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Berlin: Neue Verkehrsführung über Nacht

An zwei Knotenpunkten des Berliner Rings führen Bauarbeiten zu großen Veränderungen.

Potsdam - Bei diesem Straßenwirrwarr streikt sogar das Navigationsgerät. „Neuberechnung der Route im Gang“, teilt die Stimme dem verdutzten Fahrer mit, den das kleine Gerät anscheinend eher auf einem freien Feld verortet als auf der Autobahn. Jedenfalls vermittelt das Bild auf dem Display diesen wenig beruhigenden Eindruck; eine Orientierungshilfe ist in dem Moment nicht mehr zu erwarten. Dabei ist man mit dem Auto nicht etwa weit ab vom Schuss unterwegs irgendwo in tiefster Provinz, sondern befindet sich fast unmittelbar am nordöstlichen Berliner Stadtrand.

Am „Dreieck Schwanebeck“, wo vom fast 200 Kilometer langen Berliner Autobahnring A 10 die A 11 nach Stettin und in Richtung Ostseeautobahn sowie die Bundesstraße 2 nach Berlin-Weißensee und Bernau abzweigen, kann derzeit selbst der aufmerksamste Fahrer leicht die Übersicht verlieren. Denn der aus dem Jahre 1936 stammende Knotenpunkt erhält bis zum Oktober nächsten Jahres ein völlig neues Aussehen.

Wo die täglich an dieser Stelle gezählten 65 000 Autos bislang ihre Geschwindigkeit in engen Kurven auf Tempo 60 oder gar 40 drosseln mussten, stehen künftig zwei oder drei Spuren mit einem großzügig bemessenen Kurvenradius zur Verfügung. Überhaupt sollen gewaltig anmutende Brücken mit langen Einfädelspuren die einst häufigen Auffahrunfälle vergessen lassen.

Bis dahin jedoch verändert sich die Verkehrsführung an dieser Stelle, wo in den Jahren zwischen 1951 bis 1973 noch Auto- und Motorradrennen auf der sogenannten Bernauer Schleife stattgefunden hatten, fast im Wochenrhythmus und manchmal auch über Nacht. Da kommt kein Navi hinterher.

Dennoch macht der der für das mit 56 Millionen Euro größte Brandenburger Verkehrsprojekt zuständige Landesbetrieb Straßenwesen Hoffnung. „Alle Arbeiten laufen termingerecht“, lautet die nicht unbedingt selbstverständliche Auskunft aus der Behörde. „Acht von neun Brückenbauwerken sind fertiggestellt. Die Asphaltfertiger waren im Großeinsatz und haben einige Kilometer neue Fahrbahnen hergestellt.

Hierzu zählen die neuen Verbindungen vom Nordring der A 10 zur A 11 und von der A 11 zum Ostring der A 10 in Richtung Dresden / Frankfurt (Oder) sowie die Gegenrichtungen“, heißt es. Fest steht bereits heute, dass der Knotenpunkt einen neuen Namen erhält. Aus dem „Dreieck Schwanebeck“ wird künftig das „Dreieck Barnim“.

So ein Schildertausch ist für das gut 40 Kilometer weiter westlich gelegene Dreieck Havelland nicht vorgesehen. Die Kreuzung der Autobahnen A 10 und A 24 nach Hamburg/Rostock erhält in den nächsten zwei Jahren ebenfalls in allen Richtungen sechs Spuren; die Arbeiten sollen in der zweiten Jahreshälfte 2014 beendet sein. Gegenüber dem Dreieck Schwanebeck ist dieser Umbau um rund vier Millionen Euro billiger, obwohl auch hier mehrere Brücken und „Überflieger“ für die derzeit 52 000 Autos pro Tag entstehen. Bis zum Jahre 2025 rechnet das Bundesverkehrsministerium mit einem Zuwachs um 13 000 Fahrzeuge, für das Dreieck Schwanebeck liegt die entsprechende Zahl sogar noch darüber.

Vor allem an den Sommerwochenenden erweist sich diese wichtige Verbindung zur Nord- und Ostseeküste als Nadelöhr. An den Samstagen im August standen die Autofahrer oft zwei Stunden im Stau, weil die Kapazität für den umfangreichen Urlauber- und Ausflugsverkehr einfach nicht mehr ausreichte.

Während sich die Autofahrer in Brandenburg also noch eine ganze Zeit lang in Geduld üben müssen, gibt es wenigstens für die Avus auf Berliner Stadtgebiet gute Nachrichten. Dank einer zusätzlichen Finanzspritze von einer Million Euro aus dem Bundeshaushalt und einem vergleichsweise milden Winter 2011/2012 konnte die Bauzeit um zehn Monate verkürzt werden. Ab November sollen alle Verkehrsbehinderungen, die derzeit im Schnitt eine halbe Stunde Fahrtverlängerung von Kleinmachnow zum Dreieck Funkturm verursachen, verschwunden sein. Claus-Dieter Steyer

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