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Berlin: Neuer Ausweis lässt Berliner kalt

Ämter zählten am ersten Tag 1400 Anträge Wegen des Monatsanfangs war es trotzdem voll

Zum Start des neuen Personalausweises gab es in vielen Berliner Bürgerämtern am Montag lange Wartezeiten – allerdings aus ganz anderen Gründen. Das Dokument im Scheckkartenformat mit eingebautem Mikrochip wurde nur vereinzelt beantragt. Im Rathaus Schöneberg etwa mussten sich Bürger ab dem späten Vormittag trotzdem zweieinhalb Stunden lang gedulden, bis sie an die Reihe kamen. Sachbearbeiter nannten die Gründe: Hartz-IV-Empfänger beantragen am Monatsbeginn den „Berlinpass“, mit dem sie ermäßigte BVG-Tickets und Eintrittskarten bekommen. Auch Umzüge werden den Ämtern meist zu Monatsbeginn mitgeteilt, wenn die alten Mietverträge gerade ausgelaufen sind.

Stadtweit beantragten bis zum Dienstschluss um 15 Uhr rund 1400 Bürger den neuen Ausweis. Dies entspreche „einem ganz normalen Tag“, sagte Manuela Sandhop, Projektleiterin beim Landesamt für Bürger- und Ordnungsangelegenheiten. Darüber war der Tempelhof-Schöneberger Stadtrat für Bürgerdienste, Oliver Schworck (SPD), keineswegs erstaunt. Viele Bürger hätten sich in den vorigen Wochen noch den Vorgänger besorgt, der nur acht statt 28,80 Euro kostete. Beim Nachfolger sei das Scheckkartenformat momentan der einzige Vorteil, gab Schworck zu.

Online-Geschäfte mit der „digitalen Identität“ im Mikrochip sollen erst gegen Jahresende möglich werden, noch stecken Banken und andere Anbieter in den Vorbereitungen. Der erste nutzbare Dienst dürfte die elektronische Kfz-Zulassung werden, die Mercedes-Benz bald seinen Berliner Kunden anbieten will. In den Ämtern funktionierte die neue Computertechnik gestern problemlos. In den Händen hielt den Ausweis aber noch niemand, denn das Dokument kann erst rund zwei Wochen nach dem Antrag abgeholt werden.

Gegen Mittag war auch der Wartesaal des Bürgeramts Friedrichshain-Kreuzberg in der Frankfurter Allee gut gefüllt. Den neuen Ausweis beantragen wollte um die Zeit nur einer der Wartenden, der allerdings wenig Begeisterung für die Hightech-Karte zeigte. „Ob alt oder neu, was soll ich denn machen, man braucht halt einen Ausweis.“ Dass sie an diesem Tag als eine der ersten den neuen Ausweis beantragte, nannte eine Besucherin, die gerade aus dem Schalterraum kam, eher Zufall. Mit den Möglichkeiten des Ausweises habe sie sich noch nicht beschäftigt.

Hingegen war der Fotograf Alexander Häuser zufrieden, als er einen herkömmlichen Personalausweis abholte. Er hatte vor Wochen seinen Ausweis verloren und konnte deshalb den alten beantragen. „Da hatte ich Glück im Pech“, sagt er. Er glaube nicht, dass seine Daten mit der neuen Chipkarte sicher sind. Auch Martin Schieber, Student aus Tiergarten, ist froh, dass er seinen alten Ausweis bis 2014 nutzen kann. Von dem neuen hält er nicht viel und zum Einkaufen im Internet würde er ihn ohnehin nicht nutzen: „Das ist mir viel zu unsicher.“

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