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Neukölln: Aufklären und durchgreifen

Neuköllns Migranten fordern von der Politik mehr Sicherheit und schönere Straßen. Dann würden die sozialen Aufsteiger unter ihnen auch in dem Bezirk wohnen bleiben.

Solche Erlebnisse hat Neuköllns Bürgermeister oft. Gastarbeiter der ersten Generation sagen ihm entsetzt: „In der Sonnenallee würden wir heute nicht mehr wohnen wollen. Da ist alles so heruntergekommen.“ Heinz Buschkowsky schockiert das. Deshalb hat sich der SPD-Politiker in Rotterdam umgesehen, wie man dort Viertel umdreht, die sozial gekippt sind.

„Die sozialen Aufsteiger unter den Migranten würden aus Neukölln nicht wegziehen, wenn sie merken würden, dass sich etwas tut“, sagt Safter Cinar, der Vorsitzende der Türkischen Gemeinde. Wenn sie sich sicherer fühlen würden, wenn die Straßen schon rein optisch einen besseren Eindruck machen würden. „Aber das kostet Geld.“ Genauso wie es mehr Personal brauche, um Verordnungen durchzusetzen. Um Neukölln sicherer zu machen, müssten die Behörden intensiver zusammenarbeiten, sagt Kazim Erdogan, der beim psychosozialen Dienst im Bezirksamt arbeitet. Er lehrt unter anderem türkisch- und arabischstämmige Männer, wie man Kinder gewaltfrei erzieht. In seine Männergruppe würde er gerne sogenannte Schwellentäter aufnehmen, Jugendliche, die bereits erste Straftaten begangen haben. „Die Väter könnten sehen, was man falsch machen kann. Die Jugendlichen hätten das Gefühl, es interessiert sich jemand für sie.“ Aber er komme an die Jugendlichen nicht heran, weil die Behörden die Daten nicht weitergeben.

Die Zusammenarbeit zwischen Ämtern und Migrantenvereinen habe sich schon sehr verbessert, sagt Mustafa Akcay vom Türkisch-Deutschen Zentrum in der Karl-Marx-Straße. Jugendrichterin Kirsten Heisig habe Einrichtungen besucht und um Mithilfe bei der Aufklärung der Eltern gebeten. Die Familien müssten noch viel besser informiert werden. Zum Beispiel darüber, dass ein libanesischer Schulschwänzer nicht nur seine Bildung riskiert, sondern auch sein Niederlassungsrecht, wenn er erwischt wird. clk

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