zum Hauptinhalt
Die alten Sportbaracken an der südlichen Karl-Marx-Straße sollen einem Containerdorf für Flüchtlinge weichen.

© Anna Ullrich

Neue Unterkunft in Neukölln geplant: Flüchtlingsheim mit Autobahnanschluss

Auf einem Sportplatz nahe der A 100 soll ein Containerdorf für 300 Flüchtlinge entstehen. Die Behörden haben allerdings noch kein Okay gegeben.

Verfallene Baracken, kein Mensch zu sehen. Der ehemalige Bewag-Sportplatz an der Karl-Marx-Straße nahe dem U-Bahnhof Grenzallee ist seit mehr als zehn Jahren außer Betrieb. „Bei Sonnenschein sieht es schon ansehnlicher aus", findet Michael Elias, Geschäftsführer der SoWo GmbH Berlin. Er ist seit einigen Monaten der neue Sportplatz-Pächter. Seine Geschäftsidee: Bau und Betrieb eines neues Flüchtlingsheimes.

„Wir warten auf finale Entscheidungen und wollen den Bau schnellstmöglich beginnen", erklärt Elias. Die geplanten Container könnten innerhalb der nächsten vier bis fünf Monate aufgestellt werden und rund 300 ankommenden Flüchtlingen eine Unterkunft bieten. Die ursprüngliche Inbetriebnahme war für das Frühjahr 2015 geplant, doch das Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lageso) hat noch kein Okay gegeben. „Sind wohl überlastet", glaubt Elias.

Info-Veranstaltung am Donnerstagabend

Die Prüfung seines Antrags sei eigentlich schon abgeschlossen und eine Genehmigung sollte bis Ende Januar vorliegen. Lageso-Sprecher Alexander Busche kennt das Projekt nicht. „Allerdings kann das mit dem Privatinvestor zusammenhängen", erklärt er. „Natürlich geben wir am Ende das Okay für jegliche Flüchtlingsunterkünfte, sei es ein privater oder öffentlicher Träger. Doch zunächst prüfen wir Anträge, die von Seiten der Stadt eingehen."

Das Bündnis Neukölln, das sich gegen Rechtsextremismus engagiert, organisiert am Donnerstagabend um 19 Uhr eine Info-Veranstaltung (Eduard-Kirche, Kranoldstraße). „Dabei geht es darum, den Bewohnern ihre Ängste zu nehmen und eine Willkommensatmosphäre für die Flüchtlinge zu schaffen", erklärt Carola Scheibe-Köster, Kreisgeschäftsführerin der Grünen in Neukölln.

Investor wirbt mit "guter Verkehrsanbindung"

Sozialstadtrat Bernd Szczepanski (Grüne) und Georg Classen vom Flüchtlingsrat haben für das Podium zugesagt. SoWo-Geschäftsführer Elias wird das Konzept des Containerdorfes vorstellen und Informationen zu Sicherheitsvorkehrungen und der Finanzierung liefern. „Wir möchten den Leuten zeigen, dass wir keine dunklen Flure bauen oder Flüchtlinge abschotten", so Elias. Das Sportgelände bietet laut Elias „eine gute Verkehrsanbindung“. Allerdings bedeutet die Nähe zur Autobahn 100 für Flüchtlinge nicht unbedingt einen Standortvorteil. Außerdem ist das Viertel als Problemkiez bekannt. Auch das Bündnis Neukölln hält Sammelunterkünfte wie diese geplante nicht für ideal, aber die „unzureichende und wenig koordinierte Flüchtlingspolitik des Senats“ lasse eben nichts Besseres zu.

Das Containerdorf in Köpenick steht schon. Allerdings ist das nur der erste Bauabschnitt.
Das Containerdorf in Köpenick steht schon. Allerdings ist das nur der erste Bauabschnitt.

© dpa

Der Investor plant mehr als nur eine reine Unterkunft. Eine Kita, Räume zu Ausbildungszwecken und zwei Arztzimmer sollen entstehen. Die Kindertagesstätte würde etwa 120 Plätze bieten und könnte auch von Anwohnerfamilien genutzt werden. Die Nachbarn äußern sich bisher positiv zu dem Projekt. Lediglich das Aussehen der Wohncontainer wird häufig kritisiert. Die Containerlösung gehört auch zu den politischen Vorgaben des Senats.

Insgesamt sechs Containerdörfer in Köpenick, Steglitz-Zehlendorf, Marzahn und Pankow mit rund 2500 Plätzen sollen in diesem Jahr entstehen. Kosten: 43 Millionen Euro. Das Geld kommt aus dem Investitionstopf des Senats.

Anna Ulrich

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false