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Gut lachen. Daniela Schadt und Joachim Gauck.

© dpa

Neujahrsempfang beim Bundespräsidenten: Ruhe im Schloss

Im vergangenen Jahr ging es turbulent zu im Schloss Bellevue: Damals war Christian Wulff noch Bundespräsident. Beim Neuen, Joachim Gauck, ging es in diesem Jahr wesentlich ruhiger zu. Was auch an seiner Lebensgefährtin liegt.

Ohnehin war die Einladung zum Neujahrsempfang ins Schloss Bellevue für Emma-Jean Knössl eine aufregende Angelegenheit. Aber dann war die angehende Krankenschwester, die von Bundespräsident Joachim Gauck und seiner Lebensgefährtin Daniela Schadt in der Gruppe der verdienten Bürger empfangen wurde, auch noch ehrlich verblüfft. Beim Defilee habe Frau Schadt sie darauf angesprochen, dass sie bei Spaziergängen mit den Kindern, die sie ehrenamtlich betreut, Schwäne zählt und so rechnen übt. Dass die First Lady mit solchen Detailkenntnissen über ihre Arbeit aufwarten konnte, konnte die 20-Jährige kaum fassen.

Joachim Gauck und Daniela Schadt traten zum ersten Mal beim Neujahrsempfang auf, bei dem neben verdienten Bürgern auch die Repräsentanten des öffentlichen Lebens und die Bundesregierung geladen sind. Schadt, im schlichten kurzen blauen Kleid, sprach teils länger mit den Bürgern als der Bundespräsident. Und sie hatte sich eben auch gut vorbereitet. Small Talk mit Unbekannten liegt ihr offensichtlich, das Auflockern steifer Situationen auch. Das gehört ja auch zum journalistischen Handwerk, also zu dem Beruf, auf den sie verzichten musste, um das Ehrenamt der First Lady zu übernehmen.

Mitfühlende Worte fand sie auch für Cornelia Treffon-Goerth, die seit 2004 im brandenburgischen Reetz-Neuendorf ehrenamtlich in der Notfallseelsorge der Psychosozialen Notfallversorgung tätig ist. Die Krankenpflegerin betreut unter anderem zwei Kinder, deren Mutter sich das Leben genommen hat. Das Leid der Angehörigen, das sie lindern hilft, belastet sie selbst auch mal. Da tut Anerkennung gut. Ute Lucke-Polz freute sich, dass der Bundespräsident beim anschließenden Mittagessen weiter mit ihr reden wollte. Die pensionierte Medizinerin engagiert sich für den Lucke-Hof in Brandenburg, der in zehnter Generation im Familienbesitz ist. In den 300 Jahre alten denkmalgeschützten Gebäuden arbeiten Patienten aus einer Suchtklinik und Langzeitarbeitslose.

Das neue Paar an der Spitze des Staates strahle Ruhe aus, befanden Bürger, die vor dem Defilee ganz aufgeregt waren und hinterher entspannt miteinander plauderten. Die vergleichsweise Ruhe werden auch die Mitarbeiter des Bundespräsidialamtes zu schätzen gewusst haben. Im vergangenen Jahr drängten sich die politischen Journalisten vor der Absperrung, dahinter: Christian und Bettina Wulff. Erst ein Jahr ist es her, dass sie mit tapferem Lächeln gemeinsam versuchten, die Krise in den Griff zu bekommen. Als Horst Köhler wenige Monate vor seinem Rücktritt 2010 die Bürger empfangen hatte, waren interne Spannungen bereits zu spüren.

Jetzt steht wieder Zuversicht auf dem Programm. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel kam zum Defilee. Noch eine Neuerung: Erstmals zeigt das offizielle Neujahrsbild zwei aus der ehemaligen DDR stammende Menschen an der Spitze des Staates.

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