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Gewohntes Bild: Stau in Berlin.

© Bernd Settnik/dpa

Neue Lärmkarten: Berlin soll leiser werden

Jeder zehnte Berliner leidet unter Lärm. Die Politik will das ändern. So gibt es mehr Geld für Privatleute, um Schallschutzfenster einzubauen.

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Die Stadt ist laut. Sehr laut. Zu laut? Die Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz hat jetzt die Lärmkartierung für das Jahr 2017 herausgegeben. Ergebnis: Jeder zehnte Berliner, rund 340.000 Menschen, ist nachts von einem Lärmpegel von 55 Dezibel betroffen – ein Wert, der lauter ist als ein normales Gespräch. Ein höherer Wert gilt für Lärmforscher als potenziell gesundheitsgefährdend.

Der Tagesspiegel listet die größten Lärmbelastungen der Stadt auf:

Straßenverkehr: Kraftfahrer verursachen den meisten Lärm. Vor allem auf den großen Autobahnen brettern Autos, Busse und Lkws entlang. Am lautesten sind die A100 (vom Funkturm bis zum Rathenauplatz), die A10 im Norden sowie die A115 im Südwesten. Autos und Lastwagen erzeugen hier regelmäßig Werte von über 75 Dezibel.

Straßenbahn-/U-Bahnverkehr: Aber auch vom Straßenbahn- und dem (oberirdischen) U-Bahn-Verkehr sind viele Menschen betroffen. Laut Umweltverwaltung in der Nacht rund 30.000 Anwohner.

Eisenbahn: Die Werte hierfür werden vom Eisenbahnbundesamt erhoben. Ihre Messungen ergaben, dass mehr als 36.000 Menschen, die in der Nähe von Schienenanlagen wohnen, Lautstärken über 55 Dezibel ausgesetzt sind.

Flugverkehr: Dass der Flughafen Tegel eine Lärmschleuder ist, wissen mittlerweile nicht nur die Bewohner im Norden Berlins. Eine Erhebung aus dem Jahr 2015 ergab, dass 275.800 Menschen dort durch den Lärm des Flughafens Tegel betroffen sind.

Industrie und Gewerbe: Am wenigsten fällt der Lärm durch Kraftwerke und Handelseinrichtungen auf. Laut Lärmkarte sind 500 Menschen davon belastet.

In Berlin hält sich der Protest gegen Straßenlärm in Grenzen - Foto einer Demonstrationen in Hessen 2015.
In Berlin hält sich der Protest gegen Straßenlärm in Grenzen - Foto einer Demonstrationen in Hessen 2015.

© Arne Dedert/dpa

Einen Vergleich zur vorigen Senatsuntersuchung für Lärm ist nicht möglich. Für die Lärmkarte 2017 haben die Statistiker der Umweltverwaltung eine andere Untersuchungsmethode angewandt als in der vorigen Erhebung von 2012. Doch schon seit einiger Zeit ist das Thema in der Politik angekommen. Der Senat versucht mit gezielten Maßnahmen, den Verkehrslärm zu verringern: Unter anderem mit der Förderung des Radverkehrs und von Elektrofahrzeugen.

Zudem wird auf besonders lärmarme Fahrbahnoberflächen gesetzt. Um Bewohner von Gebäuden an sehr lauten Straßen und Schienenwegen der BVG besser zu schützen, hat das Land Berlin 2013 auch schon ein Schallschutzfensterprogramm gestartet.

"Lärm ist auch ein soziales Problem"

Daniel Buchholz, umweltpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion im Abgeordnetenhaus und stellvertretender Vorsitzender im Umweltausschuss, sieht zwar bereits einige Fortschritte beim Lärmschutz. Allerdings sei auch noch einiges zu tun: „Es bleibt ja wahr: Lärm macht krank. Und es ist auch ein soziales Problem, denn gerade Menschen mit schwächeren Einkommen wohnen an größeren, lauteren Straßen“, sagt Buchholz.

Deshalb sei es wichtig, genügend Mittel im Haushalt bereitzustellen, damit Privatleute ihre Fenster lärmschützend umrüsten lassen können. Im vergangenen Jahr habe es mehr Anträge auf Umrüstung beim Senat gegeben, als Geld zur Verfügung stand – das soll im kommenden Doppelhaushalt nicht passieren. Die Mittel wurden für 2018 und 2019 um jeweils 150.000 Euro für das Schallschutzfensterprogramm erhöht.

Frank Scholtysek, umwelt- und verkehrspolitischer Sprecher der AfD-Fraktion, sieht die Ursache dafür, dass das Auto Lärmquelle Nummer eins ist, in der schlechten Verkehrsführung. „Ein flüssigerer Verkehr würde eine Menge an Geräuschen rausnehmen. Fakt ist: Wir haben eine schlechte Leittechnik, schlechte Ampelschaltung. Da muss unbedingt etwas passieren.“

Die Ergebnisse der Lärmkarte 2017 sind Grundlage für den Lärmaktionsplan, der 2018 von der Umweltverwaltung erstellt werden soll. Der Senat will auch die Berliner an der Erstellung des Lärmaktionsplans beteiligen. So plant er, im kommenden Frühjahr ein Portal im Internet zu schalten. Der Plan soll dann im Herbst 2018 veröffentlicht werden.

Die Karten der offiziellen Lärmkartierung in Berlin finden Sie auf berlin.de.

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