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Frauen mit Kopftuch.

© picture alliance / dpa

Neue Studie: Frauen in Berlin feindlicher gegen Muslime als Männer

Auch ältere Berliner haben größere Vorbehalte gegen Muslime als jüngere. Die negativen Einstellungen haben in den vergangenen Jahren zugenommen.

Von Sandra Dassler

Jeder dritte Berliner fühlt sich durch die „vielen Muslime manchmal wie ein Fremder im eigenen Land“. Zu diesem Ergebnis kommt die Soziologin Daniela Krause, die im Auftrag des Mediendienstes Integration zwei Studien von Forschern am Bielefelder Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung auswertete. Diese befragten seit 2003 in zweijährigem Abstand bundesweit etwa 25 000 Menschen zu ihrer Einstellung.

Daniela Krause hat im Vorfeld der Landtagswahlen in Berlin und Mecklenburg-Vorpommern die Ergebnisse für diese beiden Bundesländer gesondert ausgewertet. Mit teilweise recht erstaunlichen Ergebnissen: So gibt es in Berlin im Vergleich zum Bundesdurchschnitt zwar eine geringere Ausprägung muslimfeindlicher Einstellungen als im Durchschnitt der neuen und auch der alten Bundesländer, allerdings hat diese im Gegensatz zum bundesweiten Trend in den vergangenen Jahren zugenommen. 2014 waren 25 Prozent der Berliner – so viele wie nie vorher – der Auffassung, „Muslimen sollte die Zuwanderung nach Deutschland untersagt werden“.

Frauen sind muslimfeindlicher eingestellt

Während in Mecklenburg-Vorpommern Männer größere Vorbehalte gegen den Islam haben, sind in Berlin die Frauen muslimfeindlicher eingestellt. „Und zwar mit deutlichem Abstand“, sagte Daniela Krause am Donnerstag dem Tagesspiegel: „Dieser große Unterschied zwischen den Geschlechtern hat mich wirklich überrascht.“ Eine Erklärung könnte nach Ansicht der Soziologin darin liegen, dass Frauen generell vorsichtiger sind. Befragt worden waren Deutsche mit und ohne Migrationshintergrund, aber keine Muslime.

In einer Hinsicht unterscheidet sich Berlin nicht von den anderen Bundesländern: Je älter die befragten Menschen sind, desto negativer ist ihre Haltung gegenüber Muslimen. Hingegen sind Berliner im Alter zwischen 16 und 60 Jahren weniger muslimfeindlich eingestellt als Gleichaltrige im Bundesgebiet. Daniela Krause sieht die Ursache dafür darin, dass Menschen in der Großstadt Kontakte zu vielen gesellschaftlichen Gruppen haben. Das sei Alltag in Berlin und wirke sich positiv auf Einstellungen gegenüber Minderheiten aus.

Warum das bei älteren Berlinern anders ist, liegt wahrscheinlich daran, dass die biologischen Faktoren gegenüber den kulturellen dominieren, vermutet die Soziologin. Im Alter werde man langsamer, bedächtiger, vorsichtiger – das führe wohl zu einer konservativeren oder ängstlicheren Einstellung, woran dann auch das städtische Umfeld nichts ändere.

Die Studie zur Islamfeindlichkeit wird im Abstand von zwei Jahren fortgesetzt, sagt Daniela Krause. Die Ergebnisse der 2016 erfolgten Befragung werden erst am 21. November der Öffentlichkeit vorgestellt. Alle Experten gehen allerdings davon aus, dass die Muslimfeindlichkeit angesichts der wachsenden Flüchtlingszahlen und des weltweiten Terrors weiter gestiegen ist.

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