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Die in den 1920 Jahren erbaute Hufeisensiedlung in Britz liegt unweit des Fundortes der drei Leichen.

© Kitty Kleist-Heinrich

Neukölln: Der Mörder vom Bruno-Taut-Ring ist gefasst

Die Polizei kam dem mutmaßlichen Täter über Fingerabdrücke auf die Spur. Er stammt aus dem Strichermilieu. Die Anwohner sind nun erleichtert. Nach dem Fund von drei Leichen in der Siedlung hatte sich Angst verbreitet.

Berlin – Der Dreifachmörder von Britz ist gefasst. Kurz vor 17 Uhr nahm am Montag ein Spezialeinsatzkommando der Polizei in Neukölln den Gesuchten fest. Er soll in den vergangenen Wochen drei Männer in zwei benachbarten Häusern am Bruno-Taut-Ring getötet haben. Dem Vernehmen nach kamen die Ermittler dem polizeibekannten Mann über Fingerabdrücke auf die Spur, die in beiden Wohnungen gefunden wurden. Alle Opfer kannten sich, sie gehörten zum Trinkermilieu, dass sich am U-Bahnhof Britz-Süd trifft.

Wie berichtet, waren am vergangenen Freitagvormittag die Leichen zweier Männer gefunden worden. Der eine war durch Stiche in den Kopf ums Leben gekommen, dem anderen war durch rohe Gewalt das Gesicht so stark zerschlagen worden, dass die Nase fehlte. Das dritte Opfer war am Sonnabend in stark verwestem Zustand in einem Nachbarhaus gefunden worden. Der Mann soll bereits seit etwa drei Wochen tot gewesen sein. Das Motiv aller Taten ist unklar. Polizei und Staatsanwaltschaft weigerten sich gestern Abend sogar, das Alter des Mannes mitzuteilen.

Der Festgenommene soll in allen drei Fällen unter dringenden Tatverdacht stehen. Wie es hieß, soll der Mann aus dem Berliner Strichermilieu stammen. Tagsüber hatten die Ermittler seine Wohnanschrift in Köpenick überprüft, ohne ihn jedoch dort anzutreffen. Dort erhielten die Zielfahnder des Landeskriminalamtes jedoch weitere Hinweise. Der Tatverdächtige wurde dann gestern um 18 Uhr in kurzen Hosen und kariertem Hemd zur Vernehmung durch die Mordkommission in die Keithstraße gebracht. Dabei soll der Verdächtige insbesondere gefragt werden, ob es mögliche weitere Opfer gibt, die bislang noch nicht entdeckt worden sind.

In der Siedlung am Britzer Bruno-Taut-Ring reagierten Anwohner gestern Abend erleichtert auf die Nachricht von der Festnahme. In der ruhigen Wohngegend mit den Vorgärten und vierstöckigen Häusern, die wie ein Musterbeispiel der Idylle wirkt, hatten etliche Anwohner nach den Morden ein mulmiges Gefühl – zumal am vergangenen Freitag, als die ersten zwei Toten entdeckte wurden, ein riesiges Polizeiaufgebot in ihre Siedlung einrückte.

Man hoffte auf die Aufklärung. „Natürlich sind hier jetzt alle aufgeregt, auch wenn sie nicht so tun“, äußerten sich noch am Montagvormittag Siedlungsbewohner. Die Morde waren unter ihnen Gesprächsthema Nummer eins. Alle seien misstrauisch geworden, man treffe seltener Menschen, hieß es. „Auf den zweiten Blick merkt man, dass alle jetzt ein bisschen Angst haben“, sagte eine ältere Bewohnerin. Tatsächlich waren am vergangenen Wochenende weniger Leute unterwegs, der Spielplatz gegenüber dem Tatort war verlassen.

Der Bruno- Taut-Ring sei eben eine abgelegene Siedlung, sagen Anwohner. Zwar ist es zur U-Bahnstation Britz Süd nicht weit, aber die vielen Bäume und Sträucher und die einsamen Häuser lassen das ganze abgeschieden wirken. Hecken schützen die Gärten vor neugierigen Blicken, es gibt gut geschnittene Rasenfläche mit Hundeverbotsschildern, Steinwege und saubere Hauseingänge. Aus einem Fenster hängt eine Deutschlandfahne. Ganz ruhig ist es hier, in der Ferne läuten Glocken, Vögel zwitschern. Auch die Klingelschilder der Toten befinden sich immer noch ordentlich an ihren Stellen an den Häusern 15a bis 15c.

Die Ruhe, die es hier gibt – sie wurde in den vergangenen Tagen eher als unheimlich empfunden.

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