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Berlin: Neue Chancen für Tempelhof

Flugverkehr soll zeitweise sogar erweitert werden – Vorschlag einer Tunnel-Verbindung nach Schönefeld wird lebhaft diskutiert

Tempelhof hat als Flughafen wieder eine Zukunft. Nachdem das Oberverwaltungsgericht den Plan, den Flugbetrieb Ende Oktober aufzugeben, gestoppt hat, gibt es jetzt Pläne, den Verkehr zu erweitern. Um dann erforderliche Investitionen rechtfertigen zu können, müsste der Flugbetrieb bis zur Eröffnung des neuen Flughafens BerlinBrandenburg International (BBI) in Schönefeld weitergehen, heißt es bei der Flughafengesellschaft. Auf den bereits vereinbarten Umzug nach Tegel wird voraussichtlich nun auch die belgische SN Brussels verzichten. Für einen Verbleib in Tempelhof hat sich bereits Cirrus Air ausgesprochen. Germania plant mehrere neue Verbindungen ab Tempelhof. Unter anderem auch nach Brüssel, weshalb SN Brussels mit ihren Flügen in die belgische Hauptstadt in Tempelhof bleiben will, um konkurrenzfähig zu sein.

Gemischt sind die Reaktionen auf die Idee, das Flughafengebäude in Tempelhof zu einem Check-in-Terminal mit U-Bahnanschluss für Schönefeld zu machen. Für die einen ist es ein interessantes Konzept, andere halten den Plan des Architekten Hans-Georg Brunnert dagegen für völlig absurd. Eine Aufteilung des Verkehrs zwischen Tempelhof und Schönefeld hatte die FDP bereits 1996 vorgeschlagen und war damit gescheitert.

Auch jetzt sieht die Flughafengesellschaft keine Chance, das Konzept zu verwirklichen. Dann müsste das gesamte Planfeststellungsverfahren neu aufgerollt werden, argumentiert Flughafensprecherin Rosemarie Meichsner. Würde man nun neu planen, wäre der vorgesehene Eröffnungstermin für BBI Ende 2010 nicht mehr zu halten.

Dass die Brunnert-Pläne zu spät kommen, glaubt der Berliner CDU-Bundestagsabgeordnete Peter Rzepka nicht. Am Donnerstag steht im Bundestag der fraktionsübergreifende Antrag für die Offenhaltung des Flughafens Tempelhof auf der Tagesordnung. Rezpka, Initiator des Antrags, ist „guten Mutes, dass sich eine Mehrheit findet“. Dem Antrag zufolge soll nämlich auch das Brunnert- Konzept geprüft werden, Tempelhof als Check-in-Terminal für BBI mit eigener U-Bahn-Anbindung und als innerstädtischen Flughafen für kleine Verkehrsmaschinen“ zu nutzen. Brunnert habe ein „durchaus interessantes und spannendes Konzept“ vorgelegt, betonte Rezpka, „ich habe keine Unschlüssigkeiten entdeckt“. Für das Einchecken der Passagiere in Tempelhof müsse man keine Engpässe befüchten, weil für Fluggäste aus dem Süden Berlins mit ihrem Gepäck ohnehin der direkte Weg nach Schönefeld am praktischsten sei, sagte der Abgeordnete.

In der Berliner Wirtschaft wird der Vorschlag lebhaft diskutiert. Auf einer Veranstaltung des Vereins Berliner Kaufleute und Industrieller (VBKI) am Montag wurde Stadtentwicklungsenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) nach den Chancen gefragt, die sie dieser Idee gibt. „Man soll so etwas nicht einfach zurückweisen“, sagte Junge-Reyer. „Ich schaue mir das an.“ Grundsätzlich fürchte sie aber eine erhebliche Verzögerung für den neuen Großflughafen, wenn jetzt noch einmal neue Pläne diskutiert würden. Wie viele Vereinsmitglieder hält VBKI-Präsident Klaus von der Heyde den Vorschlag für „eine faszinierende Idee“. Leider werde die Initiative des Stuttgarter Architekten aber jetzt wohl keine Chance mehr haben.

Ähnlich sieht es Christian Wiesenhütter von der Industrie- und Handelskammer (IHK). Das „interessante Konzept“ komme zu spät. Sinnvoll wäre es zudem auch nur, wenn Schönefeld unzureichend ans Straßen- und Schienennetz angeschlossen wäre. Das Gegenteil sei jedoch der Fall. kt/C.v.L./mah

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