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Süüüüß. Der kleine Pengali, das heißt Regenbogen, ist inzwischen schon rund 2800 Gramm schwer. Nach rund einem Jahr soll er in einen anderen Zoo zur Nachzucht abgegeben werden, sagt Zoo- und Tierpark-Direktor Andreas Knieriem.

© AFP

Neuer Zoochef, neue Konzepte für Berlin: Tierpark rettet Arten vorm Aussterben

Der Tierpark in Berlin hinkt mit allem 20, 30 Jahre hinterher, sagt der neue Zoochef . Andreas Knieriem tritt ein schwieriges Erbe an. Dabei müssen Zoos doch heutzutage Arten wie den Java-Leoparden retten.

Angelika Berkling macht den Korb vorsichtig auf und sagt: „Ist nicht schlimm, Schatz.“ Der kleine Pelangi folgt der Tierpflegerin und guckt mit seinen blauen Augen von der Waage brav in Richtung Kameras. Gut zweieinhalb Monate ist der Java-Leopard alt, und was er nicht weiß: Von seinen Artgenossen gibt es in der Wildnis auf Java nur noch geschätzte 250 an der Zahl. Java, das ist die bevölkerungsreichste Insel der Welt. Deswegen holte der neue Tierparkchef Andreas Knieriem das Jungtier auch ausnahmsweise kurz vom Muttertier weg. Der Nachwuchs von Shinta ist für ihn „ein Botschafter, und jedes Jungtier sichert das Überleben mehr“.

Palmöl in vielen Produkten killt den Regenwald

Die kleine Leopardenart gibt es nämlich nur in Zoo und Tierpark, ein Nachzuchtmännchen lebt in Prag – sonst werden rund 45 Tiere einzig von indonesischen Zoos gehalten. Der Tierpark Berlin hat sich erfolgreich als weltweiter Zuchtbuchkoordinator beworben, das er nun gemeinsam mit den Taman Safari Indonesia führt. Der Tierpark Berlin arbeitet zusammen auch mit den Wildlife Reserves Singapure, wie Taman Safari federführend bei den Artenschutzprojekten in ihren Heimatregionen. „Wir wollen uns in 20 Jahren nicht vorwerfen, wir haben damals nichts gemacht“, sagt Raubtierexperte Christian Kern. So etwas will Knieriem vermitteln: Den Java-Tiger gibt es bereits nicht mehr. Regenwald werde ständig weiter abgeholzt, für Monokultur-Ölpalmplantagen. Palmöl ist in Keksen und Chips, Schokocreme und Tütensuppe, Flüssigwaschmittel und Eyeliner – nur wenige Konzerne stellen bewusst um. Solche Verbraucherthemen hat der Zoochef im Kopf, und er denkt weiter: Zoo und Tierpark arbeiten jetzt enger mit dem Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung zusammen. Knieriem will für all die vielen Neu- und Umbaumaßnahmen der nächsten Jahre zukunftsweisende Gehege. Mit integrierten Arbeitsmöglichkeiten für Wissenschaftler, die das Verhalten der mit einem Chip versehenen Tiere genau untersuchen können. Da künftig die Nachzucht und das Überleben der aussterbenden oder fast ausgerotteten Arten immer wichtiger werde, will Knieriem auch molekulare, hormonelle und reproduktive Forschungsvorhaben starten. Wie viele männliche und weibliche Tiere vermehren sich am besten? So etwas sei zu klären.

Bald größere Gehege für die Tiere

An den neuen Konzepten für den Tierpark arbeitet der neue Chef mit Hochdruck, und dann sind da noch die vielen Altlasten des alten, mit so etwas hatte Knieriem bei Amtsantritt im April nicht gerechnet. Was kommt, dazu lässt er sich immer noch wenig entlocken. Nur so viel: Auch das Alfred-Brehm-Haus etwa, „in dem sich jetzt nicht wirklich ein asiatisches oder afrikanisches Gefühl einstellt“, soll nach Kontinenten umstrukturiert, die Tropenhalle im Industrielook zur echten Tropenhalle ausgebaut werden.

Pate für Pelangi gesucht

Einige Tiere sollen abgegeben und auch so mehr Platz für die verbleibenden geschaffen werden. Knieriem will zudem die Freigehege vergrößern, mit den ersten fünf Millionen Euro vom Land und dank Lottogeldern. Und dann brauche noch viel mehr Geld, fürs neue Zeitalter. „Es gibt ja noch nicht mal einen digitalen Plan mit Geodaten vom Tierpark“, sagt der neue Zoochef. „Wir sind hier 20, 30 Jahre hinterher.“

Für den kleinen Pelangi wird jetzt übrigens ein Pate gesucht, der Aufwendungen für den Java-Leoparden wie Futter sponsert (Tierpark-Tel. Frau Fahle 030 515 310-104)

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