so gute Zahlen vorweisen können. Von Januar bis November hat die Wirtschaftsförderung 88 Unternehmen bei ihrer Ansiedlung in Berlin begleitet. Die Unternehmen wollen insgesamt 4750 neue Arbeitsplätze schaffen und 300 Millionen Euro investieren. Rolf Eckrodt, Vorsitzender des Aufsichtsrates der Berlin Partner GmbH, lobte den scheidenden Geschäftsführer: „Roland Engels wird ein leistungsfähiges und intaktes Unternehmen übergeben, wenn er zu meinem großen Bedauern im Frühjahr Berlin Partner verlässt.“ Die Bilanz zeige, dass Engels Berlin Partner nicht verlasse, „weil die Dinge nicht so gut laufen, wie mancherorts behauptet wurde.“

Engels wechselt im März in den Vorstand der Gegenbauer-Gruppe. Wer sein Nachfolger wird, verriet Aufsichtsratschef Eckrodt noch nicht: „Wir stehen nicht unter Zeitdruck.“ Die Tatsache, dass es 23 ernsthafte Kandidaten gegeben habe, zeige die Attraktivität der Position als Berlins oberster Wirtschaftsförderer. Der muss die drei in der Berlin Partner GmbH zusammengelegten Geschäftsfelder beackern: Standortmarketing, Exportunterstützung und Wirtschaftsförderung, deren Erfolg vor allem an gelungenen Neuansiedlungen gemessen wird.

Vor allem in den sogenannten Kompetenzfeldern, also den Branchen, in denen Berlin schon jetzt gut aufgestellt ist, gab es Ansiedlungserfolge. 38 der 88 abgeschlossenen Projekte kommen aus dem Bereich Kommunikation, Kreativwirtschaft, Medien. Der Cluster Gesundheitswirtschaft verzeichnete 13 Neuansiedlungen, der Bereich Industrie und Verkehrswirtschaft 15. Zudem wurden 22 Dienstleistungsfirmen bei der Ansiedlung unterstützt. Service-Unternehmen schaffen die meisten Arbeitsplätze, fast 2000 sollen es dieses Jahr sein. In der Kreativwirtschaft, bei IT-Firmen und Medien entstehen 1300 neue Jobs. Im Bereich Industrie und Mobilität entstehen 900 Stellen, in der Gesundheitsbranche 600.

Als eines der wichtigsten Ansiedlungsprojekte sieht Roland Engels das geplante Quelle-Kundendienstzentrum der Karstadt-Quelle-Versandgruppe. Dadurch würden 270 bereits bestehende Arbeitsplätze gesichert und bis zu 750 neue geschaffen. Im Bereich Industrie gilt die Ansiedlung der Konzernzentrale von Bombardier Transportation als großer Erfolg, die Zahl der Stellen in Berlin steigt von 240 auf 350. Der Mobilfunkkonzern Nokia ist beim Berliner Software-Unternehmen Gate 5 eingestiegen und will 50 neue Stellen schaffen. Die Gesundheitsbranche der Hauptstadt wurde durch Menarini Diagnostics gestärkt. Das Tochterunternehmen von Berlin-Chemie zog im Sommer von Neuss an die Spree.

„Berlin zieht an“, sagte Engels. „Der Standort ist attraktiv und holt gegenüber seinen Konkurrenten auf.“ Allerdings sei Berlin als Standort kein Selbstläufer, sondern müsse sich gegen starke Mitbewerber durchsetzen. „Als besonders geeignetes Instrument im Wettbewerb mit anderen Standorten hat sich unser Business Recruiting Package erwiesen.“ Firmen werden dabei von Berlin Partner bei der Personalsuche und -qualifizierung unterstützt. Positiv wirke sich auch die Organisationsstruktur der Berlin Partner GmbH aus, die als Public-Private-Partnership zwischen Land und Wirtschaft funktioniere. Mittlerweile unterstützen 150 Firmen die Berlin Partner, vor einem Jahr waren es noch 123.

Wirtschaftssenator Harald Wolf (Linkspartei) hob die steigende Internationalisierung der regionalen Wirtschaft hervor. In den ersten neun Monaten des Jahres stiegen die Berliner Exporte um 13,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Das Wachstum liege damit um 0,4 Prozentpunkte über dem Bundesdurchschnitt. Auch die Zahl sozialversicherungspflichtiger Arbeitsverhältnisse steige endlich wieder. Berlin Partner habe an diesen Erfolgen „erheblichen Anteil“, sagte Wolf.

Für das Standortmarketing war 2006 das wohl einfachste Jahr seit bestehen der Berlin Partner: Durch die Fußball- Weltmeisterschaft konnte Berlin sich auch als Wirtschaftsstandort ins Gespräch bringen.

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