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Kritische Ecke. In Ratzdorf treffen Oder und Neiße aufeinander. Beim Hochwasser 1997 zeigte der Pegel einen Höchststand von 6,68 Meter. Foto: dpa

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Berlin: Neugierige Blicke zum Pegelhäuschen

Am Zusammenfluss von Oder und Neiße gab es 1997 Höchststände

Ratzdorf – Die meisten Einwohner der Gemeinde Ratzdorf am Zusammenfluss von Oder und Neiße drehten am Dienstag eine Extrarunde zum Oderdamm. Dort steht das Pegelhäuschen, das beim letzten großen Oderhochwasser im Sommer 1997 bei der Anzeige von „6,68 Meter“ in den Fluten versank. Am Dienstag zeigten die Ziffern einen Wasserstand von 3,98 Meter an – neun Zentimeter mehr als ein Tag zuvor, aber noch 67 Zentimeter unter der ersten von vier Alarmstufen. „Bis jetzt sind die Bewohner nur neugierig und verfallen nicht in Panik über ein mögliches Hochwasser“, sagt Amtsdirektor Hans-Georg Köhler. „Wir sind auf die Welle vorbereitet und bereiten den Einsatz von freiwilligen Deichläufern zur Beobachtung der Dämme vor.“

Sandsäcke werden bislang weder in Ratzdorf, noch in der vor 13 Jahren nach einem Deichbruch überfluteten Ziltendorfer Niederung gefüllt. Man vertraue auf die neuen und stabilen Deiche, heißt es allenthalben. Lediglich die Betriebsamkeit bei den Freiwilligen Feuerwehren deutet auf eine gewisse Unruhe hin. Hier werden Fahrzeuge, Pumpen, Schläuche und anderes Geräte sowie Alarmpläne vorsichtshalber noch einmal überprüft.

„Es gibt einige Stellen, auf die wir besonders achten müssen“, sagt Amtsdirektor Köhler. „Dort steht noch der alte Deich, an dem sich nun ausgerechnet der vor einigen Jahren noch unbekannte Biber heimisch fühlt und die Stabilität etwas beeinträchtigt.“ Doch im Vergleich zu 1997, als Ratzdorf überhaupt keinen Deich besaß und viele der 350 Einwohner den Ort räumen mussten, ist die Lage heute deutlich sicherer.

Allerdings gibt es auch besorgt klingende Stimmen. „Die Oder wird seit Jahrzehnten nicht mehr ausgebaggert und erhält durch die Ablagerungen ein immer flacheres Flussbett“, kritisiert Heinz Blümel, Gaststätteninhaber in Aurith in der Ziltendorfer Niederung. „Da müssten doch die Deiche immer höher werden, um den Fluss bei Hochwasser im Zaum zu halten.“ Das Wasser- und Schifffahrtsamt Eberswalde bestätigte das Ende der Ausbaggerung, bestritt aber mögliche Gefahren: Die Oder besitze ein natürliches Flussbett. Im Oberlauf aufgenommene Sande verteilten sich im Unterlauf, hieß es. Außerdem verhindern Buhnen am Ufer ein zu starkes Absinken der Fließgeschwindigkeit und damit eine Verflachung des Flusses.Claus-Dieter Steyer

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