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Berlin: Neulich beim Finale

Von Esther Kogelboom Es ist noch reichlich Platz auf den Tribünen des Center Court, als das German-Open-Finale beginnt. Trotzdem – es war wohl nicht nur die von Turnierdirektor Eberhard Wensky viel beschworene familiäre Turnier-Atmosphäre, sondern auch die starke Präsenz der Amerikanerin Serena Williams, die die Zuschauer auf die malerisch gelegene Tennis-Anlage des LTTC Rot-Weiß gelockt hat.

Von Esther Kogelboom

Es ist noch reichlich Platz auf den Tribünen des Center Court, als das German-Open-Finale beginnt. Trotzdem – es war wohl nicht nur die von Turnierdirektor Eberhard Wensky viel beschworene familiäre Turnier-Atmosphäre, sondern auch die starke Präsenz der Amerikanerin Serena Williams, die die Zuschauer auf die malerisch gelegene Tennis-Anlage des LTTC Rot-Weiß gelockt hat.

„Zu uns kommen weniger Leute als in den Vorjahren“, sagt Michael Ebbert, der in einem nahe dem VIP-Zelt aufgebautem Stand Luxusschuhe und -taschen verkauft.

Auffällig sei, so Ebbert, dass Männer dieses Jahr ausgefallenere Modelle bevorzugen, während „die Damen“ bei den Klassikern bleiben. Ist ja auch praktisch, direkt auf dem Tennisplatz sonntags ein paar Schuhe anzuprobieren.

Und während der Schuhverkäufer auf bessere Zeiten wartet und Court B noch mit dem Gartenschlauch bewässert wird, eilt der Regierende samt Bodyguard und goldgefasster Sonnenbrille über den Kunstrasen Richtung Center Court. „Ich denke, dass Williams gewinnt“, glaubt Klaus Wowereit, der das letzte Mal vor zwei Jahren an der Hundekehle zu Gast war. Auch sein Amtsvorgänger Eberhard Diepgen erscheint - in Begleitung des Präsidenten des Nationalen Olympischen Komitees, Walther Tröger. Sogar der Bundespräsident hat auf einem Plastikstuhl Platz genommen.

Dass man während eines Turniers nicht nur spannende Spiele sehen, sondern auch wichtige Geschäftskontakte knüpfen kann, weiß auch Wolfgang Ehlert aus Rudow, der im Kies vor dem Kassenhäuschen auf seine Logen-Karte wartet. Ehlert interessiert sich nicht besonders für Ballsport, sondern viel mehr für Skat und den Fernseher vom Hersteller „Loewe".

„Ich will den Rolls-Royce unter den Fernseher kaufen“, erklärt der Mann mit der großen Sonnenbrille. „Da wurde ich hierher in die Loewe-Loge eingeladen.“ Ehlert hat seine Fotokamera mitgebracht, „wegen der kurzen Röcke“, sagt er. Und welche Spielerin findet er hübscher, Henin oder Williams? „Oh, das kann ich gar nicht sagen“, erklärt er. „Alle Frauen in kurzen Röcken sehen fotogen aus.“

Echtes sportliches Interesse dagegen hat Stefanie Lange, die mit ihrer Freundin Henriette Ernst aus Genthin gekommen ist, um ein spannendes Filiale zu erleben. Mit ihrer bunten Punkfrisur ist die 19-jährige nicht unbedingt eine typische Turnierbesucherin. „Tennis ist einfach ein schöner Sport“, finden die beiden, die auch selbst Tennis spielen, sich zusammen Übertragungen im Fernsehen ansehen und vermuten, dass Serena Williams das entscheidende Spiel klar gewinnt. Karten haben sie zum Schülerpreis von zehn Euro erstanden.

Adrian Kröhling hat seinen Platz auf der Haupttribüne schon früh besetzt. Normalerweise arbeitet er in der Schokoladenfabrik am Kurt-Schumacher-Damm. „Die Eintrittspreise sind dieses Jahr teurer, das gefällt mir nicht“, sagt der aus Polen stammende Träger einer Lacoste-Mütze. Auch er ist ein Fan der kraftvollen Serena Williams mit den Bauarbeiteroberarmen.

Und während die Damen beim Herzschlag-Duell unten auf dem Ascheplatz beim letzten Satz immer lauter stöhnen, schreien die Zuschauer während des Seitenwechsels wie beim Popkonzert: „Sereeena“, „Justiiine". Die Schreie für die Belgierin wirken wohl etwas besser. Klaus Wowereit darf der strahlenden Siegerin Justine Henin schließlich einen goldenen Teller und zwei Küsschen geben. Aber auch Serena Williams sieht nicht eben traurig aus: Sie hat immerhin schon zwei Mal gegen die ein Jahr jüngere Henin gewonnen.

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