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Das Sommerbad Olympiastadion.

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Neues Konzept der Berliner Bäderbetriebe: 14 Schwimmhallen sollen schließen

„Berlin hat den absolut unattraktivsten Bäderbetrieb Europas“, sagt der neue Bäderchef – und präsentiert gleich seine kernigen Ideen.

Ole Bested Hensing, der Däne und Wahl-Berliner, drängt sich nicht gerne in die Öffentlichkeit. Aber er habe ein dickes Fell, sagt der neue Bäderchef, wenn er in der Öffentlichkeit Kritik einstecken muss. Dieses Fell wird er jetzt brauchen.

Bested Hensing manövrierte zuletzt das Freizeitbad Tropical Islands in die schwarzen Zahlen, jetzt will er die stark defizitäre Berliner Bäderlandschaft grundlegend umwälzen. Fünf zentral gelegene Sommerbäder sollen zu wintertauglichen Freizeitbädern mit speziellen Attraktionen wie Rutsche oder Tauchturm ausgebaut werden. Gleichzeitig will Hensing bestehende Bäder, die zu klein, schlecht ausgelastet und sanierungsbedürftig sind, schließen. Auf der Streichliste stehen 14 Standorte, darunter Hallen und Sommerbäder. „Das wird Ärger geben“, prognostiziert Peter Trapp, sportpolitischer Sprecher der CDU.

Die Berliner gehen nicht mehr baden

Bested Hensing ist ein Zahlenmensch, und wenn Zahlen ins Negative rutschen, bereitet ihm das heftige Bauchschmerzen. „Seit 2000 haben wir 42 Prozent unserer Kunden verloren. Die Zahl der Gäste ging von 10,8 auf 6,2 Millionen zurück. Jeder Berliner badet im Durchschnitt 1,7 Mal im Jahr.“ Im Bundesdurchschnitt gingen die deutschen Stadtbewohner 2,8 Mal schwimmen. Eine katastrophale Bilanz. Bested Hensing: „Berlin hat den größten und absolut unattraktivsten Bäderbetrieb Europas.“

Viele Berliner Bäder sind sanierungsbedürftig. Der neue Bäderchef möchte einige von ihnen schließen. Welche, will er im September sagen.
Viele Berliner Bäder sind sanierungsbedürftig. Der neue Bäderchef möchte einige von ihnen schließen. Welche, will er im September sagen.

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Drei Beratungsunternehmen haben Expertisen zugeliefert, daraus hat Bested Hensing mit seinem Team ein Reformkonzept gestrickt, das am 6. September dem Aufsichtsrat der Bäderbetriebe vorgestellt werden soll. Danach sollen sich die Abgeordneten damit befassen. Das Konzept soll innerhalb der Haushaltsberatungen für 2014/15 diskutiert werden. Die Bäderbetriebe erhalten jedes Jahr einen Zuschuss von 50 Millionen Euro, davon werden rund 45 Millionen durch den laufenden Betrieb aufgezehrt, für Investitionen bleiben nur fünf Millionen übrig. Viel zu wenig, um den von Bested Hensing ermittelten Sanierungsbedarf von insgesamt 320 Millionen Euro zu finanzieren. „Das Geld weiterhin mit der Gießkanne zu verteilen, ist schlecht“, sagt der Bäderchef.

In Berlin droht die Schließung und der Abriss von Schwimmhallen

Ole Bested Hensing hat sich zuletzt mit dem Freizeitbad Tropical Islands beschäftigt. Im Mai wurde er Chef der Berliner Bäderbetriebe.
Ole Bested Hensing hat sich zuletzt mit dem Freizeitbad Tropical Islands beschäftigt. Im Mai wurde er Chef der Berliner Bäderbetriebe.

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Bested Hensing nimmt das Wort Hallenschließungen oder gar -abriss nicht in den Mund, aber genau darum geht es. Bei den aktuellen technischen Anforderungen kostet die Sanierung einer Halle fast so viel wie ein Neubau, und nachher hat man nicht viel mehr als eine bloßes Schwimmbecken mit angeschlossenem Nichtschwimmerbereich.

So ein Fall ist die Schwimmhalle in der Thomas-Mann-Straße, Prenzlauer Berg. Ein DDR-Bau, eingezwängt in die umliegende Bebauung. Die Halle ist wegen der anstehenden Sanierung geschlossen, die alte Technik wurde bereits herausgerissen, doch nun geht es nicht weiter, weil den Bäderbetrieben das Geld ausgegangen ist. Bested Hensing kommt das nicht ungelegen. Er würde die Halle am liebsten abreißen und die Fläche für Wohnungsbau freigeben.

Die Pläne der Berliner Bäderbetriebe schlagen hohe Wellen

Nicht weit entfernt gibt es nämlich noch das Bad am Thälmannpark und das Sommerbad Pankow. Dort existiert eine alte Schwimmhalle, die seit langem geschlossen und sanierungsbedürftig ist. Hensing würde an diesem Standort gerne ein Freizeitbad errichten, das mehr Badegäste anzieht, die bisher eher in die Spaßbäder im Umland fahren. Ein neues Freizeitbad würde zwischen 18 und 37 Millionen Euro kosten.

Sport-Staatssekretär Andreas Statzkowski (CDU) deutete an, dass die Pläne des Bäderchefs hohe politische Wellen schlagen werden. „Das kollidiert mit den Vorstellungen der Vergangenheit“. 2001 sei ein politischer Kompromiss geschlossen worden, ein Viertel der Berliner Bäder zu schließen und den Rest zu sanieren. Auch der Standort Thomas-Mann-Straße sollte saniert werden, doch fehlte dafür eben das Geld. „Wir stehen gegenüber den Pankowern im Wort.“

Landessportbund und Berliner Schwimmverband äußerten grundsätzlich Diskussionsbereitschaft. „Wichtig sind Wasserfläche und Nutzungszeiten“, sagte Landessportbund-Sprecher Dietmar Bothe, über eine Verlagerung oder Zusammenlegung von Standorten könne man reden.

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