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Berlin: Neuer Schulsenator kämpft gegen den Unterrichtsausfall

Jürgen Zöllner will schnellstens Geld für Vertretungslehrer zur Verfügung stellen

Der neue Berliner Bildungssenator Jürgen Zöllner (SPD) hält nichts von „fundamentalistischen Grabenkämpfen“ um die Einführung neuer Schulformen. In Bezug auf die von der Linkspartei/PDS geforderte Gemeinschaftsschule sagte er, es gebe „nicht nur eine Lösung“ für alle Schüler. Manche lernten besser in Klassen mit Schülern ähnlicher Leistungsfähigkeit, für andere sei es besser, in gemischten Leistungsgruppen zu sein. Auf jeden Fall gebe es „kein Patentrezept“ für alle Schüler und alle Schulen, sagte Zöllner im Gespräch mit dem Tagesspiegel.

Zöllner, der bislang Bildungsminister in Mainz war, verwies auf gute Erfahrungen, die Rheinland-Pfalz mit der Verschmelzung von Haupt- und Realschulen gemacht habe. „Natürlich sehe ich da eine Möglichkeit, ohne dass ich mich da jetzt festlege“, sagte er. Wichtig sei bei allen Entscheidungen, dass man den Schulen „nichts überstülpt“.

„Besorgt“ zeigte sich Zöllner darüber, dass viele Berliner Lehrer infolge der Arbeitszeitverlängerungen und der Streichung der Altersteilzeit ihre Motivation verloren hätten. Erst jüngst hatten sich Reinickendorfer Lehrer symbolisch von ihrem Beruf verabschiedet, weil sie sich wegen der Belastungen und unzähligen Reformen nicht mehr imstande fühlen, ihrer Aufgabe gerecht zu werden.

Der Beruf des Lehrers ist nach Ansicht Zöllners schwierig, weil alle gesellschaftlichen Probleme in der Schule abgeladen würden. „Auf der anderen Seite glaube ich, sollten die Lehrerinnen und Lehrer auch sehen, dass der höhere Stellenwert für Bildung, den man spürt, auch ein Zeichen dafür ist, dass man die Arbeit der Lehrer ernst nimmt. Das sollten sie wahrnehmen“, appellierte Zöllner.

Sein „Hauptaugenmerk“ will der Bildungspolitiker darauf richten, dass Schulen baldmöglichst Geld für die Anstellung von Vertretungslehrern erhalten. Wie berichtet, wollen sich Arbeitsgruppen von Linkspartei/PDS und SPD schon in diesen Tagen damit befassen, wie dieses Vorhaben realisiert werden kann. Unproblematisch dürfte es nicht werden, weil die Mittel, die langfristig drei Prozent der gesamten Personalmittel einer Schule umfassen sollen, noch nicht im Haushalt 2007 berücksichtigt sind. Zöllner wies allerdings auch darauf hin, dass die Schulen noch keine Erfahrungen damit haben, selbstständig Personal einzustellen. Bisher nehmen nur einzelne Schulen an einem entsprechenden Modellversuch teil.

Optimistisch zeigte sich Zöllner, junge Lehrer in Berlin halten zu können. Die Stadt sei attraktiv genug. Die Rückkehr zur Lehrer-Verbeamtung sei nicht notwendig, sagte der Senator. Nur vereinzelt würden junge Lehrer die Stadt verlassen, weil sie hier nicht verbeamtet werden, erwartet Zöllner.

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