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Berlin: Neue Mitte in Karlshorst

Am Bahnhof ist ein attraktiver Vorplatz geplant Ins leere Theater zieht die Musikschule

Berlin - Die Gegend rund um den S-Bahnhof Karlshorst hat nicht den Ruf, eine Sehenswürdigkeit zu sein. Rund 38 000 Fahrzeuge rollen täglich die Treskowallee entlang, am Bahnhof verengen sich stauträchtig die Fahrspuren. Das nahe Theater ist schon lange dicht, das Kulturhaus gegenüber marode. Nun aber soll sich vieles zum Besseren wenden, verspricht Lichtenbergs Baustadtrat Andreas Geisel (SPD). „Karlshorst erhält ein neues Zentrum.“

Die Stolzenfelsstraße wird zum Bahnhofsvorplatz umgebaut, und an der Ehrenfelsstraße, die an der Treskowallee „verkehrsberuhigt“ wird, entsteht ein Platz, der den Theatervorplatz einschließt. An der Detailplanung wird noch gearbeitet. Die Bauarbeiten beginnen nächstes Jahr, werden 2010 fertig sein und rund eine Million Euro kosten.

Das seit einem Jahr leer stehende Theater wird zur Filiale der Schostakowitsch- Musikschule, das alte Kulturhaus wird abgerissen, ein Investor aus Potsdam will hier ein neues Gebäude mit Supermarkt errichten. Aber auch mit Räumen obendrauf, die wieder als „Kulturhaus“ genutzt werden können, mit Platz für Veranstaltungen und Galerien. Das Theater Karlshorst, einst Ballhaus, dann von der sowjetischen Armee als „Haus der Offiziere“ (im Volksmund Russenoper) genutzt, steht unter Denkmalschutz. Seit 14 Jahren gehört es der Wohnungsbaugesellschaft Howoge. Der Bezirk suchte lange und vergeblich nach Nutzern.

Die Filiale der Musikschule, die nun der Hauptmieter im alten Theater wird, kann nicht an ihrem alten Standort an der Dolgenseestraße bleiben, weil dem Bezirk das Geld für die Sanierung des Gebäudes fehlt. Auch das Kulturhaus an der Treskowallee hätte für rund 10 Millionen Euro – die nicht aufzubringen waren – saniert werden müssen. So einigten sich Bezirk und Liegenschaftsfonds darauf, das Gelände zu verkaufen.

Dass hier ein Supermarkt entstehen soll, begründet Stadtrat Geisel damit, dass Karlshorst mit derartigen Einkaufsmöglichkeiten „unterversorgt“ sei, 70 Prozent der Kaufkraft seiner Bewohner flössen in andere Stadtteile ab. Der Bezirk habe ein „Lichtenberger Zentren- und Einzelhandelskonzept“ beschließen müssen, „um das willkürliche Überangebot an Discountern zu beschränken“.

Nach Auskunft des Stadtrats werden seit 2000 allein in Lichtenberg jährlich bis zu zwölf neue Supermärkte beantragt, von denen der Bezirk jeweils „acht bis neun abwehren“ könne. Die Märkte konzentrierten sich an viel befahrenen Routen wie der Landsberger Allee, dafür seien andere Gebiete im Bezirk deutlich unterversorgt. Deshalb müsse man mit einem Konzept gegensteuern, „qualitativ hochwertige“ Einkaufszentren stärken und erhalten, andernorts die Nahversorgung sichern und gewährleisten. Und so bekommt Karlshorst auch in seiner neuen Mitte bald einen Supermarkt – und Kultur noch obendrauf.C. v. L.

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