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Im Vorjahr gab es Streit um den Karneval der Kulturen.

©  Reuters

Neuköllner Integrationsprojekt: Werkstatt der Kulturen bekommt ab 2018 kein Geld mehr

Die Werkstatt der Kulturen bekommt ab 2018 kein Geld mehr vom Senat. Hintergrund ist offenbar der Streit um die Finanzierung des Karnevals.

Die Werkstatt der Kulturen ist eine Berliner Institution, eine Mischung aus Club und Integrationsprojekt, gegründet vor 23 Jahren. Die Macher haben den Anspruch, Identität und Kultur der unterschiedlichen Migranten-Gruppen der Stadt zu fördern und den nicht-migrantischen Berlinern zu präsentieren – mit Konzerten, Filmen, Lesungen und großen Festivals. Wichtigstes Projekt war jahrelang der Karneval der Kulturen.

Das klingt nach einer bemerkenswerten Bilanz – offenbar nicht in den Ohren der Integrationssenatorin Dilek Kolat (SPD). Die will die Werkstatt ab 2018 nicht mehr mit Senatsmitteln fördern, in diesem Jahr erhält die Werkstatt noch 745.000 Euro, für 2017 werden 760.000 Euro in Aussicht gestellt. Ein entsprechendes Schreiben an die Werkstatt-Leitung liegt dem Tagesspiegel vor. Gründe für das abrupte Ende der Förderung werden nur angedeutet. „Die Kritik bezüglich der Werkstatt der Kulturen sei berechtigt“. Dem Neuköllner Veranstaltungszentrum käme ohne die Senatsförderung rund die Hälfte seines Budgets abhanden. Die Arbeitsplätze von rund 30 festen und freien Mitarbeitern wären akut gefährdet.

Man trennte sich im Streit

Hintergrund ist offenbar ein langwieriger Streit um die Finanzierung des Karnevals der Kulturen, der seit 2015 nicht mehr von der Werkstatt veranstaltet wird. „Wir wollten 380.000 Euro mehr für den Karneval der Kulturen“, sagt die Geschäftsführerin der Werkstatt, Philippa Ebéné. Mit den zusätzlichen Mitteln sollte ein neues Sicherheitskonzept für den stark gewachsenen Karneval finanziert werden. Doch dazu kam es nicht – man trennte sich im Streit. Der Karneval wurde abgesagt, die Senatsverwaltung kümmerte sich um einen neuen Träger, die „Kulturprojekte Berlin“ übernahm – der Karneval konnte doch stattfinden.

Seitdem ist das Verhältnis zur Verwaltung zerrüttet. Nach Angaben von Ebéné gab die Senatsverwaltung einen „Programmdialog“, anschließend eine „Organisationsanalyse“ bei einer unabhängigen Gutachterin in Auftrag – beide Prüfungen seien positiv ausgefallen. Dennoch empfahl Kolat den Fraktionen in den Haushaltsberatungen, aus der laufenden Förderung auszusteigen.

Senat wünscht sich Öffnung der Werkstatt

„Es geht nicht darum, die Förderung zu streichen, sondern die Trägerschaft für die Werkstatt der Kulturen neu auszuschreiben“, sagt Kolats Sprecher Christoph Lang. Der bisherige Trägerverein könne sich dann wieder bewerben. „Man wünscht sich eine Öffnung der Werkstatt. Die Vielfalt der Bevölkerungsgruppen, die in den letzten Jahren nach Berlin gekommen ist, wird nicht mehr repräsentiert.“ Eine Neuausschreibung sei von Zeit zu Zeit ohnehin sinnvoll, sagte Lang, damit sich in einem offenen Wettbewerb das beste Konzept durchsetzen könne. Diese Einschätzung werde von einer breiten Mehrheit in den Fraktionen geteilt. Wozu dann allerdings eine externe Organisationsanalyse erstellt wurde, konnte Lang nicht sagen.

Die Piraten kritisieren die fürs nächste Jahr geplante Neuausschreibung. Ihr Sprecher für Integration, Fabio Reinhardt, stört sich vor allem an der seiner Ansicht nach eigenmächtigen Ankündigung Kolats, die Gelder für die Werkstatt ab 2018 zu streichen. „Senatorin Kolat scheint vergessen zu haben, wer in Berlin Haushaltsgesetzgeber ist.“

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