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Verzettelt. Frau und Mann – gespielt von Vera Bolten und Alex Melcher – haben jede Menge Ärger im Garten Eden.

© Doris Spiekermann-Klaas

Neues Musical: Adam und Eva erobern Berlin-Mitte

Es ist Mini-Musical made in Berlin: Marc Seitz und Kevin Schroeder bringen Mark Twains „Tagebücher von Adam und Eva“ auf die Bühne des Admiralspalastes.

Spielort: das Paradies, Textvorlage: Mark Twain, Handlung: die Liebesgeschichte des ersten Mannes und der ersten Frau auf Erden überhaupt, Subtext: Evolution versus christlichen Schöpfungsmythos, also Wissenschaft gegen Religion – hui! Ist schon ein ziemlich großes Paar Schuhe, das Komponist Marc Seitz und Librettist Kevin Schroeder mit ihrem ersten gemeinsamen Musical zu füllen versuchen. Und dass auch noch in Minimalbesetzung. Gerade mal zwei Darsteller stehen in dem zweistündigen Zweiakter „Die Tagebücher von Adam und Eva“ auf der Bühne, begleitet von einer vierköpfigen Bandbesetzung aus Klavier, Kontrabass, Schlagzeug, Cello.

Macher. Autor Kevin Schroeder (l.) und Komponist Marc Seitz im Admiralspalast.
Macher. Autor Kevin Schroeder (l.) und Komponist Marc Seitz im Admiralspalast.

© Doris Spiekermann-Klaas

Darf man so eine Mini-Musiktheaterproduktion überhaupt Musical nennen? Die beiden Jeansjungs aus Schöneberg rollen die Augen. Das sind die Fragen, die nur die definitionsgeilen Deutschen stellen. Seitz und Schroeder kennen das schon, die beiden sind zwar erst 36 und 32 Jahre alt, aber als studierte Musicaldarsteller, als Komponist und Autor schon länger als ein paar Tage im Geschäft. „Dies ist keine große, kalte, kommerzielle Produktion, sondern eine getragen von Theaterblut“, sagt Kevin Schroeder. In Berlin denke bei Musicals jeder an die Großproduktionen, so Kevin Schroeder, dabei sei das Genre nur dadurch definiert, dass die Songs die Handlung vorantreiben, also ein Theaterstück mit und durch die Musik erzählt wird. Und das könne, ergänzt Marc Seitz, wie in New York am Broadway ganz selbstverständlich praktiziert, einfach alles sein: „intelligent, profan, billig oder showy“. Klar, dass die beiden ihr Stück, bei dem Christoph Drewitz Regie führt, in Ermangelung eines Riesenensembles, einer Girlreihe und großen Bühnenflitters nicht in die Kategorie „showy“, sondern „intelligent“ einreihen. Mark Twains Vorlage, eine witzige Satire auf das tiefe Unverständnis zwischen Mann und Frau inklusive jeder Menge Ärger im Paradies, ist es jedenfalls.

Und wie die wissbegierige Eva so im Outdoor-Outfit auf die Bühne stolpert und in ihrem Wahn, sich die unbekannte Welt über die Beschriftung mit Zetteln untertan zu machen, sieht schon mal ganz heiter aus. Der Dussel im Paradies ist trotz ihrer zweifelhaften Herkunft aus Adams Rippe nicht sie, sondern Adam, ein wild tätowierter Faulenzer, der nicht im Entferntesten auf den Einfall kommt, irgendwas erforschen zu wollen, sondern seine Ruhe über alles liebt. Die beiden Darsteller Vera Bolten und Alex Melcher sind ein eingespieltes Team. Sie standen im vergangenen Jahr schon gemeinsam im Theater des Westens im Queen-Musical „We will rock you“ auf der Bühne. Ein jazzig swingendes Duett zwischen den beiden mündet in dem lakonischen Stoßseufzer: „Beschissene Situation / mit der einen Person / in der ganzen Region.“

Zweifellos ein Satz, der zum Mitgefühl und Mitfiebern mit dem ersten Paar auf Erden, das sich auch diesmal irgendwann jenseits von Eden wiederfindet, einlädt. Trotzdem – ist die Geschlechterkampfkiste durch Stücke wie „Caveman“ und zahllose Comedy-Programme auf der Bühne nicht langsam mal durch? Marc Seitz, der bei der Lektüre von Twains Tagebuch-Text gleich an Lieder gedacht hat, nickt und seufzt. Kevin Schroeder zählt hurtig alle eingangs genannten Inhalte auf und beteuert: „Wir machen kein Mario-Barth-Musical.“ Na, Gott sei Dank. Der Schöpfer kommt im Stück nur indirekt vor – als heimlicher Zettelschreiber.

Admiralspalast (Studio), Uraufführung Sa 3.3., 20 Uhr, auch Mo 19., Fr/Sa 30./31.3., Karten 27–39 Euro bei der Tagesspiegel-Ticket-Telefonnummer: 29 021 - 521, Mo–Fr 7.30–20 Uhr, Sa–So 8–12 Uhr

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