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Polizeipräsidentin Barbara Slowik spricht mit Kollegin und Kollege in einem Berliner U-Bahnhof.

© Paul Zinken/dpa/ZB

Neue Berliner Polizeipräsidentin: Auf Streife mit Barbara Slowik

Am Samstagabend war Slowik mit Kollegen der Direktion 6 im öffentlichen Nahverkehr im Berliner Osten auf Streife. Dabei bewies sie Humor.

Die neue Chefin begrüßt jeden ihrer Mitarbeiter per Handschlag. Ein paar nette Worte hier, „Wie war die Schicht?“ – ein Plausch dort, „Ach, Union hat in Hamburg gewonnen?“ Berlins neue Polizeipräsidentin Barbara Slowik nimmt sich Zeit. Sie ist an diesem Samstagabend zum Bahnhof Lichtenberg gekommen, von wo aus sie mit Beamten der Direktion 6 in Treptow-Köpenick, Marzahn-Hellersdorf und Lichtenberg im öffentlichen Nahverkehr auf Streife gehen will.

120 Polizisten sollen in S- und U-Bahnen, Bussen und Trams Präsenz zeigen. Das soll das Sicherheitsgefühl der Berliner stärken, die sich, wie berichtet, mehrheitlich im Berliner Nahverkehr und auf Bahnhöfen ganz und gar nicht sicher fühlen.

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„Ich freue mich, hier gleich nach meinem Start vor Ort zu sein“, sagt Slowik zu Beginn der Aktion. „Es ist wichtig, dass die Berliner wissen, dass wir da sind.“ Seit dem 10. April ist Slowik im Amt. Sie ist die erste Präsidentin der Berliner Polizei, und dabei ist sie gar keine Polizistin: Als Juristin arbeitete Slowik in der Senatsverwaltung für Inneres, war dann im Bundesinnenministerium und machte sich einen Namen als Spezialistin für Terrorismusabwehr.

Der Job an der Spitze der Berliner Behörde ist ein neues Feld für sie. „Die ersten Tage waren aufregend, interessant und voll“, sagt sie. Wofür sie als Polizeichefin steht, ist noch schwer zu bestimmen. „Die Personalsituation hat Priorität“, sagt Slowik. Die Doppelstrategie beim 1. Mai soll erst einmal die alte bleiben – gesprächsbereit, aber konsequent zu Störern. Mehr sagt sie noch nicht. „Bitte lassen Sie mir für Konkretes etwas Einarbeitungszeit.“ Am Bahnhof Lichtenberg hat die Polizei einen Info-Stand aufgebaut, es werden Broschüren verteilt. „Sei schlauer als der Klauer“ steht darauf, Prävention gegen Taschendiebstahl. Daneben stehen zwei BVG-Mitarbeiterinnen, sie verteilen Fahrpläne und Bonbons. Der Zuspruch ist mäßig, die meisten Menschen gehen einfach vorbei.

Die Aktion hat sich Slowik nicht ausgedacht. Sie fand schon im vergangenen Jahr statt, sagt Direktionsleiter Michael Lengwenings. Man wolle nicht die Fahrkarten kontrollieren, das sei der Job der BVG. Man will nur zeigen, dass man da ist, unterwegs mit den Menschen. Also los geht’s, auf Streife.

„Ick wünsch’ dir viel Erfolg, junge Frau!“

Slowik fährt mit zwei Polizistinnen in der U5 Richtung Kaulsdorf-Nord. Manche in der Bahn erkennen sie, ein junger Mann, vielleicht 20 Jahre alt und ein bisschen betrunken, ruft ihr zu: „Ick wünsch’ dir viel Erfolg, junge Frau!“ Sie lacht, bedankt sich, zieht die rechte Augenbraue hoch und schüttelt lächelnd den Kopf.

Es ist sonst nicht viel los an diesem Samstagabend in Direktion 6. So bleibt Zeit für Privates: Hat sie Familie? „Dazu äußere ich mich nicht, das ist persönlich“, sagt sie. Und sonst? Sie erzählt, dass sie jedes Frühjahr nach Andalusien reist. Sie mag vietnamesisches Curry, dazu Cola light. Sie joggt, radelt und schwimmt, sie schaut gerne Stücke in der Schaubühne, sie wohnt in Lichterfelde-Ost. Na gut.

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Slowik steigt aus am U-Bahnhof Tierpark, nicht viel los, es ist nach 21 Uhr und draußen gutes Wetter. Als Willkommensgruß hat die Polizei vor ein paar Tagen ein Bild vom Präsidium getwittert. „Der Polizeipräsident in Berlin“ steht auf dem Gebäude, die Presseabteilung änderte den Schriftzug mit Photoshop in „Polizeipräsident*in Berlin“.

Ein kleiner Spaß zum Anfang, „das fand ich mit einem Augenzwinkern ganz witzig“, sagt Slowik. Wie fühlt sich das an, die erste Chefin in der Geschichte der Berliner Polizei zu sein? „Mir ist bewusst, dass es große Fußstapfen sind, in die ich da trete – männliche Fußstapfen“, sagt sie. „Aber ich habe auch große Füße, Schuhgröße 40“, sie lacht.

Wie sich die Polizei unter ihrer Führung entwickelt, das wird die Zeit zeigen. Klar ist, die Skandale der letzten Monate sollen endgültig der Vergangenheit angehören. Der Striptease mit Pistolenhalfter und kopulierende Berliner Beamte auf dem G20-Gipfel in Hamburg, die mutmaßliche Unterwanderung der Akademie – die Schlagzeilen lösten bundesweit großes Staunen aus. „Viele Menschen in meinem Umfeld haben mir gesagt, dass sie es toll finden, dass jetzt eine Frau den Job macht“, sagt Slowik.

Wie ist ihr Führungsstil? „Ich glaube, ich bin sehr kooperativ, direkt und pragmatisch.“ Sie steigt wieder in die U-Bahn, fährt zurück nach Lichtenberg. Am Bahnhof kommen ihr drei junge Männer entgegen, sie halten braune Bierflaschen, sie grölen. „Schön, dass ihr hier seid“, ruft ihr einer aus der Gruppe zu und grinst seine Kumpels an. Die Polizisten und Slowik lachen. Nochmal zum Führungsstil: „Und ich habe Humor.“

Max Polonyi

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