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Berlin: Neue Infobox: Das Geld ist da, die Genehmigung nicht

Ein Pavillon soll für den Wiederaufbau des Stadtschlosses werben. Aber das Vorhaben findet bei den Behörden wenig Gegenliebe

Wilhelm von Boddiens Traumpavillon sollte schon stehen, für den Wiederaufbau des Schlosses werben und Anlaufstation für Spenden sein: Ein stählerner Flachbau für (erhoffte) 500 000 Besucher im Jahr. Aber mit der „Infobox Berliner Schloss“, die Boddiens Förderverein auf den Schlossplatz stellen will, geht es nicht so recht voran. Die Landesbehörden wollen erst die „Zwischennutzung“ des Platzes nach Abriss des Palastes der Republik klären.

Das Bezirksamt Mitte hat den Bauantrag versagt, auch die Senatorin für Stadtentwicklung, Ingeborg Junge-Reyer (SPD), sieht keinen Grund einzuschreiten und den Pavillon zu genehmigen. „Es fehlt der gute Wille,“ sagt Geschäftsführer von Boddien – obwohl es für seine Vision schon konkrete Pläne gibt: Die Schloss-Box soll Unter den Linden schräg gegenüber vom Lustgarten stehen. Allerdings will man keinen fensterlosen Container wie am Potsdamer Platz errichten, sondern ein lichtdurchflutetes Gebäude aus viel Glas und Stahl. Es soll zwei Etagen haben, 800 Quadratmeter Ausstellungsfläche und eine Dachterrasse mit Café.

Mit dem Bauwerk, entworfen vom Architekturbüro Stuhlemmer, will der Förderverein Berliner Schloss an die Erfolge der legendären roten Infobox vom Potsdamer Platz anknüpfen. Dort stellten die damaligen Investoren ihre Planungen vor. Die neue Infobox, so der Verein, sei nun die ideale Plattform für die Zukunftsperspektive am Schlossplatz. Neben dem Förderverein wollen auch die potenziellen Nutzer eines Neubaus, die Staatlichen Museen, die Humboldt-Universität und die Landeszentralbibliothek in die Box hinein. Man will die eigenen Vorstellungen für den künftigen Schloss-Neubau erläutern und die Planungen für die benachbarte Museumsinsel vorstellen. Die Finanzierung des Baus für 3,5 Millionen Euro sei gesichert, sagt von Boddien. Die Ausstellung wolle ein Sponsor für die ersten drei Jahre bezahlen, die Box werde sich zudem über Werbetafeln finanzieren. „Das alles kostet den Senat keinen Cent“, sagt Wilhelm von Boddien. Im Bezirksamt Mitte stieß man sich schon daran, dass der Bauantrag des Fördervereins nicht vom Grundstückseigentümer, dem Land Berlin, unterschrieben ist. Außerdem fühlt sich Mitte nicht zuständig, weil zunächst die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung eine „entwicklungsrechtliche Genehmigung“ erteilen müsse.

Aber die Entwicklung des Schlossplatzes ist alles andere als klar, die „grüne Wiese“ als Übergangslösung zwischen Palast-Abriss und Schloss-Neubau ist zwar im Gespräch, aber längst nicht beschlossen. Senatorin Junge-Reyer meint, ein Pavillon müsse sich in das „Gesamtkonzept“ einfügen, doch über die Zwischennutzung des Areals müsse man sich noch mit dem Bund verständigen. Noch ist nicht einmal sicher, ob der Palast der Republik, wie vom Bundestag beschlossen 2005 abgerissen werden kann.

Der Förderverein hat Kulturstaatsministerin Christina Weiss vorgeschlagen, den Schlossplatz nicht als Grünanlage, sondern als „Themenpark“ zu gestalten – mit der Infobox im Mittelpunkt, umgeben von Info-Würfeln etwa zu den Museen. Der Förderverein will 80 Millionen Euro für die Herstellung der Schlossfassade aufbringen. Rund 8,5 Millionen Euro seien inzwischen rechtsverbindlich zugesagt, versichert von Boddien.

Christian Van Lessen

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