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Tausende Menschen schlafen in Berlin auf der Straße.

© Paul Zinken/dpa

Neues Konzept in Berlin: Berlin öffnet wieder U-Bahnhöfe für Obdachlose

Ab dem Wochenende sind Sozialarbeiter und Sicherheitsdienst unterwegs: Die Stationen Moritzplatz und Lichtenberg bleiben nachts als Kältebahnhöfe geöffnet.

Nach mehrtägigem Ringen bleiben jetzt zwei Berliner U-Bahnhöfe für Obdachlose geöffnet. Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG), der Senat, Bezirke und Sozialeinrichtungen verständigten sich auf die Öffnung der Stationen Moritzplatz (U8) und Lichtenberg (U5). Dafür wurden unter anderem mobile Dixi-Toiletten aufgestellt. Trotz Temperaturen um den Gefrierpunkt waren in den vergangenen Nächten keine U-Bahnhöfe in Berlin für Obdachlose geöffnet worden, weil die Voraussetzungen fehlten.

Grund waren nach Angaben einer BVG-Sprecherin vor allem die fehlenden Toiletten. In den beiden kommenden Nächten fahren alle U-Bahnlinien ohnehin auch die Nacht durch und die Bahnhöfe sind geöffnet.

Die Stationen Moritzplatz und Lichtenberg bleiben danach als Kältebahnhöfe nachts offen, erklärten die Beteiligten, nachdem sie sich am Freitag auf ein Konzept dafür verständigt hatten. Dieses beinhaltet auch, dass ab dem Wochenende Teams von Streetworkern und BVG-Sicherheitsmitarbeitern unterwegs sein werden, um Obdachlosen Hilfe anbieten. Ziel sei es, möglichst viele Menschen zum Aufsuchen von Notübernachtungen zu motivieren.

"Niedrigschwelliger Aufenthaltsort für Obdachlose"

Konkret übernimmt die Berliner Stadtmission die soziale Betreuung am U-Bahnhof Moritzplatz, die Sozialstiftung Karuna sichert die soziale Betreuung am U-Bahnhof Lichtenberg ab, hieß es weiter.

Um die soziale Betreuung auf hohem Niveau zu sichern und die Situation auf den U-Bahnhöfen zu entlasten, solle ferner innerhalb weniger Wochen ein neues Konzept von mobilen, beheizten Warte- und Wärmehallen an den Eingängen der beiden U-Bahnhöfe umgesetzt und getestet werden. Die Rede ist von einem „niedrigschwelligen Aufenthaltsort für Obdachlose“. Angeboten werden solle dort ebenfalls eine soziale Betreuung, um Hilfeangebote wie zum Beispiel Notübernachtungen zu vermitteln. Dafür sollen die beiden Bahnhöfe auch regelmäßig von einem Kältebus angefahren werden, hieß es. Sollte sich das Modellprojekt bewähren, solle es dauerhafter Teil der Berliner Obdachlosenhilfe werden.

Sozialsenatorin Elke Breitenbach (Linke) dankte den Beteiligten für die gemeinsame Lösung. Das Konzept der Warte- und Wärmehallen habe das Potenzial, dauerhaft Teil des Berliner Obdachlosenhilfesystems zu werden. BVG-Chefin Sigrid Nikutta betonte, niemand werde in kalten Nächten einfach auf die Straße geschickt. Die jetzt gefundene Lösung sei auch im Sinne der BVG-Kollegen und Fahrgäste. Stadtmission-Direktor Joachim Lenz sagte: „U-Bahnhöfe sind keine geeigneten Nachtquartiere. Wenn obdachlose Menschen dennoch nachts nicht von dort weg wollen, ist es gut, ihnen vor Ort einen warmen und sicheren Raum anzubieten, um die Nacht zu überstehen.“ (mit epd)

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