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In Klasse 7 und 8 soll künftig ausschließlich mit dem Längsschnittverfahren unterrichtet werden. Vielleicht wird jetzt doch ein noch ein Kompromiss gefunden.

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Neues Fach "Gesellschaftswissenschaften" in Berlin: Geschichtsunterricht ist Geschichte

In den Klassen 5 und 6 gibt es in Berlin künftig keinen Geschichtsunterricht mehr. Das Fach soll gemeinsam mit Geografie und politischer Bildung gelehrt werden.

Dicke Bücher, viele Jahreszahlen, Auswendiglernen. Damit verbinden viele Berliner Schüler das Fach Geschichte. Ab dem Schuljahr 2015/16 soll das anders werden. Die Bildungsverwaltung hat neue Rahmenlehrpläne erarbeitet. Die sehen vor, dass Geschichte, Geografie und politische Bildung für die Klassen 5 und 6 künftig zum Schulfach „Gesellschaftswissenschaften“ zusammengefasst werden – so wie es heute schon mit den Naturwissenschaften gehandhabt wird.

Robert Rauh, Geschichtslehrer und Lehrer des Jahres 2013, befürwortet die generelle Stoßrichtung des neuen Lehrplankonzepts. Mit dem Vernetzungskonzept zwischen den Fächern setzten sich die bisher isolierten Lehrinhalte wie Puzzlestücke zu einem großen Ganzen zusammen, sagt er. Wird beispielsweise in Biologie über das Auge gesprochen, werden die physikalischen Grundlagen gleich miterklärt, anstatt den Gegenstand in unterschiedlichen Fächern zu behandeln.

Weniger Inhalte, mehr Kompetenzen vermitteln

Ab der 7. Klasse wird es das Fach Geschichte wieder in seiner alten Form geben. Die Lehrer unterrichten den Nachwuchs über Karl den Großen und den 30-jährigen Krieg dann allerdings nicht mehr in chronologischer Reihenfolge, sondern in Klasse 7 und 8 nach sogenannten „Längsschnitten“. Vorgesehen sind Pflichtthemen wie Geschlechterollen, Migration oder Bildung und Erziehung. Rauh befürchtet: „Damit geht den Schülern das historische Basiswissen verloren.“ Aus seiner Erfahrung sei dieses Konzept eher für die Oberstufe geeignet.

Darüber hinaus möchte die Senatsverwaltung für Bildung künftig die „übervollen Lehrpläne“ verschlanken. Die Inhalte sollen in der Summe weniger werden, dafür aber an Verbindlichkeit gewinnen. Dieser Anspruch geht aus einer Präsentation des Landesinstituts für Schule und Medien hervor, die dem Tagesspiegel vorliegt. Der Unterrichtstoff soll von Inhalten auf Kompetenzen verlagert werden.

Die Pläne können im Netz kommentiert werden

„Zahlen und Fakten können im Netz recherchiert werden“, sagt Rauh. Die Schüler sollen das Wissen anwenden sowie Prozesse beurteilen können und im Umgang mit Medien fit sein. Die Lehrpläne gelten für die Klassen 1 bis 10, neu ist die Einführung von Niveaustufen. Außerdem gibt es einen Basislehrplan für Sprach- und Medienbildung, das Fach „Darstellendes Spiel“ wird zu „Theater“. Gewaltprävention und Demokratieerziehung sind übergreifende Themen. Die Bildungsverwaltung teilte mit, dass die Lehrpläne Ende November auf ihrer Webseite veröffentlicht würden. Interessierte könnten dann per Rückmeldungsbogen die Pläne kommentieren.

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