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Berlin: Neuköllnisch wird doch kein Schulfach

Wie Berliner in den April geschickt wurden: Knut sollte versteigert und die Zoos sollten fusioniert werden

Der gestrige Tag hatte es in sich. Eine ganze Reihe von Ereignissen und Ankündigungen beschäftigte die Berliner. So berichtete der Tagesspiegel exklusiv über ein ehrgeiziges Neuköllner Pilotprojekt: In den Schulen des Kiezes sollten deutsche Schüler das komplizierte Neuköllnisch lernen, um ihren türkischen Mitschülern näher zu kommen. Das Projekt wurde jedoch kurzfristig wieder abgeblasen. Es fand nur am 1. April statt.

Die Online-Ausgabe der „Süddeutschen Zeitung“ schickte ihre Leser mit der Meldung in den neuen Monat, Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) wolle Eisbär Knut im Internet versteigern. Die Finanzkrise der Stadt solle so überwunden werden. Wütende Berliner hätten daraufhin das Rote Rathaus belagert, malte sich die „SZ“-Redaktion aus. Auch bei Info-Radio sorgte man sich gestern um die finanzielle Situation der Stadt. Dort hieß es, dass Berlins Finanzsenator Thilo Sarrazin den Zoo mit dem Tierpark Friedrichsfelde fusionieren wolle. Und zwar auf dem Gelände des Flughafens Tempelhof. Sarrazin verspreche sich von der Fusion Synergieeffekte. So könnten sich die Tiere selbst mit Fressen versorgen. Etwa wenn der Löwe die Antilope zum Abendessen besuche.

Einen der möglichen Umzügler, Eisbär Knut, hatte man gestern von diesen Neuigkeiten noch nicht unterrichtet. Er gab der „BZ“ zum 1. April ein launisches Interview. Dort sprach er zum ersten Mal über seine Familie: „Ich weiß gar nicht, was Du mit Vorfahren meinst“, offenbarte er dem Journalisten Tom Kummer, der für fantasievolle Interviews berüchtigt ist. „Eine Mutter? Was ist das?“, fragte Knut frech. Doch trotz des Medienrummels scheint Knut auf der Eisscholle geblieben zu sein: „Ich will größer werden. Will fressen. Und noch viel mehr spielen. Das ist alles.“ Sensationell!

Da gingen die guten Meldungen zum 1. April fast unter: So meldete der „Berliner Kurier“, dass die Puhdys endlich verboten werden. Das öffentliche Abspielen von Tonträgern der Rockrentner sei vom Europäischen Gerichtshof untersagt worden. Ein Ungar habe sich die Namensrechte Púhdys für seine Plattenseekapelle sichern lassen. Den Puhdys hätte es in dieser Situation sicher gefallen, wenn wahr wäre, was die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) verkündete: Man wolle Rentner in den Schuldienst schicken, um gegen den Lehrermangel anzugehen. 1255 Opas stünden bereit. Ob das eine Drohung oder ein Aprilscherz war, weiß nur die GEW. lich

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