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Alle aufs Plakat. Berlinale-Chef Dieter Kosslick (l) und der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit waren Paten der Aktion.

© dpa

Neue Be-Berlin-Gesichter: Großer Auftritt an der Siegessäule

Engagierte Berliner geben der neuen Werbekampagne von "Be Berlin" ein Gesicht - auf einem Riesenplakat, das die Siegessäule umhüllen wird.

Die Fotos für Berlins neue Touristenattraktion sind im Kasten: 200 Berliner wurden für ein Riesenplakat abgelichtet, das ab 12. August die Siegessäule umhüllen wird. Die Hobby-Models sind allesamt Gewinner der Aktion „Berlin, dein Gesicht“ der Hauptstadtkampagne „Be Berlin“. Damit sollen Berliner geehrt werden, die durch beispielhaftes Engagement auffallen – ob ehrenamtlich in der Freizeit oder aufopfernd im Job. Einige der Abgebildeten werden Tagesspiegel-Lesern bekannt vorkommen – sie wurden im vergangenen Jahr in der Serie „Aktion Ehrensache“ in der Zeitung vorgestellt, als die engagiertesten Helfer Berlins gesucht wurden. Wir stellen nachfolgend stellvertretend einige Menschen vor, die demnächst in der Mitte Berlins geehrt werden.

DIE HELFERIN IM HOSPIZ

Vor vier Jahren erschütterte eine Diagnose ihr heiles Familienleben. Brustkrebs. „Das war der absolute Schock“, sagt Birgit Albers-Peil. Schnell ging es los mit Untersuchungen, Operationen und Chemotherapie – die 42-Jährige gewann den Kampf gegen den Krebs. Seit eineinhalb Jahren hilft sie, die den Krebs besiegt hat, anderen Krebskranken, denen die Heilung nicht vergönnt sein wird. Jeden Dienstag besucht sie das Lazarus-Hospiz, um die schwerkranken Patienten für kurze Zeit an bessere Momente im Leben zu erinnern und mit viel persönlicher Hinwendung zu betreuen. Meist hat sie selbst gebackenen Kuchen dabei. „Ich kann nicht viel machen, aber etwas Freude in die Leben der Kranken bringen“, sagt sie. Albers-Peil, die hauptberuflich ein eigenes Catering-Unternehmen leitet, ist stolz drauf, von der Jury ausgewählt worden zu sein. „Ich liebe Berlin und freue mich, ein Gesicht der Stadt zu sein“, sagt sie.

DIE KINDERBETREUERIN

Eigentlich hat Fatma Cetin genug zu tun. Sie arbeitet als Personalsachbearbeiterin in einem Chemieunternehmen, zu Hause halten sie drei kleine Kinder auf Trab. Trotzdem engagiert sich die 35-Jährige ehrenamtlich im Ronald-McDonald- Haus in Wedding. Dort können Familien wohnen, solange ihre Kinder im benachbarten Deutschen Herzzentrum behandelt werden. Einmal in der Woche hilft Cetin beim Zubereiten des Abendessens, jeden zweiten Mittwoch bringt sie selbst gebackenen Kuchen ins Herzzentrum, hört sich die Probleme der Familien an, muntert sie auf. Vor zweieinhalb Jahren hat sich Cetin entschieden, ehrenamtlich tätig zu werden. Sie war in Elternzeit und „wollte schon immer was ehrenamtlich mit Kindern und Familien machen“, sagt sie. „Ich will sie aus dem Klinikalltag rausholen, ein bisschen verwöhnen. Es ist einfach ein tolles Gefühl, geholfen zu haben.“

