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Berlin: Neue Halle oder kapitales Luftschloß?

Nach dem Bau der beiden Sportstätten in Prenzlauer Berg kommt nun ein Vereins-Chef und will noch eine haben Berlin(emv/jojo/-pen).Beim Senat und beim Berliner Sport hat das Rätselraten darüber begonnen, ob das Projekt einer neuen Mehrzweckhalle in Berlin mehr als ein Luftschloß ist.

Nach dem Bau der beiden Sportstätten in Prenzlauer Berg kommt nun ein Vereins-Chef und will noch eine haben Berlin(emv/jojo/-pen).Beim Senat und beim Berliner Sport hat das Rätselraten darüber begonnen, ob das Projekt einer neuen Mehrzweckhalle in Berlin mehr als ein Luftschloß ist.Der Chef des Eishockey-Vereins "Berlin Capitals", Axel Banghard, will den S-Bahnhof Olympiastadion mit einer Halle überbauen lassen und vor allem seinem Verein dort eine neue Heimat geben.Investoren konnten die Planer gestern aber nicht nennen.In Senatskreisen werden dem privat angelegten Projekt kaum Chancen eingeräumt.In der Sportverwaltung wird überdies befürchtet, daß eine weitere Allzweckhalle den beiden gerade erst fertiggestellten öffentlichen Großhallen in Prenzlauer Berg schaden würden.Zu ihren Gunsten wird beim Senats bereits auf den Abriß der Deutschlandhalle gedrängt. "In der Größenordnung ist der Markt gesättigt", sagte gestern der Chef der Sportabteilung in der Schulverwaltung, Jürgen Kießling, zum Tagesspiegel.Finanzierung, Bau und Betrieb seien im übrigen nur rentabel, wenn es "Nebennutzungen" im kommerziellen Bereich gebe."Ein bloßer Sport- und Unterhaltungsbetrieb ist auf diesem Planeten nicht kostendeckend." Am Problem mangelnder Rentabilität war bereits die Idee gescheitert, am Schenkendorffplatz in Charlottenburg einen Ersatz für die marode Eisporthalle zu bauen.Der Senat hat zwar das Grundstück günstig angeboten, die Interessenten sind aber abgesprungen - darunter auch Banghard.Klaus Streckebach, Geschäftsführer der OSB-Sportstättenbau-Gesellschaft, Bauherr der Max-Schmeling- und der Rad- und Schwimmhalle im Ostteil Berlins, gibt zu bedenken, daß Hallen mit fester sportlicher Nutzung sehr stark festgelegt seien."Es kann in der Saison schwierig werden, andere Veranstaltungen unterzubringen oder längerfristig zu planen." Gerade bei Pop- oder Rockkonzerten müsse man mit mehrtägigen Auf- und Abbauzeiten rechnen. "Hinfahren, Rolltreppe hoch und rein." So stellt sich S-Bahn-Chef Axel Nawrocki eine neue Mehrzweckhalle am Olympiastadion vor.Direkt über dem S-Bahnhof Olympiastadion solle bis Ende 1999 eine Arena für 15.000 Besucher entstehen.Nach den Plänen von Banghard, Aufsichtsratschef des Eishockey-Clubs Berlin Capitals und Geschäftsführer der Phidias Unternehmensgruppe, werden die Kosten von 130 Millionen Mark ausschließlich von privaten, unbekannten Investoren aufgebracht. Neben den Eishockey-Spielen der Capitals sollen verschiedene Sportveranstaltungen, Konzerte, Zirkusaufführungen sowie Kongresse die Halle an 114 Tagen im Jahr füllen.Hallenbetreiber soll die US-Firma Ogden werden, die weltweit rund 130 Stadien und Hallen verwaltet.Kernstück ist eine Mehrzweckhalle mit 12.000 Sitzplätzen und einem Fassungsvermögen von 15.000 Personen.Dafür solle der S-Bahnhof für rund 80 Millionen Mark überbaut werden.Ferner ist für 30 Millionen Mark ein Geschäftszentrum geplant.Weitere 20 Millionen Mark sollen in ein Hotel mit 100 Zimmern fließen. "Wir hoffen, noch in diesem Jahr die Baugenehmigung zu bekommen", sagte Banghard.Weder Senat noch Bezirksamt sind allerdings bisher in die Planung einbezogen.Die