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Der Berliner Erzbischof Rainer Maria Woelki.

© dapd

Neuer Erzbischof: Woelki: "Die Kirche ist keine Moralanstalt"

Der neue Berliner Erzbischof Woelki setzt auf Dialog. Am Dienstag stellte er sich den Fragen der Berliner Journalisten zu Themen wie Homosexualität und Opus Dei. Woelki legt Wert darauf, sich in die Tradition des verstorbenen Erzbischofs Sterzinsky zu stellen.

Zuerst zog es den neuen Berliner Erzbischof Rainer Maria Woelki in die Kapelle. Vor dem Altar des Gotteshauses in der katholischen Akademie absolvierte der großgewachsene, katholisch-schwarz gekleidete Theologe einen Fototermin, bevor er sich in einem Nebenraum zum ersten Mal den Fragen der Berliner Journalisten stellte. Vor den Medien gab sich Woelki versöhnlich und offen - wiewohl er manche Hürde seiner Kirche dabei nicht überspringen wollte.

"Ich bin gerne bereit, mit denjenigen, denen es um einen wirklichen, glaubhaften Dialog geht, diesen auch zu führen", antwortete Woelki auf die Frage, ob er die Einladung des Lesben- und Schwulenverbandes (LSVD) annehmen wolle. Er sei gerne bereit, zuzuhören, was die Menschen dort bewegt und "es wahrzunehmen und zu bedenken." Selbst stehe er aber zur katholischen Lehre zur Homosexualität, sagte Woelki. Der neue Erzbischof zitierte den Katechismus der katholischen Kirche, der die homosexuelle Praxis als vor Gott "nicht geordnet" bezeichne. Doch Woelki legte Wert darauf, dass das Thema Homosexualität für ihn eher ein Randthema ist. Man müsse allen Menschen mit Respekt und Achtung begegnen. "Die Kirche ist keine Moralanstalt", sagte Woelki. Beim Weltjugendtag habe Papst Benedikt XVI. etwa kein Wort zur Homosexualität "Ein Bischof sollte mit dem moralischen Zeigefinger vorsichtig und zurückhaltend umgehen, und nicht andauernd damit herumfuchteln", sagte der neue Berliner Erzbischof. Er persönlich wolle auch die ausgestreckte Hand des Regierenden Bürgermeisters Klaus Wowereit (SPD) annehmen, danke ihm für die herzliche Begrüßung und freue sich auf die Begegnung mit ihm.

Abwägend äußerte sich Woelki auch zur umstrittenen Laienorganisation Opus Dei, an deren römischer Universität Santa Croce er bekanntermaßen promovierte. "Ich bin nicht Mitglied im Opus Dei, ich gehöre auch keiner anderen geistlichen Gemeinschaft an", sagte Woelki. Die Idee zur Promotion an deren Hochschule sei beim Besuch von Theologiestudenten in Rom entstanden. Allerdings sei die Kirche kein "monolithischer Block", und auch das Opus Dei gehöre dazu. Im Erzbistum Köln machten die Priester, die zu dieser Gemeinschaft gehören, "eine gute Arbeit", sagte Woelki. "Und es hat mir ein Bißchen wehgetan, wenn man ihnen nun von Romaninhalten her, etwas unterstellt." Man müsse die Position des Opus Dei nicht teilen, "es ist ja auch nicht meine geistliche Heimat, aber es gibt da ja auch viele glückliche Menschen."

Selbst legte Woelki Wert darauf, sich in die Tradition des verstorbenen Erzbischofs Georg Kardinal Sterzinsky zu stellen. "Ich möchte nicht versäumen, dem Kardinal ein aufrechtes Danke zu sagen, für alles, was er geleistet hat", sagte Woelki. Bevor er nach Köln zurückreise, wolle er noch einmal den ab morgen in der Kathedrale aufgebahrten Kardinal besuchen.

In Berlin wolle er Seelsorger sein, aber auch den Kontakt zu katholischen Politikern suchen. "Das Zweite Vatikanum hat den Weltauftrag der Laien entdeckt", sagte Woelki. "Ich bin Bischof und kein Politiker und meine Berufung ist eine andere." Bischöfe hätten nur eine bestimmte Aufgabe zu erfüllen. "Alle, die getauft und gefirmt sind, gehören zu Christus", sagte Woelki. "Alle, die getauft und gefirmt sind, haben Teil am allgemeinen Priestertum. Alle haben Teil an der apostolischen Sendung der Kirche." Persönlich sei er froh und dankbar, dass in Berlin so viele Christen in der Politik tätig seien und "aus ihrer christlichen Berufung und Sendung heraus Politik gestalten."

Er wolle versuchen, Kontakt aufzunehmen und hören, welche Möglichkeiten der Unterstützung ihm an dieser Stelle gegeben sei. Und auch den Kontakt zum evangelischen Landesbischof Markus Dröge will Rainer Maria Woelki suchen. "Mir ist wichtig, dass wir die Gottesfrage gemeinsam präsent halten und den Schutz des menschlichen Lebens am Anfang, am Ende und in den Phasen dazwischen einfordern." Die Kirchen sollten all das zusammentun, was zum gegenwärtigen Zeitpunkt möglich sei. "Ich werde mich nicht über das hinweg setzen können, was von unserer Seite her noch nicht möglich ist", sagte Woelki. Zwischen den Kirchen gebe es etwa bei der Eucharistie "unterschiedliche Auffassungen, mit denen wir im gegenseitigen Respekt voreinander umgehen müssen."

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