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Streichelzoo. Der neue Direktor Andreas Knieriem – hier noch mit Elefantenkuh in Hellabrunn – befürwortet Erlebnisgehege.

© picture-alliance/ dpa

Neuer Berliner Zoochef: Der mit den Elefanten tanzt

Andreas Knieriem wird neuer Chef von Zoo und Tierpark. In München und Hannover glänzte er mit vielen Ideen.

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Der neue Chef von Zoo und Tierpark kommt aus München. In einer mehrstündigen Sitzung hat sich der Aufsichtsrat der „Zoologischer Garten Berlin AG“ am Donnerstag für Andreas Knieriem entschieden, den derzeitigen Direktor des Münchner Tierparks Hellabrunn. Der 48-jährige Veterinärmediziner gilt als international renommierter Zoo-Experte und Visionär seines Fachs. Er ist seit 2009 in München und hat in dieser Zeit Hellabrunn bei europaweiten Zoo-Rankings einen Spitzenplatz verschafft. Knieriem schuf in München zoologische Erlebniswelten und setzte sich für ein erfolgreiches Zoo-Marketing ein. Beides lehnt Berlins derzeitiger Zoodirektor Bernhard Blaszkiewitz überwiegend ab. Das ist einer der Gründe, weshalb sein 2014 auslaufender Vertrag vom Aufsichtsrat nicht verlängert wurde.

Der künftige Zoo-Chef kennt Berlin gut. Er studierte an der Freien Universität, seine Frau stammt von der Spree. Von 1996 bis 2009 war er Zoologischer Vizechef im Zoo Hannover und betrieb maßgeblich dessen Umbau zum Erlebnis-Zoo mit Afrikanischer Flusslandschaft oder Indischem Dschungelpalast. Das trieb die Besucherzahlen nach oben. Im November 2009 wechselte Knieriem nach München. Gut zwei Jahre später spielte Hellabrunn bereits in der Königsklasse der Tierparks mit. Beim Ranking des international anerkannten britischen Zoo-Analysten Anthony Sheridan errang der Münchner Zoo zuletzt Platz vier unter den europäischen Zoos. 2011 war er noch auf Platz zwölf.

Dazu beigetragen hat auch die unter Knieriem beförderte Neuausrichtung von Hellabrunn zum sogenannten „Geo-Zoo“. Viele Tiere werden dort nicht mehr nach systematischen, sondern nach geographischen Gesichtspunkten präsentiert. So findet man die Löwen in der Zusammenschau mit ihren afrikanischen Nachbarn wie Antilopen oder Elefanten. Besucher fühlen sich dadurch authentischer in die jeweilige Welt der Tiere versetzt. In Berlin und vielen anderen Zoos gibt es dagegen getrennte Raubtier-, Dickhäuter - oder Elefantenhäuser.

Der Zoo-Förderverein reagierte zuallererst auf die mit Spannung erwartete Personalie, die um 16 Uhr verkündet wurde. Nun seien die Weichen für die Zukunft von Tierpark und Zoo gestellt, sagte der Vorsitzende Thomas Ziolko. Knieriem sei ein „in der Zoowelt anerkannter Visionär“, er sei zoologisch, menschlich und betriebswirtschaftlich kompetent.

Auf Knieriem kommt eine doppelte Aufgabe zu. Er soll der alleinige Chef von Zoo und Tierpark werden. Bernhard Blaszkiewitz hatte sich das Vorstandsamt mit dem geschäftsführenden Vorstandsmitglied Gabriele Thöne geteilt. Sie war für die Finanzen zuständig, er für die Tiere. Doch Thöne hatte nach Querelen mit Blaszkiewitz im Juli ihren Rücktritt angekündigt. Sie scheidet Ende September aus der Zooführung aus.

Die Kritik an Blaszkiewitz, der den Tierpark seit 1991 und seit 2007 zusätzlich den Zoo leitet, war immer lauter geworden. Gerügt wurden sein Führungsstil wie auch seine Verweigerungshaltung hinsichtlich jeglicher Modernisierungsversuche. Der Aufsichtsrat hatte Anfang August beschlossen, dass der Vertrag des 59-Jährigen nicht verlängert wird. Er endet regulär im Juni 2014. Blaszkiewitz verkündete darauf hin, er denke nicht daran, früher zu gehen. Er wolle „seine vertraglichen Pflichten erfüllen“.

Die Zoo AG wartete indessen nicht lange, sondern schrieb die Stelle noch im August über die Personalberatung Kienbaum aus; Bewerbungsschluss war der erste September. Fast 40 Interessenten sollen sich gemeldet haben. Am Donnerstag trat gegen 10 Uhr der Aufsichtsrat zusammen; zuvor hatte Kienbaum eine Vorauswahl unter den Bewerbern getroffen. Nach dem Beschluss geht es nun an die Details. Noch ist unklar, ab wann Knieriem seinen neuen Posten antreten kann. Am Freitag will er mit dem Hellabrunn-Aufsichtsrat sprechen. Aus Berliner Sicht sollte der Neue möglichst rasch loslegen. Aber dies setzt voraus, dass Blaszkiewitz vorzeitig seinen Hut nimmt. Verhandlungen laufen, gestalten sich aber schwierig.

Auch alle Parteien im Abgeordnetenhaus hatten sich eine schnelle Erneuerung an der Zoo-Spitze gewünscht. Als Erste reagierten die Christdemokraten. „Der designierte Direktor hat sich einen guten Ruf in der Branche erarbeitet“, erklärten sie. Er bringe wichtige Management- und Personalführungsqualitäten mit.“ Die Grünen freuen sich. „Gut, dass so schnell eine Lösung gefunden wurde.“

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