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Die Ausstellung der Fotografin Kiki Kausch zeigt Fotos, die im Büro des ehemaligen "Bild"-Chefs Kai Diekmann entstanden sind.

© Mike Wolff

Neue Ausstellung in Berlin: Fotos aus Kai Diekmanns "Machtraum"

Hollywoodgrößen wie Cameron Diaz oder Kevin Costner ließen sich im Büro des ehemaligen "Bild"-Chefs ablichten. Eine Ausstellung zeigt die Fotos von Kiki Kausch.

Ein Selfie muss sein: Kai Diekmann vor einem Bild, 1,80 mal drei Meter, das ihn selbst zeigt. Es ist das Foto seines endgültigen Abschieds: Diekmann, bis Ende 2016 Chef der größten Tageszeitung Deutschlands, der „Bild“, sitzt in seinem langjährigen Büro im 16. Stockwerk des Axel-Springer-Hauses in Kreuzberg – auf dem Boden. An der Stelle, wo sich einst sein Schreibtisch befand. Der Raum ist leer geräumt, die Wände sind kahl, Kabel hängen aus der Wand. Nur ein Drehhocker und ein Papierkorb sind übrig. Das war im September 2017, der Abschied dauerte etwas länger. „Es war meine Komfortzone“, sagt der 54-Jährige über seine einstige Wirkungsstätte.

Am Mittwochabend soll dieses Foto in der Efremidis Gallery am Ernst-Reuter-Platz zum ersten Mal gezeigt werden, bis Sonntag ist es noch in einer Pop-up-Ausstellung zu sehen. Der Abschied auf dem Foto ist doppelt: Es ist nicht nur das Ende von Diekmann bei der „Bild“, sondern auch ein Ende für die Fotografin Kiki Kausch. Ihre Reihe „Drei Minuten mit ...“ ist legendär. Es waren Momente mit Prominenten, Hollywoodgrößen vor allem.

Machtverlust oder Freiheitsgewinn?

Cameron Diaz, Kevin Costner, Renée Zellweger. Patrick Dempsey, Ben Stiller, Justin Timberlake, Steven Spielberg. Um nur einige zu nennen. Sie alle ließen sich ablichten in Diekmanns „Machtraum“, wie auch die Ausstellung heißt. Diekmann hatte die Macht, alle Agenten und Manager aus seinem Büro zu schicken – und die Größe, Kiki Kausch mit den Stars allein zu lassen. Diekmanns Abschied von der „Bild“ kam ihr nicht ungelegen. „Es war auch eine Art Befreiung“, sagt sie. „Ich habe gespürt, ich muss auch mal raus aus der Nummer.“

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Den Abschied von seiner Macht bereut Diekmann nicht. Sagt er – und deutet den Titel der Ausstellung um in „Mach Traum“, weil er machen und gestalten konnte wie kaum ein anderer in der Branche. Aber das Ende, sagt Diekmann, war selbstbestimmt. Die Zeit bei der „Bild“ sei viel zu lang gewesen. Zum ersten Mal klar geworden sei ihm im November 2012, dass er die Zeitung hinter sich lassen muss. Er war mit dem Cabrio im Silicon Valley in Kalifornien unterwegs, drehte die Musik laut auf. „Es hat sich keiner dafür interessiert, wo ich bin. Keiner hat nachgefragt.“ Im alten Job, so sagt Diekmann, war er zuweilen eingeengt, seine Position habe auch „unfrei gemacht“.

Spazierengehen statt Bürotermine

Zur neuen Freiheit gehört auch, wieder selbst von Potsdam nach Berlin zu fahren. Oder noch mal schnell an der Glienicker Brücke durchs Herbstlaub zu laufen. Gesprächstermine im Büro? Die will Diekmann jetzt fürs Spazierengehen machen. In Berlin hat er zwei Büros, am Ku’damm macht er sein Finanzprodukt Zukunftsfonds, am Tempelhofer Ufer sitzt die Agentur Storymachine, die für Kunden Geschichten entwickelt, für soziale Medien produziert und erzählt. Dort empfängt Diekmann übrigens – wie früher in seinem Büro – wieder Gäste, Prominente, Politiker. Um Macht geht es nicht mehr.

Tagesspiegel-Herausgeber Sebastian Turner, der die Ausstellung eröffnen sollte, sagt über das Büro-Foto: „Es ist ein Missverständnis, es zeigt nicht den Machtverlust, sondern den Freiheitsgewinn, zugleich ist es ein Symbol – für den Epochenwechsel im Boulevardjournalismus.“ Auf den kleinen Star-Fotos entdeckt man auch Zeitgeschichte, die Flüchtlingspolitik, die Kanzlerin. Unter Kai Diekmann titelte die „Bild“ 2015: „Wir helfen“. Davon ist keine Rede mehr, Julian Reichelt führt nun das Blatt. Diekmann ist weg, Merkel im Abgang auf Raten.

Ausstellung bis 19. November, täglich 11–18 Uhr, Ernst-Reuter-Platz 2.

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