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Neugierig. Michael Müller bei der BER-Eröffnung am Samstag.

© Michael Kappeler/dpa

Neuer Flughafen: Bislang mehr Schaulustige als Passagiere am BER

Am Mittwoch beginnt der Betrieb auf der BER-Südpiste und besiegelt so das Ende von TXL. „Wir haben sicherlich alle ein bisschen Wehmut“, sagt der Flughafenchef.

Der BER, das wusste Ex-Flughafen-Chef Hartmut Mehdorn schon 2015, wird immer fertiger und fertiger. Dieses Mal aber wirklich: Vier Tage nach Eröffnung beginnt am Mittwoch auch der Start- und Landebetrieb auf der Südpiste.

Eigentlich hätte die bereits am Samstag erstmals genutzt werden sollen, doch tiefhängende Wolken in Schönefeld machten die geplante Doppellandung der Easyjet- und der Lufthansa-Maschine unmöglich.

Nun wird es ein Flugzeug der Qatar Airlines sein, die als erstes auf dem neuen Asphalt aufsetzt – und damit auch das Ende von Tegel besiegelt.

Denn gemäß dem Planfeststellungsbeschluss wird TXL genau ein halbes Jahr nach der ersten Landung am BER vom Betrieb genommen. „Am 4. Mai verliert der Flughafen Tegel seine Lizenz“, sagte Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup bei einer Online-Pressekonferenz am Dienstag.

Bis dahin bleibt in Tegel, wo am Sonntag der letzte Flieger in Richtung Paris abhebt, noch einiges zu tun. Man müsse den Zaun weiterhin bewachen, zudem würden sechs bis acht Techniker in Tegel bleiben, um die Anlagen instandzuhalten. Mit dem Umzug des Großteils der Belegschaft werde man nun aber mehrere Millionen Euro sparen, sagte Lütke Daldrup, dessen Flughafengesellschaft unter akuten Finanzproblemen leidet.

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Auch vor diesem Hintergrund dürfte der Flughafenchef ein bisschen nostalgisch an die wirtschaftlich erfolgreichen Tegel-Jahre zurückblicken. „Wir haben sicherlich alle ein bisschen Wehmut“, sagte er über den nahenden Abschied. „Mit dem Flughafen geht ein Stück Nachkriegsgeschichte zu Ende.“

„Tegel hatte eine dramatische Geschichte"

Eine halbe Milliarde Passagiere seien in TXL seit 1948 abgefertigt worden, für die Verkehrsentwicklung habe der Flughafen, der in seiner heutigen Form 1974 an den Start ging, „unglaubliches“ geleistet. Noch im vergangenen Jahr, am 7. Juni, habe man in TXL mit 90.266 Fluggästen, den Passagierrekord aufgestellt. Inzwischen sieht die Corona-Realität jedoch deutlich bescheidener aus. Mitte April habe man an einem Tag nur noch 250 Fluggäste gehabt. „Tegel hatte eben eine dramatische Geschichte“, sagte der Flughafenchef.

[Adieu TXL: 46 Jahre flog Berlin auf Tegel, im November ist Schluss im Hexagon. Wir erinnern an Kofferberge, Prominenz im Provinz-Flair und schauen, wer in Zukunft im Berliner Norden landet. Die Themenseite TXL]

Viel besser sind die Zahlen am neuen Flughafen aber auch nicht. Bis Dienstag habe es bislang 46 Abflüge und 53 Ankünfte gegeben – insgesamt seien 5929 Passagiere befördert worden. Zum Vergleich: Mehr als 6000 Personen haben den BER bisher besucht.

Beliebt bleibt aber auch Tegel, wo seit dem 3. Oktober 30.000 Menschen auf der Besucher-Terrasse gezählt wurden. Bis Sonntag sei man komplett ausgebucht, mehr als 4000 Anfragen habe man ablehnen müssen, so Daldrup: „Es tut mir sehr leid, dass sich nicht noch mehr Menschen von TXL verabschieden können.“

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