zum Hauptinhalt
Kuschelig schön. Katja Nottke und ihr Mann Nicolai Preiß in ihrem neugegründeten Theater in Lichterfelde.

© Kai-Uwe Heinrich

Neues Theater in Lichterfelde: Die Bühnenchefin ist ihr eigener Star

Katja Nottke, Berliner Schauspielerin, Sängerin und Synchronsprecherin, hat sich einen Wunsch erfüllt: Sie gründete ein Theater in Lichterfelde

Manchmal hat sie so etwas Sündiges in der Stimme. Dann könnte man glauben, Zarah Leander ist am Jungfernstieg 4c in Lichterfelde-Ost auf die Bühne zurückgekehrt. Oder sie singt aus tiefster Seele „Milord“ wie die Piaf auf dem Eiffelturm. Hin und wieder ist sie auch ganz und gar die Musical-Queen – mit Judy-Garland-Songs und Gebärden, als würde ihr die Welt in ihrem neuen Theater schon zu Füßen liegen. Doch heute, an einem Werktag gegen 9 Uhr, steht Katja Nottke mit leicht ausgebeulten Jeans und saloppem Pulli am Klavier und ist gerade mit der Gestaltung der Kulisse beschäftigt.

Sie vermisst ein schwarzes Tuch voller Goldpailletten. Auch das gehört zu ihrem Lebenstraum, den sie sich hier verwirklicht, seit sie vor vier Wochen ein Kleinkunst-Theater in eigener Regie eröffnete. Nun ist sie in „Nottkes Das Kieztheater“ alles zugleich, vor und hinter der Bühne: Theaterdirektorin, Sängerin, Schauspielerin und Ausstatterin.

Sie spielte schon in etlichen anderen Berliner Theatern

Aufmerksam zieht die 45-jährige geborene West-Berlinerin den Stoff durch die Finger. Sie ist ein bisschen mollig, irgendwie immer in Fahrt und im Gesicht unter dem kupferroten Haar ein wohl geratener Mix aus Backfisch und Dame. So hat Katja Nottke in den vergangenen zwanzig Jahren viele Fans gewonnen, seit sie die Schauspielschule in Berlin verließ und als Darstellerin oder Sängerin in Komödien, Dramen, Revuen oder Musicals zu sehen war: in den Kammerspielen, der Tribüne und Vagantenbühne, im Hansa-Theater oder Renaissance-Theater.

Doch woher nimmt sie nun den Mut für dieses neue, riskante Bühnenabenteuer in Lichterfelde? Zumal die Konkurrenz in der Berliner Kleinkunstszene hart ist und sie schon einmal, von 1992 bis 1996, damals gemeinsam mit dem Schauspieler und Sänger Claudio Maniscalco ein eigenes Theater betrieb, wo sie auch selbst auftrat – das KAMA-Theater in der Kreuzberger Fidicinstraße. Künstlerisch war es ein Erfolg mit Musical-Experimenten oder zeitgenössischen Komödien, aber wirtschaftlich endete es mit einem Schuldenberg, obwohl die 99 Plätze recht gut besetzt waren. Das lag an Management-Fehlern, aus denen sie nun ihre Lehren zieht.

"Kleinkunst soll hier so richtig Spaß machen"

Drei Jahre lang hat Katja Nottke überlegt, ob sie es noch mal wagen soll. Dann hat sie den passenden Ort gesucht und in einem früheren Büroflachbau am S-Bahnhof Lichterfelde-Ost gefunden. Nicht zu klein, damit sich die Vorstellungen finanziell tragen, und nicht zu groß, weil Kleinkunst „nur so richtig Spaß macht, wenn sich Künstler und Publikum möglichst nahe sind.“ Bewusst verließ sie die City, wo sich die Theater drängen, und ließ sich als Pionierin zwischen den gründerzeitlichen Villen im gut bürgerlichen Lichterfelder Kiez nieder. Inzwischen wohnt sie auch dort und weiß: „Hier leben viele Theaterfreunde – und sind froh, wenn sie auch um die Ecke ein gutes Bühnenstück oder Chansons erleben können.“

Das gibt ihr die Zuversicht. Außerdem spielt sie ihre neue Rolle recht entspannt, weil sie von „Nottkes Das Kieztheater“ noch nicht aus dem Stand alleine leben muss. Denn Katja Nottke ist auch eine gefragte Synchronsprecherin, leiht Michelle Pfeiffer ihre Stimme, Demi Moore, Melanie Griffith. Auch die „Raupe Nimmersatt“ war sie im Kinderhörspiel.

Also ließ sie den Bürotrakt, unterstützt von ihrem Mann, dem Architekten Nicolai Preiß, zum Saal umbauen, gruppierte auf einem petrolfarbenen Teppich gut 80 bordeauxrote Sessel an runden Tischchen und schuf so eine ganz eigene Mischung von Kaffeehaus und Nachtbar.

Wohlfühl-Theater mit Sesseln und Tischchen

In eines dieser Polstermöbel kuschelt sie sich nun hinein und redet über ihre Eigenwilligkeit. „Ich will machen, was mir gefällt – auf der Bühne und drumherum.“ Weil sie selbst im Theater gerne bequem sitzt, mussten also die Sessel her. Als Bühnenchefin genießt sie die Freiheit, Künstler ins Haus zu holen, die sie besonders mag und das Angebot nach Lust und Laune zu mischen – von Chansonabenden über Lesungen mit Pianomusik bis zu klassischem Theater. Sie setzt auch ihre eigenen Shows freimütig aufs Programm, zum Beispiel Chansons „von A wie Alexandra bis Z wie Zarah“ – und denkt schon mal ans spätere Rentnerdasein: „Mit diesem Theater möchte ich alt werden.“

Das könnte gelingen, falls der Titel eines Musicals über Zarah Leanders Leben, das sie heute und am 30. Dezember solo aufführt, auch für die neue Bühne gilt: „Nach mir ist man süchtig.“

Infos zum Programm und Reservierungen unter Tel.: 0800-1017045. Infos im Internet beim Berliner Theater Club unter www.laur-veranstaltungen.de/berlin.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false