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Neuer Bischof: Markus Dröge: Zur Solidarität berufen

Markus Dröge ist als neuer Bischof gewählt. Noch vor zwei Monaten kannte ihn in Berlin kaum jemand, viele fragten sich, wie einer aus Koblenz Bischof in der Hauptstadt werden will?

In seinem Kirchenkreis in Koblenz hätten sie Kerzen angezündet, sagte Markus Dröge. Kerzen, damit er nicht Bischof in Berlin wird, damit er nicht weggeht, sondern ihnen als Pfarrer und Superintendent erhalten bleibt. Die Kerzen hätten nicht nur Protestanten, sondern auch Katholiken angezündet. Genutzt hat es nichts. Am Freitagabend hat die Synode der evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz Markus Dröge zu ihrem neuen Bischof gewählt, zum Nachfolger von Wolfgang Huber, der nach 15 Jahren im Amt aus Altersgründen ausscheidet.

Er scheint beliebt zu sein, dieser Markus Dröge. Darauf deutet die Anekdote hin – und man ist geneigt, dem sonst bescheiden auftretenden Theologen zu glauben. Zu seinen Fans zählt auch der rheinland-pfälzische Ministerpräsident. Dröge überzeuge durch „seine Persönlichkeit und theologische Kompetenz“, sagte Kurt Beck am Sonnabend. Dass sich die Kirchenparlamentarier für den 54-Jährigen entschieden, war dennoch eine Überraschung. Noch vor zwei Monaten kannte ihn in Berlin kaum jemand, viele fragten sich, wie einer aus Koblenz Bischof in der Hauptstadt werden will? Doch der vermeintliche Provinzler ist als Diplomatensohn in Washington, Paris und Brüssel aufgewachsen und auch während seines Studiums herumgekommen. Klaus Wowereit hieß den neuen Mann mit dem Hinweis willkommen, dass ein „welterfahrener Pfarrer“ einer weltoffenen Stadt wie Berlin „sehr zugute kommen“ werde.

Die Kirchenparlamentarier überzeugte der kleine, schmale Mann vor allem durch sein zurückgenommenes, freundliches Auftreten. Äußerlich gelassen verfolgte er das Wahlprozedere in der St. Bartholomäuskirche in Friedrichshain, scherzte mit seinen Mitbewerbern. Seine Frau, eine Zahnärztin, und die drei Kinder hielt er per SMS über den Fortgang der Wahl auf dem Laufenden. Synodale kamen auf dem Weg zur Wahlurne zu ihm, wollten wissen, wie er sich fühle, was er vorhabe. Dröge plauderte, hörte zu, sagte dann: Nein, er habe keine fertigen Rezepte in der Tasche. Viele empfanden dies als einen wohltuenden Kontrast zu Wolfgang Huber, der immer genau wusste, wo es langgeht und dies anderen auch nicht verheimlichte. Bei allem, was er tue, sagte Dröge, gehe er von der Wirklichkeit in den Gemeinden aus, von da aus entwickle er Reformkonzepte. Bischof Huber sei den umgekehrten Weg gegangen, habe als Professor für Sozialethik Konzepte entwickelt, die er dann als Bischof umsetzen wollte. Grundsätzlich ist sich Dröge mit seinem Vorgänger aber einig. Reformen seien in allen Landeskirchen nötig, und er wolle den eingeschlagenen Kurs weitergehen. Aber er versuche, die Spar- und Strukturprozesse „so solidarisch wie möglich zu gestalten“. Solche Sätze hören Pfarrer gerne, die sich von Huber mit „Taufquoten“, Leistungsstandards und Managementprinzipien traktiert fühlten.

Und auch das kommt gut an: Der Rheinländer will sich für die Vielfalt in der Kirche einsetzen. So jemand könnte die Gegensätze zwischen Ost und West ausgleichen und die zwischen Befürwortern und Gegnern des Volksbegehrens Pro Reli. Dröge will auch auf die Muslime zugehen, die Bischof Huber einigermaßen verschreckt hat. Und selbst für Atheisten hat er etwas übrig. Die Auseinandersetzung mit atheistischen Denkern „bringt uns weiter“, sagte er – sicher zur Freude vieler in der SPD und den Linken. Aber erst einmal muss er einen Nachfolger für sich in Koblenz suchen. Ein halbes Jahr bleibt Markus Dröge dafür Zeit. Am 14. November wird er in Berlin in sein Amt eingeführt. Claudia Keller

Claudia Keller

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