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Der Angeklagte sitzt vor Beginn der Verhandlung in einem Gerichtssaal. Dem 44-jährigen Mann wird zur Last gelegt, die damals 14-jährige Georgine Krüger vergewaltigt und erwürgt zu haben. Ihre Leiche wurde nie gefunden.

© picture alliance/dpa Paul Zinken

Neue Anwaltsanträge im Georgine-Prozess: „Wir machen Polizeiarbeit“

Vier neue Beweisanträge im Fall Georgine Krüger sollen Aufschluss über den Tag geben, an dem das Mädchen verschwunden ist.

Der Richterwechsel war gut vorbereitet. „Keine Stellungnahme“, erklärten auch die Verteidiger, nachdem der entsprechende Beschluss verlesen war. Nach der regulären Pensionierung von Peter Faust ist nun sein ehemaliger Beisitzer Michael Mattern der Vorsitzende Richter im Prozess gegen den mutmaßlichen Mörder der vor mehr als 13 Jahren spurlos verschwundenen Georgine Krüger.

Richter Mattern hätte an seinem ersten Tag in der Mitte der Richterbank am Dienstag gern die Beweisaufnahme geschlossen. Die Verteidiger durchkreuzten den Versuch. Vier neue Beweisanträge hatten die Anwälte des 44-Jährigen diesmal in der Tasche.

Ein Antrag nach dem anderen

„Wir machen die ganze Zeit Polizeiarbeit“, sagten sie wie zu ihrer eigenen Verteidigung. Ein Antrag nach dem anderen. So geht es seit Ende Dezember, als das Landgericht in der seit Juli 2019 laufenden Verhandlung das ursprüngliche Beweisprogramm abgeschlossen hatte.

Ali K. soll das damals 14-jährige Mädchen aus der Nachbarschaft in Moabit abgepasst, in seinen Keller gelockt, niedergeschlagen, vergewaltigt und erwürgt haben. Die Leiche wurde nie gefunden. Erst 2016 war K. im Fall Georgine unter Verdacht geraten. Eine Verurteilung wegen sexueller Nötigung einer Jugendlichen in seinem Keller und Hinweise, dass er sich auch weiteren Mädchen genähert habe, brachte die Ermittler auf die Spur.

Zeugen geben Hinweise zu Tag des Verschwindens

Die Tat hatte er einem von drei ab 2017 auf ihn angesetzten verdeckten Ermittler gestanden. Das Mädchen sei wie ein Mannequin gewesen, soll er damals berichtet haben. Er habe sie in seinen Keller gelockt mit der Frage, ob sie ihm bei Tragen von Tüten helfen könne. Er habe später die Leiche in einen Müllcontainer im Hof geworfen.

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Als er verhaftet wurde, bestritt der Deutsche mit türkischen Wurzeln die Tat. Die Verteidiger halten die Angaben von Ali K. vor dem verdeckten Ermittler als ein „falsches Geständnis“ und eine „provozierte falsche Selbstbelastung“. In den nun gestellten vier Anträgen geht es um Hinweise kurz nach dem Verschwinden der Schülerin am 25. September 2006.

So verlangen die Anwälte die Befragung einer Frau, die Georgine Krüger am 30. September 2006 im Bahnhof Friedrichstraße gesehen haben soll. Eine andere Zeugin solle im Prozess aussagen, weil sie damals zu Protokoll gab, sie habe das Mädchen am Tag ihres Verschwindens in Hamburg gesehen. Die Berliner Mordkommission sei diesen Hinweisen nicht nachgegangen, so die Anwälte.

Der Prozess wird am 18. Februar fortgesetzt. Der Vorsitzende Richter bat, bis dahin mitzuteilen, wie viele Anträge noch ausstehen.

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