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Neuen Flugrouten: Airportgegner glauben nicht an Ahnungslosigkeit der Länder

Ferdi Breidbach formuliert drastisch: "Wer behauptet, die vorgesehenen Flugrouten am künftigen Flughafen Berlin-Brandenburg in Schönefeld bisher nicht gekannt zu haben, ist dumm, faul oder lügt", sagte der Ehrenvorsitzende des Bürgervereins Brandenburg-Berlin.

Breidbach bezieht sich auf ein Schreiben der Flugsicherung von 1998, das zu den Planfeststellungsunterlagen gehört. Warum die dort geforderten Routen nicht ins Verfahren eingeflossen sind, ist weiter unklar.

In dem Schreiben vom 20. August 1998 an das damalige Verkehrsministerium in Brandenburg hatte die Flugsicherung darauf hingewiesen, dass Flugzeuge bei einem gleichzeitigen Start von beiden Bahnen unmittelbar nach dem Abheben den Flugwinkel um mindestens 15 Grad ändern müssen. Bis zuletzt plante man aber weiter mit Geradeausflügen und setzte auf dieser Basis auch die Lärmzonen fest.

Durch die jetzt von der Flugsicherung vorgeschlagenen Routen mit der Abweichung von jeweils 15 Grad verändern sich gegenüber der ursprünglichen Planung die Bereiche mit Fluglärm. Betroffen sind vor allem Teltow und Kleinmachnow sowie Zeuthen und Königs Wusterhausen, aber auch Lichtenrade in Berlin.

Gerichtlich lasse sich dagegen nur vorgehen, wenn den Behörden nachgewiesen werden könne, dass sie Informationen bewusst vorenthalten hätten, sagte Frank Boermann, der als Anwalt mehrere hundert Schönefeld-Gegner vertritt. Dies werde kaum möglich sein. Die Routen sind kein Bestandteil des aufwendigen Genehmigungsverfahrens, sondern werden kurz vor der Betriebsaufnahme auf Vorschlag der Flugsicherung vom Bundesaufsichtsamt für Flugsicherung festgelegt, das sich dabei mit dem Umweltbundesamt und dem Bundesjustizministerium abstimmt. Er werde die jetzt vorgesehenen Routen aber ins laufende Verfahren der Klagen gegen Nachtflüge einbringen, kündigte Boermann an.

In fast allen neu betroffenen Gebieten haben sich bereits Bürgerinitiativen gebildet, die sich gegen das Überfliegen wehren. Jetzt ist auch eine in Zeuthen dazugekommen, weil nun auch dort das Zentrum überflogen werden soll, während in der bisher veröffentlichten Planung die Route am Ortsrand lag. Entlastet wird bei Starts dagegen Blankenfelde-Mahlow, weil die Maschinen nicht mehr übers Zentrum fliegen würden. Beim Anflug ändert sich an den Routen allerdings nichts, weil hier weiter der Geradeausflug vorgesehen ist. Neue Verfahren, bei denen Siedlungsgebiete umflogen werden können, befinden sich in der Versuchsphase.

Wird unter den neuen Routen der Lärmgrenzwert überschritten, haben die Bewohner einen Anspruch auf Lärmschutz, der nicht extra eingeklagt werden müsse, sagte Flughafensprecher Ralf Kunkel. Über Berlin, das auch überflogen werden soll, sind die Flugzeuge jedoch so hoch, dass die Ansprüche auf einen Lärmschutz nicht mehr greifen, obwohl der Lärm zu hören sein wird.

Bei der Planung sei aber nicht nur der Lärm zu berücksichtigen, sagte Breidbach weiter. Die Bewohner unter und neben den Routen seien auch einer „unglaublichen Schadstoffbelastung“ ausgesetzt. Der Start eines Flugzeugs produziere Schadstoffe wie 4000 anfahrende Autos. Klaus Kurpjuweit

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