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Berlin: Neue Gedenkstätte erinnert an stille Helden

Ab Montag dokumentiert eine Dauerausstellung Schicksale von Menschen, die während der Nazi-Zeit Juden geholfen haben

Else Ackermann war eine pensionierte Lehrerin, ihr Bruder Hans Kommunalbeamter. Beide waren gläubige Christen. Als sie davon hörten, dass jüdische Nachbarn deportiert werden, versteckten sie ab 1942 Juden in ihren Wohnungen. Wie Forschungen in den vergangenen Jahren ergaben, waren es gar nicht so wenige, die wie die Ackermanns ihr Leben riskierten, um andere vor den Nazi-Schergen zu retten. Ab Montag erinnert eine neue zentrale Gedenkstätte in der Rosenthaler Straße 39 an die „stillen Helden“ und erzählt von geglückten und missglückten Rettungsversuchen.

Die Dauerausstellung basiert auf Forschungsergebnissen des Zentrums für Antisemitismusforschung und wurde von der Gedenkstätte Deutscher Widerstand erarbeitet. Gezeigt wird sie in den Räumen der früheren Bürstenfabrik Otto Weidt, die bisher als das Museum „Blindenwerkstatt Otto Weidt“ bekannt ist. Hier arbeiteten während der Nazi-Zeit vor allem blinde und gehörlose Juden unter dem Schutz des Bürstenfabrikanten. An die Diskriminierung, Verfolgung und Ermordung von Juden erinnern in den kommenden Wochen zahlreiche Veranstaltungen. Denn am 9. November jähren sich die Novemberpogrome von 1938 zum 70. Mal. Auf Weisung der nationalsozialistischen Parteiführer verwüsteten Angehörige von SA und SS vor aller Augen am 9. und 10. November 1938 etwa 1200 Synagogen und jüdische Betsäle sowie Tausende Geschäfte und Wohnungen von deutschen Juden. Viele wurden dabei ermordet, etwa 30 000 wurden anschließend in Konzentrationslager verschleppt.

Die Stiftung Denkmal für ermordete Juden Europas, das Centrum Judaicum, die Stiftung Topographie des Terrors, die evangelische Kirchengemeinde Dahlem und die Synagogengemeinde Sukkat-Schalom erinnern mit einer Reihe gemeinsamer Veranstaltungen an die Ereignisse von damals. So zeigt die Ausstellung „Es brennt!“ in der Neuen Synagoge Oranienburger Straße ab 6. November Aufnahmen von Berufs- und Amateurfotografen aus den Jahren 1938/39 und dokumentiert das Ausmaß der Demütigung und Gewalt gegen Juden. Eine Konzertreihe in der Zehlendorfer Jesus-Christus-Kirche erinnert an die jüdischen Traditionen. Außerdem werden im „Raum der Namen“ und im Stelenfeld des Holocaust-Mahnmals am 9. November von 10 bis 19 Uhr Biografien von Pogromopfern zu hören sein. Wissenschaftler diskutieren auf Einladung der Stiftung Topographie des Terrors am 10. und 11. November über das Novemberpogrom. clk

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