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Berlin: Neues Leben für die Mittelinsel Standortkonferenz

zum Ernst-Reuter-Platz.

Für Regula Lüscher begann der Abend im Architekturgebäude der Technischen Universität der Künste mit der Abwehr von Glückwünschen zu ihrer zweiten Amtszeit als Senatsbaudirektorin. Das sei keineswegs ausgemacht, sagte sie Planern, Investoren und Architekten, die sie lächelnd und werbend begrüßten. Sie zählten zu den wohl 100 Besuchern, die am Mittwochabend zur ersten Standortkonferenz über den aus der Zeit gefallenen Ernst-Reuter-Platz gekommen waren.

Die Mobilmachung der Anrainer aus Reihen der nahe gelegenen TU, der Hochschule der Künste, des Bezirks sowie der Firmen am Ort erfüllt den lang ersehnten Wunsch von Edzard Reuter „Seit 20 Jahren bewegt mich das Thema, wie der Niedergang des Platzes aufzuhalten sei“, sagt er. Ideen für eine Umgestaltung habe er viele. Zum Beispiel die Sperrung von zwei Fahrbahnen für den Verkehr? Reuter lacht und winkt ab – er wolle die Arbeitskreise nicht vorwegnehmen und keinen Sturm der Entrüstung in der Verkehrslobby.

Dabei zählte just das zu den stärksten Bildern im Vortrag des Stadtplaners der TU Harald Bodenschatz: In den 60er Jahren hielt die Straßenbahn noch auf der Mittelinsel des Platzes – für Autos gab es nur zwei Fahrbahnen. Bodenschatz zeigt auch, dass das Raster für den „umfassend mit Denkmalschutz gepanzerten“ Platz nur aus der Vogelsicht seine ästhetische Wirkung entfalte – es sei eben eine „Helikopter-Planung“. „Pflanzen-Wannen“ aus Beton, die schwer zugängliche „völlig untergenutzte“ Mittelinsel sowie die vier Fahrbahnen auf einer Gesamtfläche von 4,8 Hektar hätten einen Raum „ohne Geschichte und ohne Zukunft“ geschaffen.

Das mag anders gewesen sein, als der Verkehr noch nicht so toste. Lateinvokabeln hat der kleine Klaus-Dieter Gröhler auf der Mittelinsel gepaukt, während sein Vater auf einer Baustelle am Platz arbeitete. Heute ist Gröhler Charlottenburgs stellvertretender Bezirksbürgermeister, unterstützt die Idee einer Umgestaltung, rät aber auch dazu, den Denkmalschutz einzubeziehen.

Ideen für die Belebung des Platzes brachten Professoren aus Seminaren und Kolloquien auch gleich mit. Radikale wie diese: Den Verkehr in Abständen komplett zu stoppen, um den Fußgängern das Kreuzen des Platzes zu ermöglichen. Die Anlage einer „Ruhewiese“ vor den Fahrbahnen, zum Verweilen. Der Bau eines Pavillons auf den Freiflächen vor den Hochhäusern. Oder auch die Verkleidung von Lichtmasten, Parkscheinautomaten oder Hydranten mit Blumen, Bändern, Skulpturen oder Bildern durch UdK-Künstler.

Dieses „Feuerwerk der Ideen“ überzeugte die Senatsbaudirektorin – und sie belohnte die Initiative: „Wir werden Workshops und Wettbewerbe anschieben und finanzieren“, um das Wissen der hier beteiligten Immobilienentwickler, Ökonomen, Künstler, Firmengründern und Institute zusammenzubringen, kündigte sie an. Bis zu 100 000 Euro will sie sich das kosten lassen. Ralf Schönball

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