DER KÄMPFER FÜR GUTE AUSBILDUNG

Jerk Riese denkt längst nicht nur an den Umsatz des Sterne-Restaurants „first floor“, das er leitet. Der 33-Jährige denkt weiter, berlinweit. „Die Gäste der Stadt müssen sagen: Berlin war genial“, sagt der Gastronom. Und die Top-Restaurants sollen ihren Teil dazu beitragen, besser zusammenarbeiten und sich ständig verbessern. Darum gründete Riese im vergangenen Jahr den Maître Point Berlin, einen runden Tisch für die Leiter der führenden Berliner Restaurants. Viermal im Jahr besprechen sie Probleme und Verbesserungsmöglichkeiten innerhalb der Unternehmen und in den Berufsschulen. „Die Schulen vermitteln oft veraltetes Wissen. Wir hatten viele Azubis, die in der Schule andere Sachen gelernt haben, als sie dann im Betrieb machen mussten“, sagt Riese. In einer internationalen Stadt wie Berlin müsse zudem Englisch Prüfungsfach sein. Der Maître Point will Ausbildung und Prüfung modernisieren. Zurzeit sind 16 Unternehmen dabei, mitmachen darf nur, wer mindestens einen Stern oder 17 Punkte im Gourmetführer Gault Millau hat. Riese, der aus einem 500-Seelen-Dorf an der dänischen Grenze stammt, freut sich über die Aktion.

DIE SPRACHRETTERIN

Phua Phuong Tran kämpft gegen das Vergessen der vietnamesischen Sprache und Kultur bei Vietnamesen in Berlin. Vor 18 Jahren verließ sie ihre Heimat und kam nach Deutschland, vier Jahre später zog sie nach Berlin. Seit zehn Jahren bringt sie vietnamesischen Kindern und Jugendlichen in der Stadt die Landessprache und Kultur bei. „Viele der hier Geborenen wissen darüber nur sehr wenig“, sagt die 49-Jährige. Die Kinder wachsen hier auf und sprechen Deutsch, ganz im Gegensatz zu den Eltern, die oft als Gastarbeiter in die damalige DDR kamen. So reißen Sprachhürden die Familien auseinander. Tran unterrichtet in vietnamesischen Vereinen und Schulen. Die Diplom-Musikpädagogin bringt den Kindern auch das Spielen asiatischer Instrumente bei wie der Tranh, der asiatischen Zither. Tran ist aber nicht nur für Vietnamesen da: Auch Berliner, die nach Vietnam reisen wollen, können zu ihr kommen und sich Tipps holen. „Berlin ist eine so tolle Stadt, es macht Spaß, hier zu leben und zu arbeiten, ich fühle mich hier sehr wohl.“

Neben Albers-Peil, Cetin, Riese und Tran kommen 196 weitere Berliner auf das Riesenplakat. Thorsten Beißel machte sich einen Kindheitstraum wahr und wurde Feuerwehrmann. Ein prägendes Erlebnis war, als er im vergangenen Jahr in Kreuzberg einen Mann retten konnte, der von einem Baugerüst in den Tod springen wollte. Uwe Mai hat multiple Sklerose, sitzt im Rollstuhl und droht zu erblinden. Dennoch kümmert er sich im Diözesanrat der Katholiken im Erzbistum Berlin um Ökumene und den interreligiösen Dialog. Jürgen Schulz gründete die nach seinem Sohn benannte Björn-Schulz-Stiftung, nachdem dieser mit sieben Jahren an Leukämie gestorben war. Seit 28 Jahren helfen Schulz und seine Frau kranken Kindern und deren Familien in Berlin, Brandenburg und Bayern. Susanne Günther hilft Häftlingen auf dem Weg zurück ins Leben, Heidemarie Kessner heitert mit ihrer Schäferhündin Senioren auf. Niyazi Akyüz unterstützt als Bildungsbotschafter Jugendliche, die ein Freiwilliges Soziales Jahr absolvieren wollen. Barbara Krauß engagiert sich im Quartiersrat Schöneberg, sie pflanzt Blumen rund um Bäume an den Gehwegen.

Wenn die 200 Berliner Vorbilder von der Siegessäule auf die Stadt blicken, sind sie durchschnittlich 2,50 Meter groß. Insgesamt 1320 Quadratmeter misst die Plane. Zwei Tage sollen 12 Industriekletterer zum Anbringen benötigen, sagen die Organisatoren. Sie soll bis mindestens Ende September hängen bleiben. Länger sind Fotos und die dazugehörigen Geschichten auf der Internetseite www.berlin-dein-gesicht.de gespeichert.

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