Finanzierung ist ungeklärt.Vage sprach der Chef der Capitals von Berliner Firmen und ausländischen Investoren. Bausenator Jürgen Klemann (CDU) hält die neue Eissporthallen-Planung für "genehmigungsfähig" und kündigte seine Unterstützung für das Projekt an."Und wo könnte Michael Jackson auftreten, wenn er heute nach Berlin kommen würde?", fragte seine Sprecherin Petra Reetz. Jüngstes Beispiel für eine Mehrzweckhalle in ähnlicher Größenordnung ist die "Arena Oberhausen".Der britische Investor Eddie Healy errichtete in der Ruhrgebietsstadt nicht nur eine riesige Shopping-Mall, sondern auch die 12.000 Zuschauer fassende Halle.Der Betreiber, die US-Firma Ogden, soll laut Banghard auch die Berliner Halle übernehmen.Die Ogden-Corporation hat einen Jahresumsatz von über zwei Milliarden Dollar und rund 40.000 Beschäftigte.In Manchester betreibt Ogden erfolgreich die "Nynex-Arena" und zieht mit dem Eishockey-Team Manchester Storms regelmäßig über 10.000 Zuschauer an. Stärkster Nutzer des Neubaus sollen die Berlin Capitals sein.Nach Plänen der Messe Berlin soll ihr jetziges Domizil, die Eissporthalle an der Jafféstraße, 1999 abgerissen werden.Auf verhaltenen Beifall ist die Ankündigung des Hallenneubaus beim Landessportbund (LSB) gestoßen.Zweifel seien vor allem angebracht, so LSB-Sprecher Dietmar Bothe, ob sich die Halle finanziell tragen werde."Wir wären an einer soliden Lösung vor allem der Folgekosten interessiert", so Bothe.Die Stuttgarter Schleyer-Halle zeige, daß solch große Gebäude nur selten voll ausgelastet seien.Bei 1160 Veranstaltungen zwischen 1983 und 1994 sei die Halle weniger als 20 Mal ausverkauft gewesen.Zum Vergleich: Das Fassungsvermögen der Schleyer-Halle beträgt nur rund 10.000 Personen. Vereinsboß und Unternehmer Axel Banghard - ein Mann für Eishockey und Geschäfte(gol) Axel Banghard hat seine Rolle als Vereinspräsident schon immer recht eigenwillig interpretiert.Unter seinem Vorsitz taufte sich der Eishockeyklub BSC Preußen gleich zweimal um; erst in Preussen Devils, ein Jahr später in Berlin Capitals.Bei einem Sponsorenabend hielt der 29jährige schon mal vor versammelter Mannschaft eine Rede in akzentfreiem Englisch, einem sich dem Karriereende nähernden Spieler versprach er: "Ich mache dich zu einer Persönlichkeit der Berliner Gesellschaft." Über allen Allüren stand beim Präsidenten Axel Banghard stets das geschäftliche Interesse.Den Neubau einer multifunktionalen Halle hat er seit Beginn seiner Funktionärskarriere im Mai 1995 im Kopf.Viele sagen, er habe den damaligen Preussen-Präsidenten Herrmann Windler nur deshalb abgelöst, weil der durch sein wenig diplomatisches Vorgehen in dieser Angelegenheit jeglichen Kredit bei den zuständigen Senatsdienststellen verspielt habe.Zunächst wollte Banghard am Schenkendorffplatz nahe dem Olympiastadion bauen, plante dann eine temporären Traglufthalle und kokettierte zwischenzeitlich, weil alle Projekte im Sande verliefen, mit einem Umzug seiner Mannschaft nach Oberhausen, wo der US-Konzern Ogden Entertainment Services die Mehrzweckhalle "CentrO" betreibt. Jetzt kommen Ogden und Banghard angeblich auch in Berlin ins Geschäft.Generalübernehmer des Projektes über dem S-Bahnhof Olympiastadion ist die Unternehmensgruppe Phidias.Geschäftsführender Gesellschafter: Axel Banghard.Phidias gehört zur Unternehmensgruppe Prinz zu Hohenlohe & Banghard, die eine Milliarde jährlich im Immobiliengeschäft umsetzt.Nach 20monatiger Präsidentschaft geht Banghard aufs Ziel los.

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