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Neuer Internetdienst: Street View: Berliner Firmen für immer im Bild

Von wegen anonym: Der neue Internetdienst Google Street View verhilft mehreren Berliner Unternehmern zu weltweiter Aufmerksamkeit.

Der Ruhm kam über Nacht, doch mitbekommen hat Gerhard Lampeitl davon zunächst nichts. Seit Dienstag sind der 59-Jährige und sein Transportservice aus Moabit auf der ganzen Welt bekannt. Theoretisch. Denn ein Kameraauto von Googles Kartendienst „Street View“ knipste einen der Lampeitlschen Kastenwagen, als er im Sommer die Siegessäule umkurvte. Seit Dienstag ist die Aufnahme als eine der ersten aus Berlin auf Street View zu sehen. Und der Autovermieter kann sich über Gratis-Werbung freuen: Name und Telefonnummer auf dem Wagen sind gut zu erkennen.

Wie berichtet, ist der Fotobummel per Mausklick außer an der Siegessäule noch am Kanzleramt möglich. Dort ist zu sehen, wie ein Arbeiter die Glasfassade des Paul-Löbe-Hauses putzt. Auch hier herrscht ewiger Sommer. An der Ampel vorm Kanzleramt wartet ein Pärchen in Sandalen, ein paar Meter weiter ruht sich ein Tourist neben dem Rucksack aus. Die Gesichter wurden von dem US-Konzern unkenntlich gemacht, ebenso Autokennzeichen. Die Camouflage hat bei Lampeitls Kastenwagen offensichtlich nicht geklappt. Aber den Autovermieter stört es nicht, so eindeutig identifizierbar zu sein: „Wir sind ja eh täglich im Straßenbild vertreten.“ An einen Werbeeffekt glaubt er nicht. Diese Einschätzung bestätigt Marketingexperte Ingmar Geiger von der Freien Universität: „Werbung in Street View geht unter. Leute könnte man höchstens mit Plakatwänden beeinflussen, aber dann müsste man wissen, wann die Google-Autos rumfahren.“ Das soll aber erstmal nicht mehr passieren, sagte ein Google-Sprecher. Klickzahlen über den Erfolg der ersten beiden „Street View“-Tage gebe es nicht. „In Kürze“ solle ganz Berlin enthalten sein.

Vor Lampeitls Wagen rollt übrigens noch ein Fahrzeug mit Reklame – für ein Oranienburger Autohaus. „Das ist ja internationale Werbung“, sagt Betriebsleiter Marco Ackermann, als er darauf angesprochen wird, und lacht. Man müsse ja realistisch bleiben. Schließlich sei es kaum anzunehmen, dass jemand nach einem Klick bei Google nach Oranienburg zum Autokauf fährt. Wie auch Lampeitl musste Ackermann mehrmals mit der Computermaus rumfummeln, bis er sein Auto entdeckte. Da hat es Fuhrunternehmer Burkhard Klose aus dem brandenburgischen Britz schon leichter. Einer seiner Lastwagen ist gleich auf sechs Bildern zu sehen. Mit Aufschrift versteht sich, was den Spediteur natürlich nicht stört.

Die Einführung von „Street View“ hatte im Vorfeld viele Diskussionen verursacht. Datenschützer protestierten, bundesweit legten 244 000 Mieter und Immobilienbesitzer Widerspruch dagegen ein, dass ihr Haus zu sehen ist. Beim Berliner Datenschutzbeauftragten habe man sich den Dienst noch nicht angeguckt, sagte eine Sprecherin. Handeln wolle man nur bei Verstößen. Eher amüsant sind Eindrücke, die durch Lichtspiegelungen oder die Zusammensetzung der Bilder entstehen. An der Siegessäule sieht es aus, als fiele ein grell leuchtender Gegenstand vom Himmel. In der Schweiz wollten Menschen sogar Gott entdeckt haben.

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