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Die "Omar Ibu Al Khattab Moschee": Sechs Jahre hat der endgültige Bau des siebengeschossigen Gebäudes auf dem ehemaligen Bolle-Supermarkt-Gelände am Görlitzer Bahnhof gedauert.

© Doris Spiekermann-Klaas

Neue Moschee in Kreuzberg: Unter der gläsernen Kuppel

Am Freitag wird die zweitgrößte Moschee Berlins am Görlitzer Bahnhof eröffnet. Männer und Frauen beten hier gemeinsam - Radikale sind nicht willkommen.

Ein Palastsaal in weiß, gold, grün. Der zehn Meter hohe Raum ist über und über mit weißen Stuck-Ornamenten verziert. Bunt leuchtet das Licht durch die kleinen Mosaik-Fenster an der Decke. Der pompöse und immens große ägyptische Kronleuchter hängt, in der Kuppel befestigt, fünf Meter tief in den Saal hinein, der sich mit zwei Galerien auf drei Etagen erstreckt. Es sind die Gebetsräume der „Omar Ibu Al Khattab Moschee“ im neu erbauten Maschari-Center in Kreuzberg. Sechs Jahre hat der endgültige Bau des siebengeschossigen Gebäudes auf dem ehemaligen Bolle-Supermarkt-Gelände am Görlitzer Bahnhof gedauert. Am Freitag wird die zweitgrößte Moschee Berlins offiziell eröffnet.

Äußerlich wirkt das Maschari-Center wie ein Geschäftshaus. Auf 5000 Quadratmeter erstrecken sich die Räumlichkeiten, die neben dem Gebetsraum für etwa 500 bis 1000 Gläubige auch ein Imbisslokal, Geschäfts- sowie Veranstaltungs- und Seminarräume beherbergen. Das Dach des Hauses krönen eine gläserne und eine begrünte Kuppel und vier kleine Minarette, die von der Straße aus kaum zu erkennen sind. „Sie sind den vier sunnitischen Rechtsschulen Hanefi, Schafi, Melik und Achmad gewidmet“, sagt Birol Ucan, Bauherr und Sprecher des Islamischen Vereins für wohltätige Projekte (IVWP e.V.).

Der IVWP ist ein ursprünglich von Muslimen palästinensischer und libanesischer Herkunft gegründeter Verein. Er gehört zu einer islamischen Strömung, die von dem im heutigen Äthiopien geborenen Scheich Abdullah al-Harari begründet wurde und unter der Bezeichnung „Habash“ bekannt ist. „Wir bezeichnen uns als sunnitische Muslime mit sufistischen Einflüssen“, sagt Sprecher Birol Ucan. Ihre Gruppe distanziere sich von radikalen islamischen Gruppierungen und Sekten. „Angeblich Gläubige mit radikalen Ansichten haben bei uns keinen Zutritt“, sagt Ucan. Vielmehr verfolge die Gemeinde das Ziel, über diese Gruppen aufzuklären. „Wir wollen zeigen, dass der Islam keine Terrorreligion ist.“

Der Gebetssaal vereint eine Mischung arabischer Stile

Welchen Stellenwert die „Habash“ in der islamischen Welt habe, sei schwer einzuordnen, da in Deutschland nicht viel über die Glaubensrichtung bekannt sei, sagt Ayfer Dudu, Autorin des Buches „Islam auf Sendung“. „Fest steht, dass die Berliner Gemeinde, lange als Hinterhof-Moschee in Berlin verschrien, mit dem Bau massiven Anfeindungen ausgesetzt war, sich aber Interessierten gegenüber immer offen verhalten hat.“ Um Zweifel aus der Welt zu schaffen, habe Ucan Briefe mit seiner Telefonnummer in Briefkästen verteilt, in Zukunft wolle die Gemeinde gemeinsame Veranstaltungen mit Schulen und Volkshochschulen, Jobcentern und dem Bezirksamt durchführen. „Bei uns ist jeden Tag ein Tag der offenen Tür“, sagt Ucan. Interessierte Muslime und Nicht-Muslime könnten die Räumlichkeiten besuchen kommen – gerne auch zum Freitagsgebet.

Der Gebetssaal vereint eine Mischung arabischer Stile: Gebetsnische und Kanzel sind nach osmanischer Art gebaut, die Gipsarbeiten an den Wänden und der Decke nach andalusisch-marokkanischer. „Das Design haben spezialisierte Fachhandwerker aus Spanien mit marokkanischen Wurzeln entworfen“, sagt Ucan. Der Saal zeugt von international-islamischem Flair, genau wie die Besucher der Moschee, die libanesischer, palästinensischer, albanischer, türkischer und afrikanischer Herkunft seien. „Ich würde uns als internationale Gemeinde zum größten Teil hier geborener Migranten bezeichnen“, sagt Ucan. Unter der Woche werde in Zukunft nur im Erdgeschoss gebetet. „Und zwar Frauen und Männer gemeinsam.“ Nur beim Freitagsgebet und an Festtagen wie Ramadan würden alle drei Ebenen geöffnet.

Der Verein hatte an Marktständen und in Geschäften, bei muslimischen Veranstaltungen und auch per Internet Muslime um Spenden für die Errichtung der Moschee gebeten, deren Kosten auf 10 Millionen Euro geschätzt wird. Die Fassade von Berlins zweitgrößter Moschee ist schon seit zwei Jahren fertig. Die Inneneinrichtung dauerte aber länger als erwartet, weil man auf die Spenden von Gläubigen und Gönnern angewiesen gewesen sei, sagt Ucan. Komplett fertig gestellt sind jetzt nur die Moschee inklusive der dazu gehörenden Waschräume im Hamam-Stil sowie die Außenfassade des Gebäudes.

Im Erdgeschoss und im dritten Stock befinden sich Ladenräume, im vierten ein Veranstaltungssaal, im fünften der Kindergarten einer privaten Eltern-Initiative, im sechsten Stock die Büroräume des Vereins. Die Gewerberäume seien noch nicht vermietet, doch ihre Besetzung geplant. „Wir suchen Interessenten für eine Boutique mit islamischer Mode für Herren und Damen, für ein Reisebüro, einen Buchhandel, einen Friseur und einen Metzger“, sagt Ucan. Das Ladenlokal im Erdgeschoss sei bereits vermietet und werde in etwas zwei Wochen in Betrieb genommen.

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